Das ist "Landeskolorit", wogegen man wenig unternehmen kann. Die tradierten Konservativismen einer Gesellschaft sind hier und dort unterschiedlich gelagert, aber an irgendeiner Stelle immer feststellbar.
Wenn man sich die Webseiten von Swingerclubs in Paris anschaut, und davon gibt es nicht wenige, findet man unter "Dress-Code" (das ist "Frenglisch") stets den sinngemäßen Hinweis, dass die Herren bitte in langer Hose und mit schicken Schuhen und die Damen "so sexy, wie es geht" erscheinen sollten. Das wird dort als "Stil" angesehen - wie in Paris sogar auch in einem FKK-Dorf. Alle Damen und Herren haben also bitte dem optischen Vorurteil zu genügen, das Hollywood bei "Pretty Woman" zelebriert hatte.
Einige Frauen mögen das tatsächlich: "Ich finde Männer im Anzug sehr sexy", habe ich öfter gehört. Die Rückfrage, ob sie im Frankfurter Bankenviertel dann so richtig wuschig werden, wollten sie nicht beantworten.
Anders tickt eben so mancher deutscher Swingerclub: Gelegentlich findet man Hinweise, wonach Herren bitte keinesfalls Anzüge tragen, sondern im anders gemeinten Sinne "anzüglich" erscheinen sollten. Also in Kleidung, die in Frankreich wohl "Schwulenklamotten" genannt würden.
In verwandter Weise wie in Frankreich können das in jedem Sommer Männer in deutschen Arbeitsumgebungen beobachten: Während Frauen in einem Hauch von Nichts im nichtklimatisierten Sitzungssaal (wir sind ja ein kaltes Land; hüstel) sitzen dürfen und immer noch annähernd Business-mäßig aussehen, wird von Herren am besten noch ein gebügeltes Hemd, darunter Unterwäsche, ein Sakko und im Extremfall noch eine Krawatte erwartet.
Das Besondere an solchen landestypischen Kleidungsgewohnheiten ist, dass sie von allen als völlig normal empfunden werden, jeder Zweifel als barbarisch und irgendwie schräg. "Na, was denn sonst?", ist noch die freundlichste Rückfrage.
Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen. Und wen es wirklich stört, kann zur Schaumparty am Glamour Beach gehen. Da ist das mit dem Dresscode ganz simpel.
In diesem Sinne - viel Freude am Cap, und es gibt aus mancherlei Sicht an anderen Orten am Cap auch mehr zu erleben als im Waiki und im Melrose.