Ich kann dir als polyamorer Mann antworten. Schwerer fällt es mir, dir diese Frage als Malesub zu beantworten.
Als polyamorer Mann:
Hier würde ich anbringen wollen, dass die Libido der Beteiligten ein sehr großes Gewicht haben sollte. Deshalb wird es keine pauschale Antwort auf jede Frage in dieser Richtung geben. Aber, es gibt Kriterien, die bei der Aushandlung Berücksichtigung finden sollten.
- Was sind die jeweils eigenen Bedürfnisse der Beteiligten? Explizit nicht einfließen sollten die Forderungen (meist als Bedürfnisse getarnt) an den Partner. Meist verbergen sich dahinter Verlustängste und Eifersucht, deren Überwindung aber nicht die Aufgabe des Partners sind, der sich mit diesen konfrontiert sieht. Hier ist jeder selbst für sich verantwortlich. Diese Haltung wird vor allem zu Beginn als egoistisch wahr genommen. Mit der Zeit erkennt man/frau aber, dass dem nicht so ist.
• Was sind die (unromatischen) Verpflichtungen? Meist sind monogame Paare gemeinsame Verpflichtungen gegenüber Dritten (Kinder, Eltern, Vereine, Freunde) eingegangen. Diese Verpflichtungen sollten besonders während der Öffnung und Phasen der NRE (New Relationship Energy) einen gewissen Vorrang genießen. Dies beruhigt die Angst davor, was denn andere sagen könnten und gibt die Sicherheit, das eingegangene Pflichten weiterhin gemeinsam erfüllt werden.
• Welche exklusiven Räume bleiben dem Paar? Diese Räume können sehr unterschiedlich sein. Dies kann die Exklusivität bestimmter Orte sein. Da kann es um feste Zeitfenster gehen, die diesem Paar immer vorbehalten sind. Da kann es auch um sexuelle Praktiken gehen, die zumindest vorerst exklusiv bleiben. Hier sollte frau/man aber nicht zu sehr ins Detail gehen. Regeln geben zwar eine gewisse Sicherheit. Diese ist aber meist nur Schein. Zumal der Bruch dieser Regeln schnell zu deutlich größeren Vertrauensbrüchen führt. Insbesondere dies sollte in der Öffnung vermieden werden.
• Wie geheim ist diese Öffnung? Wer darf davon wissen? Was dürfen andere wissen? Aber auch, was soll der Partner wissen (siehe Don't ask, don't tell)? Ich bin hier ein Verfechter innerer Offenheit und äußerer Beschränkung. Gerade aufgrund von Safer Sex sollten alle Partner von den Abenteuern wissen. Auch wenn die Details vielleicht nicht wichtig sind (siehe nächster Abschnitt). Nach außen trete ich meist eher bieder und spießig auf. Deshalb vermuten die Leute nicht mal so etwas wie Polygamie/Polyamorie bei mir, selbst, wenn sie hören, dass ich mit mehreren Menschen zusammenlebe. Die Erwartungshaltung der Menschen ist da eher WG, denn das ist schon verrückt genug für sie.
Als Malesub:
Das zu beschreiben, fällt mir deutlich schwerer. Denn hier sind die Varianten noch weitaus vielfältiger. Der Malesub kann Eifersucht erotisierend empfinden (emotionaler Masochismus). Der Malesub kann eher dem dienenden Spektrum angehören und es als Dienst an seiner Herrin empfinden.
Als weitere Bekanntschaft, kann es sehr gut sein, dass Sub es sowieso am liebsten auf die Sessions begrenzen möchte, vielleicht weil es für Sub selbst nur eine (heimliche) Nebenbeziehung ist. Vielleicht aber leidet Sub auch höllisch darunter seine Herrin teilen zu müssen. Ich fürchte das ist extrem individuell.
Meiner Erfahrung nach (und als Switcher kenne ich beide Seiten) sind Beziehungen, die auf BDSM beschränkt sind, meist mit einem Haltbarkeitsdatum versehen. Sie enden meist, wenn eine Seite Gefühle entwickelt. Dies muss nicht mal Liebe sein, das ist häufiger eine gewisse Hörigkeit aus der Tatsache, dass Dom nicht verfügbar und unnahbar bleibt, bei gleichzeitiger Rauscherfahrung, die so viel intensiver ist, als es sonst erlebt wird. Gleiches kann Dom umgekehrt allerdings auch passieren und leider hat die BDSM-Gemeinde da weniger Verständnis für. Warum auch immer.
Du siehst, es ist recht schwierig zu beantworten. Ich hoffe du konntest aufgrund meiner Erfahrungen etwas für dich herausziehen.