Ein Blick in die Zukunft!
!!! Es ist Montag, der 24. Mai 2015, 4.30 Uhr morgens:
Der Radiowecker reißt Günter R. (47) aus dem Schlaf.
Der Oldie-Sender spielt mal wieder Modern Talking.
Herr Günter R. quält sich aus dem Bett.
Gestern ist es etwas später geworden, bei der Arbeit.
Dienst am Pfingstsonntag - mal wieder.
Früher konnte er danach wenigstens ausschlafen.
"Ja, ja, der Pfingstmontag", murmelt Herr Günter R., "ist das wirklich schon sieben Jahre her?"
Es hat sich wirklich einiges getan seit damals.
Nur nicht in seinem Haus.
Als 2005 die Eigenheimzulage plötzlich doch gestrichen wurde,
mussten sie eben einige Abstriche machen.
Und inzwischen hat sich Familie R. daran gewöhnt.
An die frei liegende Leitungen, den notdürftig verschraubten
Gipskartonplatten an der Wand und den nackten Betonfußboden
in der Küche, in den Kinderzimmern und im Wohnzimmer.
Das geplante Gäste WC wird jetzt als Speicher für die selbst
angebauten Kartoffeln genutzt.
Gut, denkt Herr Günter R., dass damals die Garage noch nicht fertig war.
Denn der Kleinwagen ist längst verkauft.
Zu teuer, seit es keine Kilometerpauschale mehr gibt und
das Benzin 3,979 EUR pro Liter kostet - ganz zu schweigen von
den unbezahlbaren Kundendiensten in der Werkstatt.
Und mit Bus und Bahn dauert es in die City ja auch nur zwei Stunden.
Wenn man Glück hat und diese nicht wieder Verspätungen haben.
Und was man dabei für nette Leute trifft.
Zum Beispiel die große Blondine, die Herrn Günter R. immer so
reizend anlächelt.
Zurücklächeln mag er nicht. Wegen seiner Zähne.
Aber was will man machen? 4.500 Euro für zwei Kronen sind sehr viel Geld.
Nun gut, die aus China würden 3.900 Euro kosten - aber das Geld
hat Herr Günter R. auch nicht.
Und schon die Brille musste er selbst bezahlen.
Hat dabei aber 12,50 Euro gespart, weil er nicht gleich zum Augenarzt, sondern erst zu seinen Hausarzt - wegen dem Überweisungsschein gegangen ist.
Wie gut, dass Herr Günter R. diesmal im Wartezimmer nur 3 Stunden
warten musste.
Trotzdem: Der Urlaub fällt flach. "Das könnte Ärger zu Hause geben ", stöhnt
Herr Günter R. vor sich hin.
Traurig erinnert er sich an letzte Weihnachten. Als es nichts gab.
2009 wurde nämlich auch in der freien Wirtschaft das
Weihnachtsgeld gestrichen.
Im öffentlichen Dienst ist das ja schon länger her.
"Und bis wann gab's eigentlich Urlaubsgeld?", fragt sich Herr Günter R.,
er kann sich nicht mehr erinnern.
Damals hatte man jedenfalls noch genügend Urlaub, um das
Urlaubsgeld auszugeben.
Heute sind's ja gerade mal 14 Tage im Jahr.
Feiertage wie Pfingstmontag? oder 1. Mai? ist schon lange Geschichte.
Das stand so nicht auf der Agenda 2010 .. - so hieß sie doch, oder?
Aber man soll nicht meckern.
Die da oben, weiß Herr Günter R., müssen noch viel mehr ackern.
Darum kann Günter R. - Dank der Gewerkschaften, mit
der 54-Stunden-Woche auch ganz gut leben.
Krank werden darf man halt nicht! Er hat auch keine andere Wahl.
Seit der Kündigungsschutz auch in den Betrieben gelockert wurde,
mag man es sich mit den Bossen nicht mehr verscherzen.
Wer will sich schon einreihen in das Heer von über sieben Millionen Arbeitslosen?
Aber den Feiertagszuschlag für den Dienst an Pfingsten vermisst
er schon sehr.
Was soll's, in 28 Jahren, dann wird Herr Günter R. 75 und hat es hinter sich.
So üppig wird die Rente zwar nicht ausfallen, wenn das mit den
Nullrunden so weitergeht.
Doch wer weiß:
Vielleicht bringt ihn das Rauchen vorher um.
Obwohl er weniger qualmt, seit die Schachtel 12 Euro kostet.
Aber heute, auf den letzten Metern zum Büro, steckt Günter R. sich
trotzdem eine an........
Ich wünsche Euch für die Zukunft viel Kraft und Gesundheit!
Liebe Grüsse