meine Sicht
Zu 1. Ich glaube nicht, dass es der Charakter ist, der sich ändert. Es ist wohl die Wiederspiegelung. Nach dem humorvollen, aber wahren Buch "Das Peter-Prinzip" wird jeder solange befördert, bis er den persönlichen Grad der Unfähigkeit erreicht hat. D.h., wir müssen unterscheiden, ob der Chef allein durch "Hochdienen" in diese Position gekommen ist und womöglich auch noch die für ihn letzte Stufe erreicht hat, oder ob er der Initiator, z.B. Gründer des von ihm geführten Bereichs ist.
Ich glaube, dass also Charaktereigenschaften, die bei Chefs beobachtet werden, nicht neu entstehen, sondern schon immer da waren. Es treten dann nur bestimmte Charaktereigenschaften deutlicher hervor und andere in den Hintergrund, jenachdem, was der Stellung und Aufgabe gut tut. Dennoch scheinen sich Chefs zu verändern, was einfach auch wieder einem Anpassungsdruck geschuldet ist. Erfahrung und Anforderungen steuern das.
Zu 2. Es wirkt sich oft extrem auf unsere Beziehungen aus. Bei mir war es so, dass meine Partnerin durch meine beruflich verursachte Abwesenheit beim Abendbrot immer mehr den Chef in der Familie spielte, zunehmend dann auch gegen mich. Stellte ich den Kindern Forderungen, meinten sie, sie müssten erst mal Mutti fragen. Und die demontierte mich dann häufig, fand es z.B. überzogen, am Wochenende gemeinsam zu frühstücken, damit man etwas unternehmen kann.
Damit wurde die Kluft zwischen dem beruflichen Ansehen und der familiären Rolle als Hofnarr unerträglich. Dass das aber kein Einzelfall ist, sondern offensichtlich vielen so geht, dessen bin ich sicher. Wir erwarten dann den gewohnten Respekt auch von unseren Partnern/Familienmitgliedern, auch deswegen, weil die sich oft nicht einmal im Klaren sind, dass sie ihren oft guten Lebensstandard zu einem wesentlichen Teil unserer engagierten Arbeit verdanken.
Dann fällt meistens der Satz: "Wir haben uns auseinander gelebt!". Ich denke, es hat eher damit zu tun, dass man vergessen hat, wen man sich da eigentlich mal erobert hatte.