Moin,
ein blödes, ganz blödes Erlebnis.
Ich hatte Dir ja schon real ein bißchen dazu erzählt, was ich hier größtenteils wiederhole.
Selbst habe ich in den letzten 4 Jahren unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema "Reinspritzen ohne Kondom" gemacht:
• Da gab es Situationen, wo das Gummi schlicht abrutschte, weil es im Kondom nasser als drum herum war - bäm.
Stichwort: Suppender Penis.
• Dann gab es Situationen, wo das Gummi einfach der Reibung nicht Stand hielt und riss - badam.
Stichwort: Maximale Gebrauchsdauer sind wohl nur 15 Minuten.
• Zudem gab es mehrere Situationen, wo ich mit einzelnen Herren eine zweite Runde einlegen wollte und sie jeweils fragten "Mit oder ohne Gummi?" - Ernsthaft?
Stichwort: Wir kennen uns ja schon.
• Und dann erinnere ich mich noch an ein paar Situationen, wo der ein oder andere Herr einfach voll Gier und Glück war, den Schwanz endlich hochbekommen zu haben und ihn einfach schnell reinstecken wollte - Moooment!
Stichwort: Achtsamkeit beim Koitus.
Ich will damit sagen, dass es ganz unterschiedliche Situationen geben kann und soviel ich auch darauf achte, es geht immer mal was schief (vielleicht ist das ein kleiner Trost). Aus diesem Grund (und auch, weil GV nicht der einzige Weg zur Verbreitung von Geschlechtskrankheiten ist) teste ich mich alle 6 Monate auf diverse sexuell übertragbare Sachen. Ich zahle diese Vorsorge für mich und meine Sexualpartner selbst. Das gehört zu meinem Hygienekonzept, welches mit Sicherheit unterschiedlich, manchmal sogar konträr zu den Überlegungen anderer swingender Menschen ist. Das akzeptiere ich. Aber dementsprechend überlege ich mir auch, mit wem ich sexuell tätig werde oder nicht.
Dennoch bin ich auch während der gemeinsamen Zeit mit den herausgepickten Menschen auf der Matte immer mit einem Auge oder einer Hand an meinen Körperöffnungen, um ungewollten Sex ohne Kondom zu verhindern. Wenn das Gewusel größer wird, schätze ich einen oder mehrere Assistenten (w/m/d) oder einfach die Achtsamkeit aller Mitspielenden. Das durfte ich auch schon mehrmals dankbar erleben.
Glücklicherweise ist ein Swingerclub eben nicht mehr ein Ort, an dem unbedacht wild durcheinandergerammelt wird, weil es Aufgabe der Frauen ist, zu verhüten und die Kondome (1) zwar da sind, aber einfach links liegen gelassen werden. Zu so einer Zeit hätte ich mir wohl nie überlegt, einen Swingerclub zu besuchen.
Heutzutage sind es gefühlt 90 Prozent, welche die Regel "GV nur mit Gummi" gedanklich zu den anderen Club-Standardregeln "Nein heißt Nein" und "Alles kann, nichts Muss" packen und einfach akzeptieren. Die restlichen 10 Prozent erkenne ich spätestens, wenn ich mit ihnen aktiv zu tun habe.
Ich danke an dieser Stelle einmal allen Menschen im Club, die ich in meinen bisher 282 Clubbesuchen kennen lernen durfte und mit denen ich entspannte, erregende und vor allem geile Runden erleben durfte und die ebenso wie ich das Kondom als Schutz nicht infrage stellen.
Und jetzt nochmal klar für alle evtl. zukünftigen Mitspieler (egal welchen Beziehungstatusses und welcher Eintrittsregularien) mein ganz persönlicher Standpunkt zum Vögeln ohne Gummi, "wenn man sich kennt":
Da ich inzwischen gefühlt das halbe Passion "kenne" würde ich also mit denen ohne Gummi vögeln, diese dann ebenso mit allen, die sie kennen und diese auch ...
Sorry, aber diese "sich kennen"-Regel erschließt sich mir für nicht-monogame, promiskuitiv lebende und dies feiernde Menschen einfach nicht.
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Anmerkungen:
(1) Fun Fact für alle, die denken, Kondome zum Schutz gegen Geschlechtskrankheiten seien eine Post-AIDS-Erfindung:
Bereits in der Bremer Kontrollstraße, 1878 eingerichtet (heute Helenenstraße), wurde die Nutzung von Kondomen zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten dringlichst empfohlen. Ab 1908 hing eine Warntafel an jedem Haus dieser Straße. Ein Kondom kostete bei den Prostituierten 10 Pfennige. Wie schön, dass die Standard-Gummis gegenwärtig im Swingerclub inklusive sind.
Siehe:
Quast, Sebastian/Wittig, Martha: Die Helenenstraße - Der Staat als Kuppler? in:
Schöck-Quinteros, Eva/Dauks, Sigrid (Hrsg.): "Wußten Sie, daß Ihre Tochter Herrenverkehr hatte?" Der Fall Kolomak in Bremen 1927. Bremen, 2010. S. 342ff