Das erste Mal "en femme" unterwegs.
Hallöchen an alle. Hier nochmal meine Erlebnisse meines ersten Mals "en femme" unterwegs. Mein ursprünglicher Text ist fälschlicherweise im Lack-und-Leder-Forum gelandet, wer weiß warum. Ghost in the Joy-machine.Nun habe ich es tatsächlich geschafft "en femme" auszugehen und zwar in eine bekannte "Queer-Kneipe" in meiner ostwestfälischen Heimatstadt. Dort ist diese Kneipe incl. "Wirtin" über die Kreisgrenzen hinaus sowas wie eine Legende.
Soweit so gut. Ich brezelte mich halt als "Madame Klaudi-a" auf, also schwarze Lederjacke, Chiffonbluse mit rotem Halstuch, schwarzem Stoffrock, blickundurchsichtigen Strümpfen und hohen schwarzen Lederstiefeln.
Die Fahrt zur Kneipe war für mich noch recht entspannend. Der Fußweg durch die Stadt zur Kneipe war schon ein bissel "aufregender", denn man weiß ja nie, ob man erkannt wird und wie meine "Weibliche Täuschung" so funktionieren wird.
Da es etwas am regnen war, hatte ich meinen großen Schirm dabei, welcher mein Gesicht nebst Perücke ganz gut geschützt hatte. Im o.g. Outfit mit Schirm ging ich doch ganz lässig an diversen Passanten vorbei. RESULTAT: Keinem ist irgendwas aufgefallen.
Ziel: die besagte Kneipe: Ich öffnete die Türe und ging hinein. "Die Wirtin" winkte mich wohlwollend herein und sagte: "Hi komm doch rein".
Es war noch nicht wirklich voll, somit setzte ich mich direkt an den Tresen. Die Kneipe ist sehr geschmackvoll eingerichtet, vintage und ein bissel rustikal. Ich bestellte mir mal ein alkfreies Weizenbier. Es startete mit einem netten Plausch. Ob die "Wirtin" wohl was bemerkt hat. Also das ich keine echte Frau bin, klarer Fall, aber ich bin ihr auch als Mann ein bissel bekannt, da wir beide uns desöfteren auf diversen Antik-Märkten und Antikgeschäften immer mal wieder über den Weg gelaufen waren.
So ne knappe halbe Stunde später, war die Kneipe rammelvoll geworden, mit den verschiedensten People. Männer, Frauen, Gruppen, Jung und Alt und alle super gut drauf. Ich war diesen Abend die einzige CrossDress-Lady. Natürlich merkte ich sofort, das diverse Augenpaare öfters mal bei mir stoppten, aber es war alles total cool und relaxed. Meine Nervostität hat sich schnell gelegt, da doch ein sehr korrekter Umgang herrschte. Es lief coole Musik und alle Gäste waren gut gelaunt.
Ein paar nette Gespräche hatte ich auch, erstens mit einem Mann, welcher sich als Stammgast herausgestellt hat. Ob er jetzt Homo-, Bi- oder Heterosexuell veranlagt war, weiß ich garnicht, war auch nicht Thema des Gespräches. Dann bin ich in Kontakt mit einer netten Frau gekommen, einer Musikerin sogar.
Sie hatte sehr offen über ihre Neigungen und Leben mit mir gesprochen und es hat sich herausgestellt, das sie halt bi-sexuell veranlagt ist, genau wie ich.
Jetzt kommt das UNFASSBARE: Diese Frau gab mir FREIWILLIG ihre Telefonnummer. WOW. Ich glaubte irgendwo in einem Science-Fiction-Film mitzuspielen, DENN als Mann hätte ich NIE IM LEBEN, NICHT IN TAUSEND JAHREN, freiwillig von einer Frau eine Telefonnummer erhalten. Welch ein Erlebnis.
Um ehrlich zu sein, ich hatte es überhaupt nicht herausgefordert, es war einfach so gekommen.
Wenn ich jetzt als Mann in die Kneipe gekommen wär, klar, dann wär ich vielleicht in den Fokus des einen oder anderen bi- oder homosexuellen Mannes gekommen, klarer Fall, da ich ja zu 70% homosexuelle AURA-Anteile in mir haben und eben nur 30% heterosexuelle AURA-Anteile, aber dann hätte ich ebenfalls NIEMALS von einer Frau freiwillig eine Telefonnummer erhalten.
Ich habe dieses "Projekt" mal als "Madame Klaudi-a" en famme in die Öffentlichkeit zu gehen, schon ein bissel vorausgeplant, sozusagen ein Praxistest in der Öffentlichkeit, zwar nicht in der allgemeinen Öffentlichkeit, sondern in einer in OWL sehr bekannten Schwulen-Kneipe, aber als Resumee kann ich für mich schon sagen: Madame Klaudi-a funktioniert. DAS IST DER WAHNSINN.
Auf der Heimfahrt hatte ich ein sehr entspannendes Gefühl im Bauch, so frei nach dem Motto, jetzt echt "vollkommen" zu sein in meiner, nicht wirklich einfachen Art Erotik, Sexualität und Beziehungen zu leben.