Hallöchen Carmen.
Also in einem Zwiespalt befinde ich mich definitiv nicht, nur weil ich mich in einen weiblichen Habitus wandele.
Bei mir war das ein eher elementarer Grund. Also da ich ja BDSM betreibe, habe ich eben bemerkt, auch bereits vor meiner BDSM-Erweckung, das ich als tatsächlicher Mann eben eine nicht wirklich beziehungsförderliche AURA besitze. Man kann es jetzt auch mit Persönlichem Pech abtun, aber damals hatte man sich so seine Gedanken darüber gemacht.
Kurzum, damals war ich latent bisexuell veranlagt, war so rein beziehungstechnisch und sexualtechnisch wie neutralisiert. Ich nehme als heute bekannt bisexueller Mensch meine Umwelt eben differenzierter war, als beispielsweise ein heterosexueller Mann meiner Generation. Das spüren die Frauen aber auch sofort an einem Mann, welcher ihnen gegenübersteht. Meine damaligen weiblichen Gegenüber wussten beispielsweise bereits lange vor mir, das ich nicht hundertprozentig heterosexuell veranlagt bin. So konnten mit mir eben keine Beziehungen funktionieren. Kurum: Ich glaubte heterosexuell zu sein, obwohl ich tatsächlich von der Genetik her gesehen bisexuell bin, obwohl ich es garnicht wusste. Das erklärt das Latenz-Phänomen.
Beim BDSM fühle ich mich eben als Frau viel wohler, erotischer, lustvoller, eben besser angenommen als alltäglicher Mann. Ich kann meine Lust und Erotik als tatsächlicher Mann eben nicht ausleben, daher habe ich für mich einen erotischen PLAN-B erdacht, so wie ein Ingenieur sich mit einer Lösung bei einem technischen Problem auseinandersetzen muss.
Ich habe nix bereut, denn ich kann das gut für mich auseinanderhalten, mein tägliches Leben als sexuell uninteressanter bisexueller Mann und mein erotisches Leben als BDSM-geprägte "Madame".
Es ist mein erotisches "Alter Ego" geworden. Klar, könnte man jetzt denken, bzw. die Kritiker würden so denken, das das ein "Spiel" ist. OK, es mag vielleicht so wirken, aber ich versuche mich schon in eine dominante und sadistische BDSM betreibende Frau hineinzufühlen und es auch zu "leben".
Es ist wie ein "Method Acting" bei einem Schauspieler, nicht im negativen Sinne keinesfalls, sondern der Schauspieler versucht dann ja eine emotionale Bindung zu der ihm zugeteilten Rolle aufzubauen und nicht nur nach einem Drehbuch zu performen. Da sehe ich einen Unterschied, wenn es von innen her kommt, also durchaus emotional bedingt ist.
Ich bin vielfach auf Fetisch- BDSM-Veranstaltungen in den Clubs als "Dame" unterwegs und ich fühle mich damit sehr wohl. Probleme gab es in den Clubs noch nie. Privat trage ich ab und zu auch mal die Outfits, um zu sehen, was man noch verbessern kann, siehe Make-Up, Stylings, Habitus, Gang, Mimik und Gestik. Ich gehe aber tagsüber nicht als Madame an die Tanke, zum Supermarkt oder zu meinem Steuerberater, das nicht.