Meiner Meinung nach muss man unterscheiden zwischen Toleranz, Akzeptanz und "Normal".
Wäre es völlig "Normal" dann bräuchte es weder Akzeptanz noch Toleranz.
Aber was ist eigentlich "Normal", wie überall anders auch, wo der Begriff "Normal" verwendet wird, ist das nicht wirklich eindeutig und immer auch nur eine subjektive Betrachtung.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass es für den ein oder anderen männlichen Rockträger auch ein Aspekt sein kann, bewusst nicht "Normal" zu erscheinen. Denn die Reaktionen darauf, dass man nicht "Normal" angesehen wird, müssen ja nicht nur negativ sein, sondern können durchaus auch positiv empfunden werden. So zum Beispiel die Schilderung hier im Thread, wie Kommentare " mutig von dir".
Es kommt, so würde ich sagen auch darauf an ,wie "provokant" das jeweilige Outfit ist und auch Ort und Zeit des öffentlichen Auftritts. Freitag Abend in Berlin oder einer anderen Großstadt auf dem Weg oder gar im Club ist einfach eine andere Liga wie vormittags an einem Schultag vor einer Grundschule auf nem Dorf.
Auch die Frage welches Gesamtbild das jeweilige Outfit vermittelt ist dabei nicht unrelevant. Je vulgären, je größer die Provokation würde ich meinen.
Eine andere Thematik ist die indirekte (befürchtete) Reaktion, sprich bewege ich mich in einem anonymen Umfeld unter Fremdem oder muss ich damit rechnen, wieder erkannt zu werden. Womit wir dann bei Nachbarn, Freunde, Kollegen und Familie sind.
Und hier gibt es dann noch die Reaktionen gegenüber Dritte. Stichworte eigene Kinder, wenn die dann vielleicht den Sprüchen ausgesetzt sind, alla "Dein Papa ist ne tunte"
Ich selbst führe zum Beispiel eine glückliche Ehe mit einer Frau und wir haben ein Kind welches gerade zur Schule kommt. Wir wohnen in einem Vorort einer "kreisfreien Mittelstadt" in einer Neubau Siedlung. Hier kennt Jeder, Jeden und Jeder meint über alles Bescheid zu wissen. Die Hälfte der Klassenkameraden von unserem fast Schulkind wohnt hier in der Neubau Siedlung.
Auch wenn ich vielleicht selbst genügend Selbstbewusstsein mitbringe und über den Reaktionen stehe, die vielleicht kommen oder auch nicht, so kann ich einfach nicht einschätzen welche Reaktionen meine liebsten ausgesetzt sein könnten und zu erwarten daß sie damit schon klar kommen, finde ich auch eher egoistisch. Das geht sogar soweit, daß ich aktuell nicht will das unser Kind überhaupt davon weiß.
Anders sieht es aus, wenn ich mich für einen Abend oder gar das Wochenende aus meinen Familienleben ausklinke und zum Beispiel in Berlin bin um mich auszuleben, hier genieße ich dann wieder die Anonymität der "fremden" Großstadt.
Aber auch hier muss ich sagen, ist es nicht normal, eher toleriert bestenfalls akzeptiert, meistens aber einfach nur ignoriert.
Bei meinem letzten Berlin besuch habe ich die Erfahrung gemacht, dass meine beste Freundin, bei der ich auch gerne übernachte, mir davon abgeraten hat, in meinem favorisierten Outfit mit der Straßenbahn durch bestimmte Außenbezirke zu fahren.
Die Kehrseite der anonymen Großstadt ist halt leider auch, das alle der Meinung sind sie können anonym tun was sie wollen und in der Gruppe zu später Stunde, ggf noch Alkohol sind die Anfeindungen dann vielleicht auch nicht mehr nur verbal. Schlussendlich habe ich mich dann auch an diesem Abend für eine Hose entschieden und lediglich Stiefel und ein wenig Eyeliner. War dann eher ein "Metrosexuelles" Erscheinungsbild und selbst damit hatte ich das Gefühl "feindlich" begafft zu werden auf dem Rückweg bin ich dann auch lieber mit einem Uber gefahren. Sicherlich auch nur mein subjektiver Eindruck aber wohl war mir einfach nicht.
Ich schreibe schon wieder zuviel und nachher liest das keiner, weil zu viel Text