Nach dem Tanz ist vor der Abfahrt
Claire ist im Bad, er war es zuvor. Meine Kleidung bereits wieder an meinem Körper. Ich sitze verloren im großen Sofa, er stilvoll gekleidet in einem Stuhl. Wir schweigen. Wie Claire und ich zunächst auch. Als er duschte, strich sie umher. Fast unsicher nach grenzenlosem Selbstbewusstsein, zur Schau gestellter Gier. Erst auf meinem Schoß wurde sie ruhiger, löste meine Fesseln, saß wie eine gute Freundin bei einem Picknick. Auf mir, ihrem Mann. Seine Spuren verklebt auf ihren Schenkeln. Sie führte meine Hand genau dorthin. »Ich liebe dich, Gil. Akzeptiere es. Bitte. Sonst wird es nicht gehen.« Ich schwieg. Voller Worte, doch mein Mund hielt sie fest. Trocken, außer Betrieb. Ein Kuss auf meine Stirn, dann ihr Wechsel ins Bad.
Jetzt sitzt er vor mir und strahlt aus, was geschah. »Hast du eine Cola für mich, Mark?« Mein Versuch gegen das Schweigen: unverfängliche Plauderei. »Nein, Junge. Ach, und, bitte, für dich: Herr Goldhardt.« Ich erröte erneut. Vor dem Chef meiner Frau. Er sieht es, er lacht, ein Bein über dem anderen, lässig, souverän. »Ab jetzt schaust du nicht mehr zu. Du bleibst im Auto oder onanierend in eurer Studentenbude. Ich schicke sie dir noch warm und der Miete im Portemonnaie zurück. Jetzt nimm dir ein Taxi, hier ist ein Fünfziger. Du trägst nichts mehr bei.« Aus seiner Hand fliegt ein Geldschein. Claire ist zurück, steht im Türrahmen, blickt mit einem Lächeln, nickt mir zu. Für einen langen Moment ist sie bei mir. Drei Schweigende sind einer zu viel. Ich zögere, ich verzweifle. Bis ich begreife, wie sehr sie mich liebt.
© Gilbert Bach. 2023