Gastgeschenke
Am nächsten Abend bringt er Sushi. Ich öffne ihm eingeschüchtert die Tür. Claire beobachtet uns aus der kleinen Küche. Mark nickt und schiebt sich an mir vorbei. In seinen Händen große Tüten. Er riecht nach Frische und Leichtigkeit. Als seien wir in St. Tropez. Sie küsst ihn auf Zehenspitzen, er stellt ab, hält sie fest. Ich stehe wie angewurzelt. Minutenlang.»Pack das Essen aus, Schatz, ich zeig ihm die Wohnung.« Claire führt ihn umher. In den Tüten ein Päckchen. Rosa Schleife, silberne Schrift auf hellblauem Papier. »Für den Gehörnten.« Schon stehen Sie wieder vor mir, auch die große Tour geht bei uns schnell. Seine Hand um Claires Taille, sie lehnen wie ein Liebespaar lässig an der Wand. Ich sortiere japanisches Essen auf unserem Tisch.
»Hör auf, mach einen Spaziergang. Wir wollen etwas Privatsphäre.« Marks Ton ohne Witz und Kompromiss. Claire nickt zustimmend. Ich brauche lange, um es zu verstehen. »Leute, es regnet in Strömen!« Meine Antwort gleitet von seinem ernsten Gesicht direkt in die Irrelevanz. Er packt mich am Nacken, schiebt mich an Claire vorbei, durch den Flur, vor die Tür. Ich stehe in seinem Griff auf der Fußmatte, in weißem T-Shirt, Jeans und Verzweiflung.
»Claire, sei so lieb, das Geschenk!« Sie reicht es ihm, ohne mich anzusehen. Er reißt es auf, drückt den kleinen schwarzen Karton an meine Brust. »Raus mit dir, ich will dich durchnässt sehen.« »Ich bin barfuß!« »Ja, passt doch. Ach, und mach sie voll. Ich werde das prüfen.« Mark zeigt auf sein Mitbringsel, tippt auf den Schriftzug, »Travelpussy«, schließt die Tür, lässt mich stehen. Nach einer Weile bewege ich mich langsam in die Kälte. Hinter mir bereits die Lust meiner Frau.
© Gilbert Bach. 2023