August
Jade legt ihre Ray Ban mit den grünen Gläsern vor mir auf den Boden. Ihr blondes, langes Haar umrahmt das makellose Gesicht. Sie hockt sich vor mich hin, schaut zu mir hoch. Ich starre an ihr vorbei auf das in der Sonne glitzernde Wasser, versuche, ihrem Blick auszuweichen. Meine Hände halte ich noch hinter dem Rücken. Hinter mir sonst nur noch die kretischen Zikaden. Jetzt erst beginne ich, zu zittern. Auf der gegenüberliegenden Seite des Pools glänzt Christos in der heißen August-Sonne. Mit immer noch harter Männlichkeit. Jade glänzt auch. Auf dem Hals, auf dem Gesicht. Es läuft ihr von oben über den Badeanzug. Er wollte, dass ich im Stehen zusehe. Sie wollte, dass ich bestehe. Jetzt überstreckt sie den Kopf weit nach hinten. Fallendes Haar, gemäldegleiche Pose. Ich habe die leise Hoffnung, dass nun Engel mit dem loreleyfarbenen Gold Harfe spielen werden. Nur kurz. Denn schon bald geht sie zurück auf die andere Seite. Und die Lieder dieser Nacht bestehen aus zweistimmiger Lust, meiner lautlosen Scham und dem Jubel der Zikaden. © Gilbert Bach. 2024