Loversicht
Meine grundätzliche Einschätzung zu Dominanz und Devotion (unabhängig von Cuckolding):
Aus meiner Sicht ist ein gewisses Maß an Empathie für den devoten Part eine notwendige Voraussetzung, um Dominanz überhaupt im Sinne von SSC ausleben zu können. Dominanz braucht ein Gegengewicht, und zwar im dominanten Part selbst, der die Situation kontrolliert und verantwortet, während sich der devote Part ausliefert. Ansonsten kann es schnell gefährlich werden. Problematisch wird es, wenn die Empathie zu weit geht und in Identifikation umschlägt. Ein Machtaustausch kann dann nicht zustandekommen.
Es gibt Menschen, die eher zu devotem oder dominantem Verhalten neigen, aber grundsätzlich sind aus meiner Sicht beide Verhaltensmuster im Menschen angelegt. Es gibt eine gewisse Grundbereitschaft zu dominantem oder devotem Verhalten, die in einer konkreten Situation entweder aktiviert wird oder nicht. Dominanz/Devotion müssen "getriggert" werden. Es müssen also bestimmte Bedingungen für einen Machtaustausch erfüllt sein. Da hier letztlich jeder etwas anderes braucht, muss man durch Erfahrung und Selbstreflexion für sich selbst herausfinden, was das ist, und man sollte in der Lage sein, es anderen zu kommunizieren. Trotzdem funktioniert Machtaustausch nicht immer, und vor allem nicht mit jedem.
Zu Eurer Frage:
In einer auf Dauer angelegten Konstellation muss nicht alles schon beim ersten Date passieren. Alle Beteiligten sollten es mit einer gewissen Gelassenheit angehen und möglichst auch ohne konkrete Erwartungen. Gerade relativ unerfahrene Lover neigen dazu, sich selbst unter Druck zu setzen. Das ist natürlich kontraproduktiv. Als Paar sollte man sich überlegen, ob man die Atmosphäre auflockern möchte, damit das Treffen nicht den Charakter eines Einstellungsgesprächs annimmt (es kann natürlich auch eine bewusste Strategie sein, um zu testen, ob der potenzielle Lover der Situation gewachsen ist). Wenn sich der Lover auf dem Prüfstand der Cuckoldress wähnt und sich dadurch verunsichert fühlt, kann er versucht sein, die Situation für sich selbst angenehmer zu gestalten, indem er die emotionale Nähe zum Cuckold sucht (möglicherweise war das bei Euren Treffen der Fall). Das wäre ein ganz natürliches, unbewusst ablaufendes Kompensationsverhalten. Möglicherweise möchte er aber auch tatsächlich nur ein Vertrauensverhälnis aufbauen. Als Paar sollte man sich dennoch fragen, wie es um die Selbstsicherheit des Lovers bestellt ist. Ich persönlich halte ein gewisses Maß an Unsicherheit, auch bei einem potenziell dominanten Mitspieler, nicht nur für menschlich nachvollziehbar, sondern für ein grundsätzlich positives Zeichen, solange es den Lover nicht daran hindert, in seine Rolle hineinzuwachsen.
Wenn der Lover dauerhaft in den Identifikationsmodus gegenüber dem Cuckold verfällt, verschlechtern sich natürlich die Bedingungen für einen späteren Machtaustausch. Das zu vermeiden sehe ich aber nicht in Eurer, sondern in seiner Verantwortung. Schließlich möchte er eine dominante Rolle einnehmen. Positiv war in Eurem Fall, dass die potenziellen Lover das Problem selbst erkannt haben (auch wenn sie die Ursache - Stichwort "Kompensationsverhalten" - möglicherweise nicht verstanden haben, worüber ich allerdings nicht spekulieren möchte). Dominanz erfordert aber nicht nur ständige Selbstbeobachtung, sondern auch die Bereitschaft, Verantwortung für die Situation zu übernehmen und Selbststeuerungsfähigkeit. Ein Lover sollte sich selbst gut genug kennen, um zumindest grundsätzlich zu wissen, was er braucht, um in den dominanten Modus wechseln zu können, er sollte dies den anderen Beteiligten implizit oder gegebenenfalls auch explizit klarmachen können, und er sollte in angemessener Weise proaktiv handeln, um die notwendigen Voraussetzungen herbeizuführen. Ansonsten muss man seine Eignung hinterfragen. Selbstverständlich müssen die anderen Beteilgten ebenfalls wissen, was sie benötigen, um ihre Rollen einnehmen zu können.
Grundsätzlich ist zu erwarten, dass eine gewisse Anlaufzeit erforderlich ist, bis sich die Dinge einspielen, auch wenn die Grundvoraussetzungen gegeben sind. Einschlägige, reflektierte Erfahrung ist dabei wertvoll und führt grundsätzlich zu schnelleren Erfolgen, aber wer über Erfahrung verfügt, weiß auch, dass man mit neuen Partnern erneut in seine Rolle hineinwachsen muss. Schließlich geht es gerade bei einer auf Dauer angelegten Konstellation um Interaktion und nicht um das Abspulen von Programmen. Die Frage ist natürlich immer, wieviel Geduld man aufbringen will, bis alle in ihre Rollen gefunden haben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Manchmal funktioniert es auch einfach nicht. Wenn man auf Dauer ausschließlich auf Kandidaten trifft, die es sich am Ende doch nicht zutrauen, sollte man natürlich irgendwann anfangen zu überlegen, welche Ursachen das haben könnte und ob man selbst etwas anders machen sollte, aber dafür sehe ich in Eurem Eingangspost keine Anhaltspunkte.