eine Geschichte zum Thema :
Eheglück
Wie jeden Abend bringe ich meiner Frau eine schöne Tasse Tee in ihr Schlafzimmer.
Wie jeden Abend knie ich mit dem Tablett in Händen neben dem Bett und warte darauf, dass sie nach ihrem Schlummertrunk greifen wird. Neben der Teetasse liegt das kleine Büchlein und ihr Füllfederhalter, denn wie jeden Abend werden wir beides noch brauchen.
Heute lässt sie sich Zeit. Sie ist sehr in ihr Buch vertieft, hat nicht einmal aufgesehen, als ich ins Zimmer kam und meinen Platz einnahm.
Nach fünf Minuten wird das Knien unbequem.
Man sollte meinen, dass ich mich nach all den Jahren etwas leichter damit tun würde – Gelegenheit zur Übung hatte ich ja reichlich.
Aber noch immer habe ich das Problem, dass nach einer Weile meine Knie zu schmerzen beginnen und ich unmerklich etwas unruhig werde, versuche, das Gewicht abwechselnd von einem Bein aufs andere zu verlagern, was aber kaum zu einer Erleichterung führt, da im selben Maße, wie das eine geschont, das andere übermäßig belastet wird.
Vor Jahren hatte ich meine Frau gebeten mir zur besseren Verträglichkeit ein Paar Knieschoner zulegen zu dürfen, wie sie bei Fliesenlegern üblich sind. Sie hat gelacht und mich gefragt, ob ich vielleicht auch noch meine Arm- und Fußmanschetten wattiert haben möchte. Danach ließ sie mich zwei Stunden auf dem Küchenboden knien, auf dem sie zuvor eine Tüte Reis ausgeleert hatte. Ich habe nie wieder nach den Knieschonern gefragt.
„Was zappelst Du denn so?“
Etwas ärgerlich schaut sie von ihrer Lektüre auf und richtet ihren ungeduldigen Blick auf mich.
„Verzeihung, gnädige Herrin“,
erwidere ich mit gedämpfter Stimme, und, wie immer, wenn sie mich so anschaut, erfasst mich ein leises Zittern. Es ist kein Zittern der Angst, eher ein Schauer von Ehrfurcht und eine leise Scham, wieder etwas falsch gemacht zu haben.
„Du lernst es wohl nie“,
sagt sie und verdreht die Augen, bevor sie die Tasse nimmt und sich wieder Ihrem Buch zuwendet.
Die nächste halbe Stunde verharre ich weiter so ruhig ich es vermag in meiner unkomfortablen Stellung. Wie schwer so ein kleines Tablett doch werden kann. Oder ist es das Büchlein, das mit jeder Minute sein Gewicht verdoppelt und die erlahmenden Arme sich dem Boden entgegensehen lässt?
Das Büchlein. Wie so vieles, auch eine Neuerung, die mit unserer Hochzeit vor 6 Jahren in mein Leben getreten war. Sie möchten wissen, was es damit auf sich hat? Nun gut. Ich werde hier wohl ohnehin noch eine Zeit lang knien und da kann ich Ihnen und mir das Warten verkürzen und die Funktion des Büchleins erläutern.
Es handelt sich um ein einfaches, handelsübliches Notizbuch, allerdings mit einem ansprechenden schwarzen Ledereinband veredelt. Aber innen ein ganz gewöhnliches Heft mit linierten Seiten. Jedes Jahr gibt es ein Neues. Wobei dieses, nennen wir es Buchjahr jeweils an unserem Hochzeitstag beginnt. In jedes dieser neuen Bücher ziehe ich Seite für Seite mit einem Lineal senkrechte Linien und erstelle einen Kalender mit Tag, Datum und einer Spalte für die Punktvergabe.
Das Prinzip der Punktvergabe war eine Idee meiner Frau oder besser gesagt eine ihrer Bedingungen, die sie vor der Eheschließung stellte. Es handelt sich schlicht und ergreifend um eine Tagesbenotung meiner Leistungen und meines Verhaltens und, wenn man so will, um eine Art Spiegel ihrer Zufriedenheit.
Jeden Abend also halte ich das Büchlein für sie bereit und erwarte ihr Tagesurteil, das sie meist mit eingehenden Erläuterungen und Begründungen, manchmal aber auch kurz und knapp oder gar wortlos in Form einer Punktzahl festhält. Die Skala reicht von 0 bis 10 Punkten, wobei 10 Punkte die schier unerreichbare Perfektion markieren, Null dagegen schon in Richtung Scheidungsgrund gehen.
Jeden Sonntag gibt es eine Wochenabrechnung und das mir gesteckte Mindestziel beträgt 36 Punkte – ein Punkt über dem mathematischen Mittelmaß, das mit jeweils 5 Tagespunkten erreicht sein würde.
Was, wenn ich das Ziel nicht erreiche? Ich will es Ihnen sagen. Aber bitte erzählen Sie es nicht weiter, es wäre mir peinlich.
Sie müssen wissen, dass meine Frau ein absolutes Faible für einseitigen oralen Sex hat. Sie nennt das Bediensex und handhabt selbigen auch genau im Sinne dieses Wortes, bzw. lässt ihn so von mir praktizieren. An Penetration hat sie nur sehr wenig Interesse und zu meinem Leidwesen empfindet sie die männliche Ejakulation, nun ja, zumindest als eher störend. So war die Rationierung meiner Orgasmen von Anfang an beschlossene Sache. Aber nicht nur, dass sie eine für sie lästige Erscheinung damit eindämmte, sie entwickelte sehr schnell eine kleine grausame Lust daraus, mir meine Erleichterung nicht nur vorzuenthalten, sondern sich auch mit Worten und vergnügter Laune an meiner sexuellen Frustration zu weiden.
Ein Umstand, der mich wiederum noch mehr erregt (so bin ich nun mal) und zugleich meine Verzweiflung weiter vorantreibt. Nicht selten mündet dies in einem Tränenausbruch, den meine Frau dann zugleich gütig, aber auch lustvoll, in ihrem Schoß auffängt. Ihr Mitleid ist dabei wirklich aufrichtig, geht aber nicht so weit, dass sie von ihrem Prinzip abrücken würde. Und dieses Prinzip heißt: Jeden Orgasmus muss ich mir verdienen. Sie ahnen nun, warum ich die 36 Punkte unbedingt erreichen will?
Mit ihr schlafen? Sind Sie verrückt?! Wenn ich die Punktzahl erreiche, gibt es die Erlaubnis mich selbst zu befriedigen. Und auch das geht genau nach ihren Vorgaben vonstatten. Zumeist knie ich dabei vor ihr, bekomme eine Zeitvorgabe und muss in diesem Rahmen zum Höhepunkt kommen, wobei ich meinen Blick die ganze Zeit in ihre Augen zu richten habe. Sie ahnen ja nicht, wie tief diese Augen in einen eindringen können!
Oft macht sie sich auch einen Spaß daraus mein Geschlecht unter ihrer Schuhsohle einzuklemmen, auf einem Stuhl oder dem Toilettenrand, und lässt mich dann so lange zappeln, bis ich mich unter ihren Füßen ergieße.
Natürlich muss ich es auflecken. Was dachten Sie denn?
Wenn ich die Mindestpunktzahl nicht erreiche? Na, raten Sie mal. Dann heißt es: neue Woche, neues Glück. Und die Punkte werden mit der Gerte abgegolten. Dies gilt im Übrigen auch für den Fall, dass ich mein Ziel erreiche, denn meine Frau möchte ja auch etwas von meinem Orgasmus haben.
Warum ich mir das gefallen lasse? Blöde Frage.
So, jetzt muss ich Sie leider wieder allein lassen mit all Ihren Fragen, denn meine Frau hat gerade die Bettdecke über ihre Knie geschlagen und mir mit einem Wink zu verstehen gegeben, dass ich mit meinem Zungendienst beginnen kann. Sie hat die Beine angezogen und noch immer ihre Lektüre auf den Knien. Sie wird wohl weiter lesen dabei. Aber das wird meinen Eifer nicht bremsen, denn, glauben Sie mir, Ihr entgeht nicht die geringste Nachlässigkeit in meinen Bemühungen und Sie wissen ja, die Punkte. Heute ist Montag und die dritte Woche hintereinander möchte ich wirklich nicht unter 36 bleiben.
Jedenfalls wird der Abend so enden wie fast alle: meine Frau wird befriedigt und entspannt einschlafen ... und ich werde aufgekratzt, unerlöst aber dankbar bei ihr liegen.