Namio galt als sehr introvertiert und zurückhaltend, so wie man es von Japanern eigentlich fast schon traditionell gewohnt ist. Es existieren auch so gut wie keine öffentlichen Statements, aus welcher Gemütslage seine Kunstwerke entstanden. Man geht zwar davon aus, dass er sehr wohl gewisse sexuelle Handlungen zu seinen eigenen Leidenschaften zählte. In all seinen Zeichnungen spielen diese - so empfinde ich es zumindest - jedoch eine untergeordnete Rolle. Sie dienen lediglich als "ausfüllendes Werkzeug". Es geht dabei nicht um den Cunnilingus in diesem Sinne, sondern einfach nur um das Machtgefälle. Vor über zehn Jahren habe ich mal etwas im Internet gelesen gehabt, dass all diese Zeichnungen eher provokativ entstanden waren, weil seinerzeit auch in Japan gesellschaftlich die Frau eher untergeordneter präsent sei.
Namios Frauen sind immer wohlproportioniert dargestellt, die Männer dagegen sinnbildlich klein und abgemagert. Wenn man seine nach dem Betrachten Fantasien außer acht lässt, erkennt man schon, dass all dies mehr oder weniger symbolisch erscheinen sollte. Das letztendlich schmächtige Männlein unter der übergeordneten starken Weiblichkeit. Und dabei liegt es in erotischer Hinsicht nahe, welche Position für ihn grundsätzlich bestimmt sei. Einerseits stellte Namio die Umkehr unserer Gesellschaft dar, in welcher Männer immer noch die bestimmende Herschafft inne haben. Andererseits nutzt er für seine Darstellungen gleichzeitig - welche womöglich als Werkzeug dienen sollten - die sexuellen Gelüste der Männlichkeit aus, um diese abstruse Gesellschaft in Frage zu stellen.
Namios Zeichnungen haben im Grunde mitnichten etwas mit Cunnilingus zu tun. Wir wissen ja, dass ein jener etwas mit gegenseitiger Leidenschaft zu tun hat. Hierbei geht es allerdings um einen Zwang. Wer alle weitere Bilder von Namio betrachtet hat, der weiß sehr wohl, dass auch intensives Rimming sowie die Aufnahme von Natursekt gleichermaßen eine Rolle spielt. Letztendlich geht es einfach um pure Erniedrigung und Demütigung. Was zwar nicht schlecht sein muss, aber mit leidenschaftlichen Cunnilingus eben nichts zu tun hat.
Ich gebe zu, ich mag die Zeichnungen sehr. Sie regen meine Fantasien schon seit über 20 Jahren an. Womöglich auch einen Teil meiner erotischen Gesinnung. Allerdings kann ich sehr gut unterscheiden, ... was ist Kopfkino und was eben real.