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Wie war es bei euch?
Ich lerne primär einen Menschen kennen. Den Fehler, meinen Gegenüber und mich selbst nur auf unsere Neigungen zu reduzieren, begehe ich kein zweites Mal. Das heißt, es muss nicht nur passen, dass ich zufällig Little und er zufällig Daddy ist, sondern es muss für mich auch zwischenmenschlich passen, auf emotionaler Ebene, und auf der Beziehungsebene.
In meinen Fall bedeutet das, dass ich weitaus mehr Kriterien habe, als nur die Neigungskompatibilität. Ich muss mich mit demjenigen unterhalten können, gemeinsame Interessen teilen, einen ähnlichen Humor haben, es muss auch emotional etwas funken, ich muss ihn begehren können, der Umgang mit Meinungsverschiedenheiten und Konflikten ist ebenfalls entscheidend, wir müssen in etwa in dieselbe Richtung gehen wollen.
In meinen beiden Fällen habe ich beide zunächst neutral kennengelernt, wir hatten ein ganz anderes, zentrales Thema als Neigungen (beim ersten waren es unsere Kinder, beim zweiten ging es um Games). D/s hat sich dann ganz natürlich entwickelt, ohne dass man es drauf angelegt hätte. Zumindest ich habe es nicht drauf angelegt.
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Habt ihr es langsam angehen lassen oder schnell?
In beiden Fällen hat sich zumindest das Machtgefälle sehr schnell etabliert, entstanden durch initiatives Zugreifen des dominanten Parts und mein Einlassen darauf.
Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich zu denen gehöre, die Dominanz spüren wollen und das rasch und ich es sehr begrüße, wenn jemand bereits früh damit anfängt, vorsichtig auf mich zuzugreifen und seine Fühler auszustrecken, um zu erkunden, was geht und was nicht. Nichts läge mir ferner, als ewig nur auf Augenhöhe herumzuquatschen, da ich mich mit Augenhöhe gegenüber Menschen, die ich dominant wahrnehme, ohnehin sehr schwer tue. Ich begrüße Initiative seitens des dominanten Parts, aktives Handeln, um ein Machtungleichgewicht herzustellen.
In meiner ersten D/s Beziehung ging alles sehr schnell. Ich mochte dieses Tempo allerdings.
In meiner zweiten geht es, aufgrund persönlicher Umstände meinerseits, leider sehr langsam und ist ziemlich begrenzt.
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Habt ihr ihn sofort Daddy genannt / sie Little sofort genannt?
Ich habe, bis auf meinen eigenen Vater, nie jemanden Daddy genannt und will es auch nicht. Ich hatte generell keine feste Anrede für jemanden, sondern sagte "Du" zu ihnen. Ich habe jedoch Bezeichnungen, die ich nutze, wenn ich über sie rede. Der erste war der "Captain" und manchmal nannte ich ihn auch scherzhaft so. Der jetzige ist der "Mister".
Der Captain hat mich nie Little genannt (dafür aber immer "Kätzchen" oder "Süße") und ich bezweifle, dass er wusste, was das ist. Er bewegte sich vollkommen außerhalb der BDSM-Szene, war, wie ich, Anfänger und kannte keinerlei Begrifflichkeiten. Er hatte aber alle Qualitäten eines CG's und unsere Beziehungsdynamik entstand von ganz allein, ohne dass ich damals selbst wusste, dass das, zumindest in Teilen, DD/lg war.
Der Mister nennt mich manchmal seine kleine Little, aber primär einfach nur sein "Kleines".
Was ich beim Kennenlernen wichtig finde, ist einfach, dass man man selbst ist. Kein Verstellen, um dem anderen zu gefallen. Kein Reduzieren auf Neigungen, sondern sich selbst und den anderen ganzheitlich wahrnehmen. Als Menschen.
Worauf ich persönlich, jetzt ganz unabhängig von BDSM oder DD/lg achte, worauf ich also generell achte, wenn ich jemanden kennenlerne, ist sein Umgang mit Grenzen und Bedürfnissen und dem Wörtchen "Nein".