Reingefallen
Ja, ich muss es schlichtweg einfach so sagen. Ich bin voll und ganz auf jemanden reingefallen. Ein Catfish muss nicht immer jemand sein, der Fakebilder online stellt. Die Person dahinter war sicherlich echt, aber seine Gefühle, die er mir vermittelte, waren alles andere als real. Das hier soll keine Schlammschlacht werden und auch kein Ausgeheule, sondern mir Raum für Verarbeitung und Abhaken der ganzen Situation bieten. Auch schreibe ich dies, weil mich natürlich viele von euch fragen, was jetzt plötzlich los ist, denn es war ja sein Wunsch, möglichst viel davon nach außen zu tragen. Deshalb wähle ich auch diese Form des Abschlusses, denn eine Aussprache war mir nicht gegönnt. Diese Rubrik hier unter kreatives habe ich gewählt, weil ich hier meine Gedanken zu der Sache mit euch geteilt habe und ich euch hier auch sagen möchte, wie es weiter gehen kann, da mich viele über meine Geschichten dazu gefragt haben. Ich möchte auch niemandem damit Angst machen, vielleicht ein bisschen warnen vor schnellem Übermut und am Ende auch einfach daraus lernen und die positiven Dinge nutzen, um gestärkt aus dieser Sache herauszugehen und positiv nach vorne zu schauen. Danach möchte ich auch nicht mehr über die Sache reden und sie einfach abhaken. Was ist nun eigentlich passiert? Wie viele von euch wissen, hatte ich bis gestern noch einen Daddy, der auf meinem Profil nicht nur vermerkt war, sondern da ganz klar eine Art Türsteher gespielt hat, an dem einige auch nicht so gut vorbeigekommen sind. Wir haben uns hier vor zwei Wochen sehr intensiv aufeinander eingelassen, mit sehr intensiv meine ich, dass er trotz seiner Familie die er hat, mit mir wirklich 24/7 hier geschrieben hat und auch mit mir telefoniert hat. Ich habe mich von Anfang an gewundert wie so etwas geht mit einer Familie im Schlepptau, besonders über die Feiertage hinweg, aber natürlich habe ich seine Aufmerksamkeit sehr genossen. Seine Art zu schreiben hat sich deutlich von der anderer hier abgehoben, war sehr ausführlich emotional und voller Ideen, die mich regelrecht verzauberten und wie in einen Rausch brachten. Ich erzählte ihm von meinen ersten Erfahrungen hier und er meinte, dass er so jemanden wie mich immer gesucht hätte, was mir auch komisch vorkam, weil ich ja noch kaum Erfahrungen im bdsm Bereich hatte. Ich erzählte ihm, wie wichtig Fürsorge und Verantwortung für mich wären und wie mich das sexuell kickt. Obwohl er der Daddysache überhaupt nichts abgewinnen konnte wechselte das plötzlich bei ihm, weil er meinte, ich würde ihm da das richtige Tor öffnen. Auch das kam mir merkwürdig vor, aber ich hatte mir keinen Moment Zeit genommen darüber wirklich nachzudenken, zu sehr überfluteten mich seine Texte, die sich alle lasen wie ein Traum. Plötzlich war jemand da, der mir sagte, ich müsse gar keine Erfahrung haben, er würde mir alles beibringen, ich müsste mir um nichts Gedanken machen, ihm nur folgen, mich vollkommen öffnen, er würde sich um den ganzen Rest kümmern. Und das tat er wirklich. Er half mir die vielen anderen Interessen fern zu halten, wählte einige Gesprächspartner für mich aus und lenkte immer wieder den Fokus auf ihn, auf uns, auf unsere wahnsinnig intensive Zukunft. Wenn er merkte, dass er mich überforderte, wich er geschickt zurück und nahm mich wieder an die Hand. Es wirkte wirklich so wie er es sagte: ich konnte gar nichts falsch machen. Er schaffte zahlreiche intensive Momente, in denen ich mich erstmals völlig fallen ließ. Momente die so intensiv waren, dass ich mich sehr an ihn gebunden fühlte. Mir ging es absolut wundervoll dabei, wenn auch gleich meine Schulter seit ich ihn kannte komplett verspannt war. Der Rest meines Körpers floss nur dahin.
Weil alles so wahnsinnig intensiv war und mich seine gekonnten Texte so überschwemmten, fing ich an zu schreiben. Ich brauchte ein Ventil, um den vielen Input, den er mir gab, wieder herauszulassen. Das Feedback auf die Geschichten, die ich hier veröffentlichte war enorm und so bestätigten mir jetzt auch die Menschen von außen, dass all dies genau richtig war. Ich war wie im Himmel oder wie in einem sehr geschützten Raum, der alles böse von mir fern hielt. Ich floss einfach nur und wahr maximal offen. Obwohl er ja anfangs gar nichts mit dieser Daddysache anfangen konnte, spielte er nun den Daddy perfekt. Er war mein Aufpasser, der alles Böse von mir fern hielt. Er war mein absoluter Bezugspunkt, weil er mich maximal offen vorantrieb und ich bis auf wenige Ausnahmen hier im joy natürlich mit niemandem drüber reden konnte. Mehr und mehr merkte ich, wie er zu meiner Welt wurde. Alles sollte ich ihm erzählen. Er betonte immer wieder, dass es wichtig sei, dass es keinerlei Geheimnisse und Zurückhaltung geben darf und für mich hörte sich das zunehmend richtig an. Die Zweifel verschwanden immer mehr. Er beteuerte wie sehr er mein Daddy sein will und sich um alles kümmern würde und vor allem, dass es nichts geben könnte was das jemals zerstören könnte, deshalb sollte ich einfach nur offen sein und natürlich auf ihn hören, was ich als liebes Mädchen auch immer getan habe.
Alles hätte also so schön sein können. Ich überprüfte irgendwann gar nichts mehr. Alles was er sagte schien so richtig und schlüssig zu sein. Das Mädchen in mir zeigte immer mehr Abhängigkeit zu ihm, was er auch genau so wollte. Was er auch wollte, war das absolute Gefühl. Die Innigkeit, die er schaffte vermittelte mir das Gefühl von großer Intimität und machte mich richtig verliebt. Ich brauchte ihn richtig.
Silvester merkte ich dann erstmals wie es ist, wenn er nicht da ist, was grundsätzlich auch kein Problem war, doch hatte ich mir erhofft, dass er sich doch wenigstens zu Anfang des Jahres bei mir melden würde. Eine Diskussion am nächsten Tag darüber war so sehr von Kälte und Unverständnis geprägt, dass ich nur zwei Optionen sah: entweder ihm seine komischen Verhaltensweisen aufzeigen oder einbrechen in das schutzlose Mädchen, was Daddy ganz doll braucht, um die böse Welt wegzuschicken. Ich entschied mich für die zweite Variante, denn Daddy verlieren das wollte ich nicht und wenn Daddy eben keine schlüssigen Argumente findet, dann werde ich halt einfach ganz klein, verstehe nichts mehr und lass Daddy alles regeln und Daddy regelte alles. Er verstand sofort, dass ich so perfekt funktionieren würde und er mich nur mehr in dem Mädchen aufgehen lassen musste, dann gab es auch keine Diskussionen und Daddy konnte plötzlich auch nichts mehr falsch machen. So sprach er immer mehr von sich als Daddy den großen Aufpasser, der volle Verantwortung übernahm und ich war einfach nur das liebe Mädchen was in Daddy alles sah.
Ein absoluter Trugschluss wie sich im Nachhinein nun herausstellte. Als wir darüber sprachen, dass mehr als einmal im Monat treffen wohl nicht drin sei, weil seine Frau das wohl kaum erlauben würde, brach für mich eine Welt zusammen. Klar hatte er von Anfang gesagt, dass er Familie habe und diese auch niemals hergeben wollte. Für mich war das bis dahin auch nie ein Problem, weil er ja dauernd für mich da war, in jeder Sekunde, all die Tage. Die Familie war komplett ausgeblendet. Ich gab ihm ja volle Aufmerksamkeit, Bestätigung in vollem Umfang, dauerhaften Sex, wenn auch nur über die Entfernung hin, absolute Intimität und volle Liebe. Ich war praktisch aufschauende Tochter und komplett geile Frau in einer Person. Somit lag die Familie natürlich komplett am Rande und jetzt hieß es plötzlich all das sollte real maximal einmal im Monat stattfinden. Ich mein, er wollte mich nicht nur ranführen an sich und bdsm, er wollte mich richtig ausbilden, dass ich nicht nur für ihn, sondern auch andere Männer ein braves Mädchen sein konnte. Mir gefiel der Gedanke mit dieser ganzen Innigkeit zu sehr, dass ich gar nicht auf Idee kam, dass wir das hauptsächlich in einer Fantasie virtuell ausleben. Ich stellte mir die ganze Zeit vor wie wir mich trainieren würden und ich mit jedem male besser werden würde und jetzt hatten wir plötzlich real nicht mal genug Zeit, um uns wirklich kennenzulernen und dafür wollte er die komplette Offenheit, alles über mein Leben wissen, die komplette Kontrolle haben?
Ich weiß nicht was es wirklich war, was mich davon abhielt ihm alles über mich schon direkt zu verraten. Er hatte von mir gar nicht wirklich viel, während er mir alles an Daten gab, um mir dann später vorzuwerfen, ich könnte damit seine Familie zerstören. Ich habe nie um diese Daten gebeten. Wahrscheinlich hat mein Hinterkopf und meine Schulter mir permanent gesagt, dass etwas an der Sache nicht in Ordnung ist und mich gewarnt, während ich mich so komplett schutzlos da offensichtlich reinfallen ließ. Als es klar wurde, dass ich ein monatliches Treffen als etwas minimalistisch für unsere Pläne ansah, wurde auch gar nicht mehr lange diskutiert. Er fühlte sich plötzlich verletzt darin, dass ich nicht mehr Verständnis für seine Familie, die er komplett links liegen ließ, aufbringen konnte und quittierte völlig unemotional das aus. Ich versuchte meine Erschütterung und die Ängste, die das kleine Mädchen in mir fühlten so gut es geht runterzuspülen und bat um eine Aussprache des abrupten Endes, was ich gar nicht verstand, denn man hätte sicherlich über alles reden können, aber Diskussionen mochte Daddy ja nicht. Er meinte schlichtweg, dass er dazu nichts mehr sagen möchte, entfernte mich aus seinem Profil, löschte unsere Freundschaft und ließ mich einfach so mit allen Emotionen hängen. Ich weiß, dass eine Freundin sich hier sehr für eine Aussprache bei ihm eingesetzt hat für mich, aber er sagte ihr nur, dass er nicht verstehen könne, wie sehr ich mich da emotional reingehängt hätte.
Es ist vielleicht schwer, das von außen ohne die vielen geschriebenen Texte nachvollziehen zu können und wirkt sicherlich wie das große ausheulen eines naiven Mädchens, aber das soll es nicht sein. Es soll mir vielmehr ein Mahnmal sein. Es scheint hier Menschen zu geben, die einen bewusst überschütten, einen sehr genauen Blick dafür haben, was ihr gegenüber so braucht, um einen dann gelinde gesagt um den Verstand zu texten. Ich möchte mich da meiner Verantwortung und auch Dummheit auch gar nicht entziehen. Ich habe mich da voll und ganz drauf eingelassen, obwohl im Hinterkopf immer wieder Zweifel aufkamen. Ich habe aber null darauf gehört, sondern bin seinen schönen Zeilen gefolgt, weil ich wirklich dachte, er wäre mein Tor zu dieser unentdeckten Welt. Er würde mich behutsam da ranführen und einfach auf mich achten, mich schützen, damit ich mich vollkommen fallen lassen kann. Das habe ich und der Schutz ist jetzt weg. Es scheint ihm entweder nicht bewusst zu sein, was er da zerstören kann, gerade bei Menschen, die erst beginnen, sich dem Thema bdsm zu öffnen oder es ist ihm schlicht weg egal, weil er seinen Spaß, seine Bestätigung mit mir gehabt hat. Ich möchte meine Fehler sehen und sie mir bewusst machen. Ich habe Fehler gemacht. Ich habe mich viel zu schnell einlullen lassen, viel zu schnell diese Illusion mit ihm aufgebaut und alle Warnungen übersehen, da auch ich mich bestätigt fühlte in der Sicht auf diese neue Welt. Ich habe ihm schlichtweg einfach vertraut.
Wird mich das jetzt nachhaltig schädigen? Werde ich überhaupt jemals wieder jemandem vertrauen können? Wie soll ich das unterscheiden?
Ich denke mir das so: Ich habe nicht nur Fehler gemacht, sondern auch ganz viel richtig gemacht. Ich habe mich der Thematik geöffnet, auch vor mir selbst. Vielleicht hat er sich mir nur angepasst, aber ich habe gesehen, wo meine Wünsche und Sehnsüchte liegen und was ich wirklich davon erleben möchte. Natürlich braucht es Vertrauen und natürlich ist das nicht einfach aufzubauen, aber ich möchte das erleben. Bdsm ist so vielschichtig und ich scheine einige Schichten für mich entdeckt zu haben. Was ich auch für mich entdeckt habe ist das Schreiben und gestern dachte ich noch, dass ich jetzt nie wieder schreiben kann, weil er nicht mehr da ist, aber so gesehen war er das ja nie wirklich, sondern eigentlich ging es ja die ganze Zeit um meine Fantasien und die werde ich weiterhin ausleben und mit dem richtigen Menschen auch verwirklichen. Ich werde aufpassen, viel mehr aufpassen jetzt, vor allem auf das Mädchen, was dort in mir schlummert, aber allein der Entschluss diesen Text hier zu schreiben zeigt mir, dass ich an dieser Erfahrung gewachsen bin.
Ich danke allen Menschen, die überhaupt bis hier hin lesen konnten, die mich in dieser Zeit unterstützt haben und mir jetzt liebe Worte zukommen lassen. Ich danke allen, die aus meinen Geschichten Freude und Kraft ziehen können und vor allem danke ich den Menschen, mit denen ich vorab schon schöne Erlebnisse haben durfte, denn ich finde es sehr wichtig, dass man dieser Thematik offen und ungefrustet gegenüber treten kann. Ich werde aus dieser Erfahrung absolut gestärkt herausgehen, so bin ich nunmal, ein echtes Löwenmädchen. Roarrwwww! 🦁