Daddys Stimme
Mein Daddy versteht sich aufs Geschichten erzählen...Zum ersten Mal begegneten wir uns auf einem Spielplatz, ich saß auf einer Schaukel und wartete auf ihn. Glücklicherweise war der Spielplatz leer und ich musste weder mit anderen echten Kindern die Schaukel teilen, noch mich unter den Blicken ihrer Eltern beobachtet fühlen. Ich genoss also meine Schaukel ganz allein und die Sonne schien mir direkt ins Gesicht. Ich musste nicht lange warten, hinter mir hörte ich Schritte und sah ihn auf mich zukommen, er hielt in jeder Hand eine Eiswaffel. Wie versprochen, bekam ich meine Eiswaffel mit den Sorten, die ich mochte: Kaffee und Karamell. Ich fand ihn groß und stark, und auch gut aussehend. Mein erwachsenes ich meldete sich sofort mit einer Bewertung und Abwägungen, als er meine Gedanken mit einer Geste unterbrach: Er holte ein Taschentuch heraus, feuchtete mit seiner Spucke eine Ecke an und wischte ohne jede Vorwarnung meinen Mundwinkel ab. Ich war wie versteinert. Die Erwachsene meldete sich sofort panisch zu Wort, von wegen Grenzüberschreitung, fremde Keime etc. pp. Er sagte souverän: „So ist es besser. Komm, lass uns ein wenig gehen.“ Dabei streckte er seine Hand und ich, nachdem ich in Sekundenschnelle überlegte, ob sich das denn jetzt schon beim ersten Treffen gehört, ergriff sie.
Wir aßen schweigend unser Eis, wobei ich das Eis gar nicht richtig bemerkte, sondern erst einmal meine Eindrücke sortieren musste. Hin und wieder schaute ich mir beim Gehen sein Profil an, und war überrascht, wie gut sich seine Hand anfühlte. Sie war groß, warm, fest und die Haut angenehm weich. Der Erwachsenen ging dieser Körperkontakt gleich zu Beginn zu weit, doch die Kleine in mir fasste sofort Vertrauen. Ich war hin- und hergerissen und, wie eine typische Mutter, um ihr Kind besorgt.
Er fragte, ob ich Tiere sehen mag. Wir kamen zu einem Wildgehege und sahen uns ein paar Rehe an. Die Ablenkung durch die Tiere hat mir gut getan und mich von meinen Gedanken abgelenkt. Das Eis wurde aufgegessen, ich habe befürchtet, dass er schon wieder meine Mundwinkel mit seiner Spucke abwischen würde, stattdessen nahm er zu meiner Erleichterung Desinfektionsmittel, ergriff meine Hände und verrieb das Zeug in meinen Händen. Mein Little schmunzelte zufrieden, während meine Erwachsene das Ganze kritisch beäugte. Er fragte mich, welche Tiere ich am liebsten mochte, ich antwortete, dass ich viele verschiedene mag. Danach sind wir mit einem Boot gefahren, das war toll und hat richtig Spaß gemacht. Später schlug er vor, zusammen essen zu gehen.
Im Restaurant fragte er mich aus, was ich denn sonst essen würde, und wie oft am Tag, und ob ich gegen irgendetwas allergisch wäre. Als die Kellnerin kam, bestellte ich einen Kaffee und er einen O-Saft. Jedoch nachdem die Kellnerin ging, tauschte er seelenruhig unsere Getränke und nahm sich meinen Kaffee. Die Erwachsene kriegte zu viel und sagte ohne Nachzudenken, dass es ihr zu weit ginge, dass sie jetzt ihren Kaffee wollte. Daraufhin zeigte Daddy in spe lediglich auf seine Uhr, die mittlerweile 17 Uhr anzeigte und schüttelte den Kopf. Ich hatte keine Worte und trank meinen doofen O-Saft. Er bestellte auch das Essen für mich und schnitt mir die Patty klein, was ich sehr süß fand. Alles in allem war ich mitten in einer Session, ohne das wir uns vorher vernünftig kennen gelernt hätten.
Nachdem wir fertig waren, fragte er mich, ob ich nicht sein Prinzessinenzimmer sehen möchte. Natürlich wollte ich, bzw. meine Erwachsene nein sagen, da ich definitiv nicht vorhatte mit ihm ins Bett zu gehen. Er legte mir plötzlich die Hand auf die Schulter und sagte, dass er meinte, was er sagte, und dass ich nichts zu befürchten hätte. „Das sagen sie alle.“, klang es in meinem Kopf nach, doch ich nahm die Einladung an. Wir fuhren nicht lange, sein Haus lag im Grünen, was ich sehr schön fand. Er half mir aus dem Mantel und bat mich auch die Schuhe auszuziehen.
Sein Wohnzimmer ist wirklich groß und sogar ein Kamin ist vorhanden. Ich erschrak etwas, als eine große deutsche Dogge plötzlich, wie aus dem Nichts, auf mich zukam und an mir schnüffelte. Aber im nächsten Moment ging mein Herz auf und ich streichelte seinen Rücken. „Pedro, zurück!“, rief er. „Pedro tut nichts, er denkt, er wäre ein Pudel.“,- sagte er lachend. Ich entspannte mich etwas. „Komm! Das Zimmer ist hier oben.“, rief er mich und ging die Treppe herauf. Etwas unsicher ging ich um diesen Riesenhund herum, der sich keinen Millimeter bewegen wollte und folgte ihm. Oben angekommen, gab es mehrere verschlossene Türen. Er öffnete eins, auf dem „Hers“ stand. Ich fragte mich, ob er im wirklichen Leben Kinder hätte. Das Zimmer war wirklich ein Prinzessinenparadies. Blassrosa/Pasteltöne überall, verschnörkelte Vintagemöbel, Rüschenkissen und sogar ein Schaukelpferd waren vorhanden. Aber am besten hat mir der rosa Drei-Spiegel-Schminktisch gefallen. Natürlich gar es Kuscheltiere und Puppen, und auch eine Staffelei. Ich kam aus dem Staunen gar nicht raus. Er sagte, er müsse kurz mit dem Hund rausgehen, und ich könnte hier auf sie warten und mir alles in Ruhe ansehen. Ich war einverstanden.
Als ich die Tür ins Schloss zufallen hörte, atmete ich erst einmal erleichtert aus und wurde mir bewusst, dass ich da wohl auf einen echten Daddy geraten war. Ich sah mir alles genau an, probierte das Schaukelpferd aus, setzte mich kurz vor dem Schminktisch, öffnete den Kleiderschrank: Wow, wunderhübsche Kleider, teilweise aus anderen Zeitepochen, mein Herz machte Freudesprünge und ich musste einfach irgendetwas von diesen Schätzen anprobieren. Meine Little hat von da an übernommen und wollte nichts von den Ermahnungen der Erwachsenen hören. Sie nahm sich einfach das schönste süßeste Kleid heraus, was sie je gesehen hatte und probierte es an. Ich war in Sekundenschnelle verwandelt, was Rüschen und Puffärmel aus einem machen können! Ich setzte mich vor dem Schminktisch und entdeckte passende Haaraccessoires in den kleinen Aufbewahrungskästchen, die ich mir sofort in den Haaren befestigte. Immer noch nicht vollständig zufrieden suchte ich nach den passenden Schuhen, doch konnte ich keine finden. Meine Hosen konnte ich dazu nicht weiter tragen, genauso wenig die Socken, also zog ich sie aus und blieb barfuß. So stand ich da und betrachtete mein verwandeltes Spiegelbild von allen Seiten. Ich krabbelte auf das Schaukelpferd und ließ mich selig schaukeln. Meine Little war im Paradies und hat ihre Ohren auf Durchzug geschaltet, sodass die Erwachsene nur noch Luftzeichen machen konnte.
In dem Moment hörte ich die Tür und das Schnaufen von Pedro. Ich blieb auf dem Pferd sitzen, als er reinkam und breit grinsend sagte: „Ich sehe, du hast dich nicht gelangweilt.“ Ich konnte meine Begeisterung nicht verbergen und platzte mit Fragen heraus. Er sagte, dass es seine Masche wäre, kleine Mädchen anzulocken. Ich sagte, dass es ihm gelungen sei. „Komm runter, zeig dich“, sagte er. Ich stieg von der Schaukel und drehte mich mehrmals. Er fand mich sehr hübsch. „Aber es fehlen noch die Strümpfe und die Schuhe, die müssten wir noch besorgen.“ Ich grinste nur. Irgendwie schien er gerade noch attraktiver. War ich wirklich so einfach gestrickt? Oder war es der Hund? Oder sein Lachen? Oder alles zusammen? Er ging zum Schrank und ordnete die von mir etwas durcheinander gebrachte Bügel und schloss die Tür. Dann ging er zum Bett, nahm meine hingeworfene Kleidung und faltete diese sehr ordentlich, ich beobachtete ihn. Er hatte schöne Unterarme und Hände, das gefiel mir oder, besser gesagt, der Erwachsenen, doch sein Verhalten fand ich etwas...strange, ich hoffte, er hätte keinen Ordnungszwang, denn mir lag wenig daran Dinge von A nach B zu tragen. „Du hast noch meine Büchersammlung nicht gesehen. Sieh dir das an“, sagte er und öffnete den anderen Schrank, in dem viele Kinderbücher standen. „Magst du Märchen?“, ich sagte: „Natürlich, wer nicht?“ Er suchte eine Weile und holte dann ein dickes Einband „Märchen aus aller Welt“ mit Bildern heraus. Meine Augen leuchteten. Er schlug vor nach unten ins Wohnzimmer zu gehen und uns vor dem Kamin gemütlich zu machen, aber ich sollte mir bloß die Puschen anziehen. Tatsächlich standen vor dem Bett rosa Puschen mit Fellbommel dran, die ich wohl bis dahin übersehen hatte. Ich schlüpfte hinein und wunderte mich abermals, dass auch die Schuhe passten. Wir setzten uns auf die bequeme Couch, er fragte, welches Märchen ich gerne hören möchte, ich nannte „Dornröschen“. Er öffnete die richtige Seite und auf dem Glanzpapier sah man das verwunschene, von Dornen umrankte Schloss: „Es war einmal...“ Seine Stimme plätscherte, wie ein Bach dahin, je nach Passage wurde sie aber tiefer und dunkler, wie der Wald, und trug mich sanft und sicher weg, in eine andere Welt. Ich sah das Schloss, das Mädchen und die Spindel, und vergaß abzulehnen, als er mich zu sich auf die Brust einlud. Mein Kopf lag ruhig auf seiner Brust, während seine Hand meine Haare streichelte. Er war ein Fremder und doch wieder nicht.
Würde er mein Daddy werden?