Frühling

Er hat so grosse Hände. Viel grösser als meine kleinen Hände, die ich so gerne in seine lege. Sie sind stark  und weich zugleich, seine wunderbaren Hände. Meine Hand verschwindet fast in seiner und trotzdem braucht er mich genauso sehr wie ich ihn. Ich habe nämlich fast immer warme Hände während seine oft furchtbar kalt sind. Dann wärme ich ihn, während er mich umfängt mit seinen Händen und mir Geborgenheit schenkt.

So ist das auch gerade jetzt, da wir durch den sonnig kalten Wald  stapfen. Es ist wohl einer der letzten echten Wintertage. Der Frühling ist schon dabei anzuklopfen und schenkt fast warm anmutende Sonnenstrahlen. Alles noch Fake, es ist wirklich kalt und die Nächte erst, bitterkalt.

Wir kommen an einem kleinen See vorbei. Im Sommer ein fantastischer Platz. Eine japanische Pagode strahlt Ruhe zum Verweilen aus und flache Steinstufen führen in das kühle Nass, laden ein dort zu rasten, die heissen Füsse abzukühlen oder sogar ein wenig zu planschen.

Heute ist der See mit einer dicken Eisschicht überzogen, auf der die Sonne glitzert. Ich balanciere auf den vereisten Stufen hinab zum Eis, meine Hand fest in seiner. Sehnsüchtig blicke ich auf das Eis. Es verspricht Abenteuer. Ich liebe Abenteuer und auch dieses kleine Kitzeln in der Magengegend des Risikos und der Gefahr mag ich so sehr. Ich setze einen Fuss von der Stufe auf das Eis. „ Möchtest Du auf den See?“ fragt er mich zweifelnd.  Ich blicke nur zu ihm hoch und strahle ihn an, bevor ich meinen zweiten Fuss auf das Eis setze., unter dem ohnehin nur eine weitere Steinstufe ist. „ Aber nicht weiter" meint er und hält mich fest. „ Wir wissen nicht wie sicher das Eis ist" „ Aber du würdest mich doch retten.“ Entgegne ich und möchte mich weiter vortasten. „ Natürlich" lacht er, „Was bliebe mir denn anderes übrig, als meinen Schatz zu retten?“ und er beugt sich zu mir und küsst mich. „Das nächste mal nehme ich ein Handtuch und Wechselwäsche mit wenn wir hier sind. Dann sind wir ausgerüstet für mein abenteuerlustiges Mädchen. Dieses Mal bleibst du besser an Land" Ich steige also die Stufen wieder hinauf und kuschle mich an ihn, meinen grossen Beschützer, der mir vertraut und auf mich aufpasst. Die Sonne kitzelt mich an der Nase und in meinen Augen, so dass ich sie schliesse. Mit geschlossenen Augen lässt sich auch viel besser küssen. Das nächste Mal ist Sommer wenn wir hier sind, denke ich und ich versinke in der Wärme seiner Küsse.