Um jemanden als "Fake" bezeichnen zu können, müsste man ja erstmal klarer definieren, was "echt" ist. Das ist ja schon im BDSM oft ein Zündstoffgespräch, weil Menschen starke Tendenzen dazu haben, jeden als Fake zu bezeichnen, der nicht ihren Vorstellungen entspricht. Dennoch finde ich es um einiges leichter, einen "Fake Dom" zu definieren, als einen "Fake Daddy".
Heruntergebrochen auf den kleinsten, gemeinsamen Nenner ist das, was einen jeden Dom ausmacht, sein intrinsisches Interesse am Dominieren. Das schließt jeden mit ein, der auch switcht, der nur sexuell dominieren möchte, oder nur ab und zu, oder das auch sehr soft macht, etc. Ein eigenes Interesse an einem Machtgefälle zu haben, das einen selbst in die dominante Rolle rückt, stünde dann im Gegensatz zu jemandem, der kein eigenes Interesse am Dominieren hat, sondern diese Rolle nur erfüllt, um ein anderes Ziel zu erreichen. Zum Beispiel jemandem nachgeben, der das von einem möchte, sich selbst höhere Chancen auf Sex/Beziehung ausmalen, usw.
Insofern wäre ein "Fake Dom" lediglich jemand, der dominiert, ohne das eigentlich zu wollen, ohne sich damit wohlzufühlen, ohne sich damit zu identifizieren, ohne dass es seinem Interesse entspricht.
Was aber ist jetzt der kleinste gemeinsame Nenner von Daddys?
Das Problem an diesem Definitionsversuch ist, dass es so extrem viele Facetten in dieser Spielzeugkiste gibt.
• Rein sexuelle Daddykinks oder Lolitakinks
• Eine Vorliebe für väterliche, ältere Männer oder junge, mädchenhafte Frauen (inkl. oder exkl. Altersunterschiede)
• Ageplay
• Age Regression
• nonsexuelles Cg/l
• DD/lg
• Rollenspiele, die sich primär auf Kleidung/Optik fokussieren
• usw.
Und guckt man sich die einzelnen Bereiche genauer an, kann es da immense Unterschiede geben. "Daddy" kann jemanden beschreiben, der sehr fürsorglich ist und Struktur, Ordnung und Care bietet und fiele damit in mehrere der genannten Bereiche, aber nicht zwingend in alle. "Daddy" kann für jemanden aber auch ein Mann sein, der einfach nur deutlich älter ist, fast wie ein echter Vater. Und "Daddy" kann auch jemand sein, der eine Rolle in einem Rollenspiel spielt und bei dem es für beide mehr darum geht, eine sexuelle Dynamik zu erzeugen und ihn dabei "Daddy" zu nennen, weil das erotisch kickt.
Ich käme jetzt nicht auf die Idee, all jene "Fake" zu nennen, die nicht zu dem passen, was ich mir vorstelle und brauche. Im Gegensatz zum BDSM kann ich beim Thema "Daddy" auch aufgrund der sehr vielen unterschiedlichen Bereiche für mich auch keinen kleinsten, gemeinsamen Nenner eingrenzen und würde eventuell nur jene als "Fake" bezeichnen, die dir, egal in welchem Bereich, was vorspielen, um eben ein anderes Ziel als das zu erreichen, was sie vorgeben.
Jemand, der die Fürsorglichkeit, auf die man Wert legt, vorspielt. Jemand, der beim eigenen Alter lügt, obwohl er weiß, dass einem das wichtig ist. Jemand, der das Rollenspiel mitmacht, obwohl es ihn nicht interessiert. Jemand, der eventuelle Traumatrigger bei der Regression ausnutzt. Usw.
Für mich wäre also jemand "fake", der es eigentlich nicht wirklich gut mit mir meint, nur eigene Bedürfnisse befriedigen will und mir dafür auch was vormacht, um dieses Ziel zu erreichen. Weiterhin würde ich ganz klar jene als "Fake" bezeichnen, die es aus sehr bedenklichen und teilweise kriminellen Antrieben in diesen Themenbereich zieht (vor einer längeren Weile haben wir uns hier in dieser Gruppe über vereinzelte Männer, primär aus dem Chat, unterhalten, die deutlich machten, dass ihr Interesse vor allem oder auch Minderjährigen gilt).
Ich kann also für mich immer nur jene aussortieren, die einfach nicht zu mir passen, was aber eben unter Umständen auch eine Weile dauern kann, da ich zum Beispiel auf Dinge Wert lege, die vor allem mit dem Charakter zu tun haben und den lernt man nicht von heute auf morgen kennen.
In diesem Kontext gebe ich einem "Fake Daddy" definitiv nicht den Hauch einer Chance.