Amy wird leichtsinnig.
Hallo liebe Community,Ich bin ja wieder etwas ruhiger geworden. Das liegt daran, dass ich an einer neuen Geschichte arbeite. Die Abenteuer von Odine und Amelie - ein kriminalistisches Duo, werden mit Band vier weitergehen. Ich möchte Euch gerne den Anfang präsentieren und wünsche Euch viel Spaß beim Lesen.
Kapitel 1: Ein Märchen im Spätsommer
Es war ein wunderschöner Spätnachmittag Odine Bernau saß im Garten ihres Bungalows und beobachtete, wie ihre Frau Amelie auf der Schaukel im Garten saß und einfach vor sich hinschaukelte, sie war ausgelassen wie immer, wenn Amy, ihre little-Seite in ihr zum Vorschein kam. Ihr Chef Lars Richard Gebauer hatte den beiden die Flitterwochen aufgrund der Ermittlungen als Dienstzeit angerechnet und die beiden holten nun zu Hause ihre Flitterwochen nach.
Sie hatten noch zwei Tage frei und wollten diese letzten Tage vor dem Dienstbeginn einfach nur genießen. Ab Montag würden sie dann wieder den regulären Dienst haben und irgendwie freute sich Odine auch darauf wieder mit ihrem Chef zusammen zuarbeiten. Lars Richard Gebauer war für sie mehr nur als ihr direkter Vorgesetzter, er war ihr Freund und Mentor.
Odine sah, wie Amy immer höher mit der Schaukel kam. Sie lachte ausgelassen und Odine musste lächeln. Es tat ihr so gut, daß ihre Frau so unbeschwert war, ihr inneres Kind einfach nur entspannen konnte. Der letzte Fall in den USA hatte an ihrer beider Nerven gezerrt. Und Odine hatte es gespürt. Odine hatte gemerkt, wie sehr ihre Frau in den USA beinahe den Halt verloren hätte. Nicht nur die Little-Seite in ihrer Frau, nein auch ihre große Seite hatte nach Halt gesucht und so waren auch wieder klassische D/s-Elemente dazu gekommen. Aber sie hatte auch bemerkt, dass etwas in Amelie nagte. Sie hatte sich auffallend oft über das Thema Anrede mit allen gesprochen und Odine wusste auch, was es bedeutete. Odine musste lächeln. Sie war Ehefrau, Domme und sie war Mommy. Alles in einem und sie liebte jede Seite an sich. Sie genoss es, das alles für ihre Frau sein zu dürfen. Ja, sie war wirklich glücklich. All das, was sie sich immer erträumt hatte, all dieses durfte sie sein. Sie durfte sich um Amelie kümmern, sie umsorgen, insbesondere in den Momenten, in denen Amelies kleine Seite, in denen Amy, aus ihr ausbrach. Sie durfte der fürsorgliche Part in der Beziehung sein. Sie durfte ihre dominante Neigung beim Sex ausleben und dennoch liebende Ehefrau sein. Denn genau das war sie. Sie liebte ihre Frau. Und ja, wenn es so weit war, dann würde sie diese eine Anrede, an der ihre Frau zu knabbern hatte.
Über diese sie seit ihren Flittewochen nachdachte auch annehmen. Sie
würde sie mit Stolz annehmen und auch das Versprechen, was diese Anrede bedeutete, erfüllen. Nicht, weil sie es musste. Nein, sie wollte es.
Mitten aus diesen Gedanken riss sie ein gellender Schrei. Amy war anscheinend von der Schaukel gefallen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Sie lag fast drei Meter von der Schaukel entfernt. Wie konnte das passieren? So weit fiel man nicht einfach von der Schaukel entfernt zu Boden. Sofort rannte Odine zu Amelie hin und zog diese in ihre Arme.
„AUUUUUUUUUUU! Das tut weh.“, weinte Amy.
„Shhh. Schatz, ich bin ja da. Alles wird gut. Wo hast Du Dir weh getan?“
Besorgt betrachtete Odine Amy und versuchte herauszufinden, ob Amy sich irgendwie schwerer verletzt hatte oder aber ob es nur der Schreck war.
„Hier.“, Amy deutete auf ihr Knie.
Sofort sah sich Odine das Knie näher an. Da Amy eine kurze Latzhose trug, hatte das Knie wenig Polster gehabt, welches den Sturz mindern konnte. Und wirklich, Amy hatte sich das Knie aufgeschrammt bei der Landung und es blutete.
„Wir gehen rein und ich mach’ Dir da ein Pflaster drauf. Dann lege ich Dir ein Cool Pack darauf. Und Du schaust Dir im Fernsehen eine Serie an. Bis es nicht mehr weh tut.Einverstanden?“
„Ja!“, nickte Amy und Odine konnte sehen, wie die Tränen bei ihrer Frau langsam versiegten. Die beiden gingen in den Bungalow. Odine führte Amy direkt ins Badezimmer. Als Odine das Desinfektionsmittel rausnahm, verzog Amy das Gesicht.
„Muss das sein?“
„Ja, Du hast Dreck in der Wunde, das muss desinfiziert werden.“
„Aber das tut weh.“
„Schatz, das tut noch mehr weh, wenn sich die Stelle entzündet. Willst Du das?“
„Nein.“
Schnell griff Odine zu einem Wattepad und tat etwas Desinfektions-mittel darauf, dann tupfte sie die Stelle ab und Amy kamen schon wieder die Tränen. Aber sie biss die Zähne zusammen und jammerte nicht.
„Das hast Du gut gemacht. Bist doch mein tapferes Mädchen.“, lobte Odine sie.
Amy strahlte und umarmte Odine. Danach gingen die beiden ins Wohnzimmer.
„Ich hol’ Dir eben ein Cool Pack.“
„Komm schnell wieder.“
„Das dauerte nicht lange.“
Odine gab Amy noch einen Kuss auf die Stirn, ging dann in die Küche und nahm das Cool Pack aus dem Gefrierfach umwickelte es mit einem Handtuch und ging ins Wohnzimmer. Vorsichtig legte sie es Amy auf das Knie.
„Schatz, wie ist das denn passiert. Hast Du Dich auch gut festgehalten.“
„Ja…“
„Wie konnte das dann passieren?“
„Ich wollte Dir zeigen, was ich bei Kassandra gelernt habe. Und na ja, das ging wohl schief.“
„Was wolltest Du mir denn zeigen?“, fragte Odine nach.
Sie war misstrauisch geworden, was zum Henker sollte Kassandra Amy beigebracht haben, das mit dem Schaukeln zu tun hatte.
„Kassandra hat uns doch gezeigt, wie man über Hindernisse springt und sich dann abrollt.“
In Odine kam eine Idee auf. Hatte Amy etwa eine Lektion aus der Fallschule ausprobieren wollen und der Versuch war schiefgegangen?
„Ja, ich kenn’ die Übung, aber was hat die mit dem Schaukeln zu tun?“
„Ich wollte Dir zeigen, wie gut ich das kann. Ich bin aus der Schaukel gehüpft und wollte mich abrollen, nur kam mein Knie zuerst auf.“
Odines Blick wurde ernst. Was Amy da gerade versucht hatte, war sehr, sehr gefährlich gewesen. Und hätte Kassandra davon gewusst, würde es bestimmt eine Standpauke geben.
„Kleines, sieh mich bitte an.“, Odines Stimme wirkte beherrscht, aber sehr ernst und Amy bekam sofort Angst.
„Nicht schimpfen bitte.“
„Doch Engelchen, ich muss leider mit Dir schimpfen. Denn was Du gemacht hast, war sehr, sehr gefährlich. Du hättest Dir dabei ernsthaft wehtun können.“
„Oje. Bekomme ich noch mehr Ärger?“
„Nein, Kleines. Diesmal nicht. Aber wenn Du so etwas wieder vorhast, außerhalb von Kassys Dojo. Dann bekommst Du den. Regel Nummer eins, Engelchen.“
„Bring Dich nicht in Gefahr!“, zitierte Amy die oberste Grundregel im Hause Bernau-Richter.
„Genau, und dieser Stunt war sehr gefährlich. Wie oft hast Du denn diese hohen Sprünge und das Abrollen geübt?“
„Wir haben das vorgestern geübt, als ich bei Valerie war und Du im
Garten ausspannen wolltest.“
„Schätzchen, Du hast das eine Einheit geübt und wolltest es ohne Tartamis machen? Das war sehr leichtsinnig.“, tadelte Odine Amy.
„Es tut mir leid, ich mach’ das auch nie wieder. Versprochen.“
„Das hoffe ich, denn wenn Du so etwas noch mal machst, dann wird dein Knie nicht das einzige sein, was weh tut, Frollein.“
Amy schluckte. Sie hatte begriffen, dass sie gerade noch mal Glück hatte. Odine hielt Amy ganz fest in ihren Armen und ihr Kinn senkte sich liebevoll auf Amy Kopf ab, während sie sie in den Armen hielt. Odine machte sich Sorgen um Amy leichtsinnige Art. Irgendwann würde Amelie sich damit noch selbst in Schwierigkeiten bringen oder schlimmeres. Odine hatte schon lange verstanden, welche Ver-antwortung sie trug. Eine Verantwortung, die für sie gerne übernahm. Denn sie liebte dieses blondes Wesen, das sie mitunter zwar auch zur Weißglut treiben konnte. Aber sie wusste immer, es war niemals böse gemeint. Amy würde nie etwas tun, um Odine bewusst zu verärgern. Ebenso wie sie auch wusste, dass Amy niemals wollte, dass sich Odine um sie sorgen musste. Amy indessen kuschelte sich immer tiefer in Odines Umarmung ein. Sie verlor sich in dem Gefühl der Geborgenheit. Darin Odines Halt zu spüren und schloss die Augen. Sie war in ihrer eigenen Gefühlswelt gefangen. Und diese fühlte sich einfach gut an. Aber irgendwann wollte Amy dann wieder aufstehen. Langsam bewegte sie sich in Odines liebevoller Umarmung und Odine löste instinktiv die Umarmung auf, um Amy zu fragen.
„Alles gut, mein Engel!“
„Ja, Schatz. Alles gut. Danke. Ich könnte was zu essen gebrauchen.“
Dann gab Amelie ihrer Frau einen liebevollen Kuss und stand auf. Odine saß immer noch auf der Couch und musste lächeln. Amy war verschwunden und Amelie war wieder da.
„Schaaaaatz, haben wir noch Brötchen vom Frühstück?“, hörte Odine Amelie aus der Küche rufen. Dann ging sie zu Amelie in die Küche und meinte dann zu ihr.
„Nein, die zwei letzten hast Du zum zweiten Frühstück verputzt. Soll ich uns etwas kochen?“
„Neee, aber können wir zusammen kochen?“
„Klar, worauf hast Du denn Appetit?“
„Schnitzel mit Kartoffelsalat, aber wir haben keinen Schweinelachs.“, lachte Amelie.
„Hm, dann hab’ ich 'ne Idee. Wir fahren in die Stadt und gehen essen.“
„Unser Restaurant?“, fragte Amelie.
„Natürlich unser Restaurant.“, lachte Odine.
„Ich ziehe mich schnell um.“, mit diesen Worten flitzte Amelie ins Schlafzimmer und zog sich um. Als sie wieder kam, staunte Odine nicht schlecht. Amelie hatte sich in eine knallenge Bluejeans gezwängt, welche die Rundungen ihres Pos und auch ihre fantastischen Beine betonte. Dazu hatte sie eine weiße Bluse angezogen.
„Du siehst wunderbar aus, Schatz.“
„Danke, ich freue mich auch schon darauf, dass wir da essen gehen.“
„Dann lass uns fahren.“
„Willst Du fahren?“
„Nein, es ist dein Auto, Du kannst gerne fahren.“, lächelte Odine.
„Hm, meinst Du nicht, dass Du Dir mal wieder einen Wagen kaufen solltest. Ich meine, was ist, wenn wir mal getrennt arbeiten müssen, oder wohin wollen.“
„Ja, Du hast recht. Wir können nach dem Essen ja mal im Netz schauen.“
Während des Gespräches hatten die beiden Amelies Wagen erreicht und sie stiegen ein. Kaum, dass Amelie auf der Autobahn war, hatte sie auch schon die nächste Frage.
„Weißt Du schon, was für ein Auto Du haben möchtest?“
„Nein, ich weiß nur eines, es soll ein gebrauchter sein.“
„Warum gebraucht? Neuwagen haben doch bessere Garantien und auch sonst viele Vorteile.“
„Ja, aber der Kauf eines Neuwagens ist nicht nachhaltig genug. Schau mal, wenn ich einen gebrauchten Wagen kaufe, der schon 10 Jahre oder älter ist, die Materialien sind alle schon vor 10 Jahren produziert worden. Ein Neuwagen wird extra für mich produziert und verschwendet unnötig Ressourcen. Nein, Neuwagen kommen für mich nicht in Frage.“
„Hm, stimmt. So habe ich das noch nie gesehen.“, gab Amelie zu.
„Siehste wieder was gelernt.“, neckte Odine ihre Frau.
„Das tue ich immer, wenn ich mit Dir zusammen bin. Und das ist teilweise echt anstrengend, auch wenn die Lektionen nicht körperlich untermalt werden.“, grinste Amelie.
Sie hatte den neckischen Tonfall sehr wohl gemerkt, aber sie wollte Odine erklären, wie sehr sie es genoss, daß sie so viel von ihrer Frau lernen durfte. Odine sagte dazu nichts, legte ihre Hand einfach nur auf Amelies Oberschenkel. Es brauchte in dieser Situation keine Worte, beide waren sich in dem Moment so nah. Erst als Odine merkte, dass Amelie immer schneller fuhr, ermahnte sie Amelie.
„Rase nicht so, wir haben alle Zeit der Welt, Engelchen!“
„Ich hab’ Hunger!“, maulte Amelie.
„Aber das ist kein Grund, zu rasen. Zu schnelles Fahren ist viel zu gefährlich.“, ermahnte Odine ihre Frau noch einmal.
Amelie nahm den Fuß vom Gas und seufzte.
„Ja, Du hast recht.“
„Braves Mädchen.“, lobte Odine ihre Frau.
Sofort lief Amelie rot an. Wenn Odine sie lobte, fühlte es sich immer so an, als wenn sie einen Topf voll Gold am Ende des Regenbogens gefunden hätte. Sie war dann einfach nur glücklich und genoss den Moment unendlich.
„Weißt Du eigentlich, wie sehr ich dein Lob brauche und es genieße, wenn Du Stolz auf mich bist?“, während sie von der Autobahn abfuhr.
„Ja, mein Schatz, das weiß ich.“, sprach Odine mit sanfter Stimme.
Die beiden schwiegen die letzten Minuten im Auto, bis sie auf dem Parkplatz des Restaurants ankamen.
„Uih, haben die Ferien? Hier ist ja gar nichts los.“, fragte Amelie.
„Keine Ahnung. Lass uns mal reingehen.“, schlug Odine vor.
Die beiden stiegen aus dem Auto aus und gingen zur Eingangstür. Als Amelie daran zog, öffnete sich diese und der Laden war wirklich ziemlich leer. Die beiden setzten sich an ihren Tisch, den sie auch gerne zur Mittagszeit nutzten. Als dann die Kellnerin kam, fragte Amelie dann auch gleich.
„Was ist denn heute hier los? So leer habe ich das ja noch nie gesehen.“
„Das weiß ich auch nicht. Aber vielleicht liegt das daran, dass wir erst seit gestern wieder aufhaben.“, erwiderte die rothaarige Bedienung.
„Hattet ihr Ferien?“
„Nein, wir hatten wegen eines Trauerfalles in der Familie geschlossen.“
„Oh, das tut mir leid.“, bekundete Odine ihr Beileid und auch Amelie tat es ihr gleich.
„Danke, es kam aber nicht unerwartet. Meine Schwiegereltern und ich hatten die Befürchtung schon länger, dass es passieren könnte.“
„Krankheit?“, fragte Odine.
„Nein, Drogenprobleme.“, erklärte die junge Frau.
„Oh!“, entfuhr es Amelie.
„Können wir dennoch wieder Euer Schnitzel mit Kartoffelsalat bekommen und dazu ein Wasser?“, fragte Odine.
„Aber klar doch.“, versuchte die Bedienung zu lächeln. Aber sowohl Odine als auch Amelie waren die verweinten Augen aufgefallen und als die Bedienung den Tisch verlassen hatte, meinte Amelie zu Odine.
„Damit hätte ich nun nicht gerechnet. Drogenprobleme hier? Das ist doch eher ein gutbürgerliches Lokal.“
„Ja, ich weiß, Amelie. Und ich dachte auch, dass der neue Drogenbeauftragte der Stadt das einigermaßen gut im Griff hat. Aber anscheinend ist dem nicht so.“
„Können wir uns am Montag die Akte mal geben lassen?“
„Wieso?“, hakte Odine nach.
„Weil ich das Ganze etwas komisch finde.Irgendwas passt da nicht zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der dieses gut laufende Restaurant erben soll, Drogenprobleme hat. Das gefällt mir nicht.“
„Klar, können wir machen. Solange Gebauer uns nicht wieder für andere Dinge einteilt.“, lachte Odine.
„Ach, da war ja was. Auf der Arbeit hast Du nicht das alleinige Sagen.“, grinste Amelie frech.
„Sei nicht so vorlaut, junge Dame.“, erwiderte Odine mit einem Schmunzeln.
Aber ja, Amelie hatte recht, auf der Arbeit waren sie beide Odines Ex gegenüber weisungsgebunden. Und bisher war sie mit Lars Richard Gebauer auch fast immer einer Meinung gewesen, wenn er Anweisungen gab. Sie hatte kein Problem mit der Situation. Und seitdem Amelie und sie das Thema Eifersucht geklärt hatten, war es auch für Amelie kein Thema mehr. Dennoch, wenn ihr Vorgesetzter eine Aufgabe für sie hatte, war die natürlich vorrangig zu bearbeiten. Aber bevor die beiden das Gespräch in dieser Richtung weiter führen konnten, kam auch schon die Bedienung mit den Getränken.
„Ihr wart ja auch eine lange Zeit nicht mehr zum Mittagstisch da. Ihr geht doch wohl nicht fremd.“, lächelte die Bedienung.
„Nein wir haben geheiratet und haben Flitterwochen gemacht.“, mit einem strahlendem Gesicht zeigte Amelie ihren Ehering.
„Uih, das freut mich so für Euch. Wo wart ihr denn?“
„Wir waren in Florida und haben danach noch Urlaub zu Hause gemacht.“, antwortete Odine.
„Florida, da wollten wir zusammen auch hin.“, seufzte die Kellnerin auf.
Odine und Amelie schwiegen für einen Moment. Sie wussten beide nicht, was sie jetzt sagen sollten. Die Bedienung trauerte und dennoch war das Restaurant wieder offen.
„Können wir irgendwas für Euch tun?“, fragte Amelie.
Wieder war es einer der Momente, in denen Amelie mit den Opfern mit
fühlte. In denen sie helfen wollte.
„Nein, das kann niemand. Peter hat dieses Dreckszeug ja freiwillig genommen und da ist er nur selber verantwortlich.“
„Aber jemand muss Peter das Zeug ja verkauft haben.“, setzte Amelie an.
„Amelie… Lass es gut sein.“, mischte sich Odine ein.
„Das weiß doch jeder hier. Wenn Du Stoff brauchst, egal was, dann frage die Kinder der roten Spinne. Ich schaue mal, was Euer Essen macht.“, wechselte die Bedienung das Thema und ging in Richtung Küche.
„Oh, man, damit hab’ ich ja gar nicht gerechnet.“, stöhnte Amelie auf.
„Womit?“
„Dass die rote Spinne da drinsteckt.“
„Kennst Du sie?“
„Nur den Namen. Keiner kennt die Person dahinter. Aber aus meiner Zeit bei der Drogenfahndung weiß ich, daß bisher alle Ermittlungen gegen die Spinne im Sande verlaufen sind. Es ist nicht mal ein Foto von ihr aktenkundig. Alles, was wir wissen, ist, dass sie irgendwo hier in der Stadt sein soll und ihr Imperium von hier managed. Wir wissen nicht mal, wie viele Mitarbeiter es hat. Aber bei der Drogenfahndung war gefühlt jeder zweite Dealer mit ihr im Bunde. Und keiner hat etwas gesagt. Die sind lieber in den Knast gegangen, als etwas auszuplaudern.“
„O.K. Aber bevor Du Ermittlungen aufnimmst, reden wir mit dem Boss. Ist das klar!“, Odines Stimme bekam wieder den eindeutigen Befehlston und Amelie zuckte innerlich zusammen. Eigenmächtigkeiten waren nicht drinnen, das war so klar wie das Amen in der Kirche.
„Verstanden!“
„Gut. Und nun lass uns Essen. Das kommt nämlich gerade.“, lachte Odine.
„Das duftet ja lecker.“, sagte Amelie zur Bedienung und man sah förmlich, wie ihr das Wasser im Munde zusammenlief.
„Dann lasst es Euch schmecken.“
„Sehr gerne.“
Die beiden begannen zu essen und verbrachten noch eine ganze Zeit im Restaurant. So merkten sie auch, wie sich der Laden immer mehr füllte.
„Na super, da haben sie dann noch mal Ablenkung von der Trauer. Vielleicht auch ganz gut.“, sagte Amelie zwischen zwei Portionen Schnitzel.“
„Ja. Vielleicht ganz gut. Aber Trauerarbeit ist wichtig. Du musst
trauern, um mit dem Verlust klarzukommen.“
„Ich weiß. Aber den ganzen Tag nur heulen und was-wäre-wenn-Gedankenspiele sind auch nicht zielführend.“, erwiderte Amelie.
„Stimmt, die Mischung macht es aus.“
„Haben die den Kartoffelsalat verändert?“, wechselte Amelie auf einmal das Thema.
„Wie kommst Du darauf?“
„Na, bisher schmeckten deiner und der von hier gleich. Aber diesmal schmeckt er irgendwie anders.“
Odine probierte erneut ihren Kartoffelsalat und wirklich, da war eine neue Zutat drinnen. Aber sie konnte nicht rausschmecken, was es war.
„Stimmt, aber ich hab keine Ahnung, was es ist.“
„Meinst Du, wir können Mina nach dem Rezept fragen?“, fragte Amelie.
„Fragen kannst Du, aber ich denke, sie wird es Dir nicht verraten, warum sollten wir sonst wieder kommen.“, grinste Odine.
„Auch wieder wahr.“
Die beiden genossen ihr Essen und nachdem sie fertig waren, kam Mina zu Ihnen und fragte sie, ob es Ihnen geschmeckt habe.
„Es war sehr lecker. Auch die kleine Extrazutat im Kartoffelsalat hatte was.“
„Oh, das freut mich. Unser Koch hat da ein wenig experimentiert und wenn es Euch schmeckt, werde ich es ihm gerne mitteilen.“
„Das kannst Du gerne tun, Mina.“, antwortete nun auch Amelie.
„Können wir bitte die Rechnung haben?“, mischte sich nun auch Odine wieder ein.
„Kein Problem. Kommt sofort.“
Mit diesen Worten verschwand Mina an die Kasse und druckte den Kassenbon aus. Dann ging sie wieder zum Tisch und überreichte ihn Odine. Als Odine den Betrag sah, stutzte sie einen Moment, die Preise hier waren immer günstig gewesen, aber anscheinend fehlten die Getränke auf der Rechnung.
„Kann das sein, daß Du etwas vergessen hast, Mina?“, fragte Odine nach.
„Wieso? Was sollte ich vergessen haben?“, fragte Mina zurück.
„Na, ja, unsere Getränke fehlen.“, erklärte Odine.
„Nein, die fehlen nicht, die gehen aufs Haus. Als Dankeschön von mir, dafür, dass ihr mir zugehört habt.“
Odine kommentierte das nicht, sondern legte ein üppiges Trinkgeld zu
dem eigentlichen Rechnungsbetrag auf den Tisch.
Als Amelie sah, wie Mina protestieren wollte, meinte sie zu Mina, mit einem Grinsen im Gesicht.
„Lass es, glaub mir, das ist zwecklos.“
„Dann sage ich Danke.“
„Wir haben zu danken. Und ab Montag kommen wir auch wieder zum Mittagstisch.“, versprach Odine.
Dann standen Odine und Amelie auf und verließen das Lokal.
„Irgendwie kommen wir nicht aus der Arbeit raus, oder?“, fragte Amelie.
„Wie meinst Du das?“
„Na ja, an jeder Ecke treffen wir eine Ungerechtigkeit, die für uns so persönlich wird, dass wir immer wieder im Cop-Modus sind.“
„Stimmt. Aber wir sind nun mal genau das. Polizistinnen.“
„Auch wieder wahr. Und nun?“
„Würde ich vorschlagen wir fahren nach Hause, kuscheln etwas vor dem Fernseher und verbringen den Rest des Urlaubs mit etwas Entspannung.“, schlug Odine vor.
Und so geschah es auch. Die beiden fuhren nach Hause und genossen den Abend vor der dem Fernseher.
Liebe Grüße Daira