Mommys und Daddys haben immer Recht?
Aus aktullem Anlass möchte ich hier mal ein etwas längeres Zitat aus einem meiner Romane posten. (Quellenangabe: Herbstalbträume)Von der Odine heute Morgen im Gespräch war nichts geblieben, sie wirkte ruhig, gefasst und Amelie wusste nicht, ob das Gespräch Ärger bedeuten würde oder ob es etwas Gutes bedeuten würde. Auf der Fahrt nach Hause war Amelie sehr ruhig und in sich gekehrt, auch Odine dachte darüber nach, wie sie das Gespräch mit ihrer Frau führen sollte. Nachdem die beiden sich umgezogen hatten, setzte sich Odine auf die Couch und sagte zu Amelie.
„Schatz, kannst Du mal herkommen, bitte. Ich möchte mit Dir reden.“
Unsicher ging Amelie zu Odine rüber und setzte sich neben sie. Sie traute sich kaum sie anzusehen, das Gespräch mit Gaby, hatte ihr doch irgendwie die Augen geöffnet. Sie war nicht so fehlerfrei in der Sache gewesen, wie sie geglaubt hatte. Aber allein die Vorstellung, dass Odine denken könnte, sie würde es auf eine Bestrafung anlegen, die war ihr zuwider. Odine griff Amelies Hand und sah ihr in die blauen Augen, die Unsicherheit in Amelies Blick war ihr nicht entgangen, darum begann sie mit ruhiger, sanfter Stimme zu sprechen.
„Engelchen, ich möchte mit Dir über unser Gespräch reden.“
Amelie wollte gerade etwas sagen, aber Odine hob die andere Hand und stoppte Amelie, bevor sie das erste Wort sagen konnte.
„Lass mich bitte zuerst reden. Das Gespräch heute war alles andere als gut. Wir müssen einen Weg finden, die doppelten Machtgefälle beiseitezuschieben.“
„Doppelte Machtgefälle?“, fragte Amelie.
„Ja, die zwischen Kriminalkommissarin und Kriminalhauptkommissarin und die zwischen Mommy und Littlegirl. Die beiden behindern sich auf der Arbeit.“
„Wie soll das gehen? Und vor allem, warum?“
„Warum ist einfach, dein Benehmen heute hat mich auf zwei Ebenen getroffen. Dein Widerstand gegen meine Dienstanweisung hat neben der Seite als dein Boss, auch die Mommy getriggert und als ich Dir antwortete, dass ich mich frage, ob Du Sehnsucht nach dem Rohrstock hast, war die Antwort ehrlich, aber sie war fehl am Platze. Das Ergebnis war, dass sich nicht zwei Polizistinnen unterhalten haben, sondern eine angefressene bratty littleone und ihre Mommy. Das geht aber nicht. So können wir nicht professionell zusammenarbeiten.“
Amelie stimmte Odine zu. Sie hatte in dem Moment nicht als Polizistin reagiert, da die Androhung des Rohrstockes, in ihr den Widerstand in ihrer submissiven Seite getriggert hatte. Sie würde es niemals darauf anlegen, bestraft zu werden, egal, was sie tat, das wissen, dass sie in Odines Augen etwas Falsches getan hatte, war schon etwas, das schlimmer als jede Strafe war. Nicht das diese nicht weh taten, aber das wissen etwas getan zu haben, das gegen Odines Regeln verstieß, das tat mindestens genauso weh. Denn tief in ihrem Inneren wusste Amelie, die Regeln von Odine gab es nur aus einem Grund. Odine wollte Amelie damit beschützen. Und genau dafür liebte sie ihre Frau, ihre Mommy. Dafür, dass sie spürte, dafür, dass sie tief in ihrem Inneren die Gewissheit hatte, dass Odine sie immer beschützen würde.
„Und was schlägst Du vor?“, fragte Amelie nach.
„Klare Trennung. Alles, was ich sage, ist bis auf eine Ausnahme immer dienstlich.“
„Die da wäre?“
„Das Gespräch ist beendet, wir klären das zu Hause. Das ist der einzige Satz, der auf der Arbeit noch von deiner Mommy kommen wird. Alle anderen Dinge sind dienstlich.“
„Aber ich brauche Dich als Mommy, was ist, wenn wieder etwas passiert, wie am See.“
„Dann fahre ich Dich nach Hause und wir kümmern uns zu Hause darum. Dann hast du Gelegenheit, Dich wieder zu fangen.“
„Ehm, wird das die neue Methode? Mich aus den Situationen rausnehmen, die mich triggern?“
„Ja und dass ich vermeiden werde Dich zu triggern, solange bis wir Dienstschluss haben.“
„Aber eine Dienstanweisung nicht ausführen oder sich ihr zu widersetzen hat immer noch die gleichen Konsequenzen?“
„Ja, oder willst Du lieber einen Eintrag in deine Personalakte?“
„Nein, nein. Ich will nur verstehen, wie Du es Dir vorstellst, denn die Generalprobe haben wir wohl beide verkackt. Ich war ja auch nicht gerade respektvoll im Umgangston mit Dir.“
„Nein, das warst Du nicht. Aber ich habe auch dazu beigetragen.“, versuchte Odine Amelie zu beruhigen.
Amelie nickte und fragte dann.
„Soll ich schon mal ins Schlafzimmer gehen?“
„Nein, Engelchen. Das wäre unfair. Wir haben beide keine Glanzleistung abgeliefert. Aber eine Frage hab’ ich noch.“
„Welche?“
„Hat Dir Gaby meine Botschaft ausgerichtet?“
„Ja!“
„Gut, hast Du sie verstanden?“
„Ehrlich gesagt, nein.“
„Ich mag keine Dreiecke. Das bedeutet, das ich kein Problem habe, wenn Du mit Gaby oder den anderen über unsere Probleme redest. Aber diese einzuspannen, um gut Wetter zu machen, das mag ich gar nicht.“
„Woher weißt Du?“
„Na ja, Gaby ist nicht gut darin gut Wetter zu machen.“, sagte Odine mit einem vielsagenden Lächeln.
„Ich brauchte jemandem zum Reden, jemandem, der zur Familie gehört.“, versuchte Amelie sich zu erklären.
„Alles gut, mein Schatz. Aber wenn Du geredet hast. Dann rede danach mit mir. Dreiecke sind wie Stille Post. Und die hat noch nie funktioniert.“
„Ich verstehe, was Du meinst. Es tut mir leid, ich wollte nicht respektlos sein.“, entschuldigte sich Amelie als Erste.
„Vergeben und Vergessen, und ich wollte Dich nicht triggern, das war falsch und unbedacht von mir. Ich wollte Dich vorwarnen, was passiert, wenn Du den Weg weitergehst. aber das war leider der gegenteilige Effekt.“
„Vergeben und Vergessen.“, kam es von Amelie.
Odine zog Amelie ganz fest an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Ich liebe Dich, mein kleiner Troublemaker.“
„Ich liebe Dich auch, Du Übermommy.“, antwortete Amelie mit einem Lächeln.
Mit diesen Worten kuschelte sich Amelie bei Odine ein und die beiden
verbrachten noch einige Zeit kuschelnder Weise auf der Couch.
Warum poste ich das? Weil ich möchte das jeder hier mal Gelegenheit hat, darüber nachzudenken, warum Sätze wie:" Mommy (Daddy) hat immer Recht!"nicht ganz ungefährlich sind. Denn auch wir Caregiver können uns irren. Wenn wir aber einen Fehler machen, dann kann er weitaus mehr Konsequenzen haben als wenn unsere lieben kleinen Fehler machen. Ich selber halte es da eher nach der Regel :"Manchmal hast Du Unrecht."
Und nun diskutiert das bitte in achtsamer Art und Weise aus. Oder zerreisst mich in der Luft. Ganz nach Eurem Belieben.