Die Zauberflöte in völlig neuer Sicht 2. Teil
In Sarastros BDSM-Tempel herrschte hehres Treiben. An diesem Abend gab es dort ein besonderes Event, ein CMNF. Unzählige Kerzen auf Lüstern tauchten die Szenerie elegant gekleideter Herren und fast unbekleideter Damen in warmes Licht. Die Farben Schwarz und Rot beherrschten den Raum. Dekadenz und Sinnlichkeit, dominante Spiele und lustvolle Unterwerfung prägten das Bild. Das sphärische Musikstück „La Salle blanche“ von Carlos Peron lief dezent im Hintergrund.
Monostatos, der üble Adlatus Sarastros mit verschlagenem Blick und vollständig in schwarzes Leder gehüllt, ließ seine Blicke lüstern über die orgienhafte Szenerie schweifen. Es störte ihn nicht, dass er bei den smarten Herrn und ihren schönen Gespielinnen nicht besonders geschätzt war. Niemand von ihnen verstand so recht, warum der edle Herr Sarastro sich mit einem wie ihm umgab. Aber er war eben der Mann fürs grobe, wie es so schön hieß. Gern hätte auch er sich an dem frivolen Spiel beteiligt, wenigstens intensiver dabei zugeschaut und sich dabei die Latte gewichst. Aber keiner der Dominanten ließ ihn auch nur in die Nähe der subs.
Aus Prinzip und heute auch, weil er in Ungnade gefallen war. Sein schweres Vergehen war es gewesen, dass ihm die künftige Favoritin seines Herrn, Pamina, nach ihrer Unterbringung in den ehrwürdigen Hallen männlicher Dominanz und weiblicher Submission, in Abwesenheit Sarastros entwischt war. Dabei hatte ihm Sarastro ausdrücklich befohlen, auf sie zu achten. Das entzückende Luder hatte ihn mit den wirkungsvollen Waffen einer schönen Frau ausgetrickst, eiskalt die Tatsache ausgenutzt, dass er sie – verbotenerweise – anhimmelte. Als wahre Tochter ihrer Mutter hatte sie seine Schwäche für sie sofort erkannt und ihre Chance clever ausgespielt. Ihre scheinbare Hilflosigkeit verleitete ihn zur Unvorsicht und nun stand er vor der versammelten Dominanz da wie ein Hanswurst.
Voller Schadenfreude erwarteten die Anwesenden seine öffentliche Demütigung. Sarastro war nicht dafür bekannt, gnädig im Falle von Insubordination zu sein. Ein Hardliner der männlichen Dominanz war er und die elfengleiche Pamina seiner Meinung nach nicht dazu bestimmt, eine knallharte Domse wie ihre Mutter zu werden.
Was für eine Verschwendung wäre dies! Frauen waren zu lustvollem Spiel geschaffen, aber sie bedürften klar der Führung eines erfahrenen, männlichen Dominanten. Unterwerfung unter eine Frau? So ein Blödsinn!
Doch die Gäste hatten sich zu früh gefreut, denn kurze Zeit später betrat ein sehr selbstgefälliger Monostatos mit der eingefangenen Pamina im Schlepptau den Showroom
„Feines Täubchen nur herein!
“. Er kettete die wild Zappelnde vor aller Augen kurzerhand an das Andreaskreuz. Ihre flehentlichen Blicke mit Knebel im Mund genoss er dabei sehr, denn er würde sie für ihren Ungehorsam mit kräftigen Gertenhieben auf ihren entblößten Po und dabei reichlich unkeuschen Gedanken im Kopf züchtigen. Irgendwann würde sie dankbar dafür sein! Und sein Chef Sarastro auch!
Er hob die Gerte an zum Hieb. Die laufenden Spiele froren auf der Stelle ein, die Anwesenden standen wie gelähmt vor Entsetzen, denn Monostatos stand es nicht zu, Pamina zu züchtigen und schon gar nicht öffentlich. Allein Sarastro dürfte es, denn Pamina war sein Besitz. Eine gnädige Ohnmacht erlöste Pamina vor der Schande und bevor einer der anwesenden Herren ihr zu Hilfe eilen konnte, erschien in diesem Moment der höchsten Not - wie aus dem Nichts - Papageno direkt neben dem Kreuz, einem geheimen Zugang sei Dank.
Durch sein spukhaftes Erscheinen und die Nichtbeachtung des allgemein üblichen Dresscodes, outete er sich eindeutig als Eindringling in dem exklusiven S/M-Zirkel und die Gäste stoben vor berechtigter Sorge bei nicht gesellschaftskonform gelebter Frivolität ertappt zu werden, kopflos auseinander.
Selbst Monostatos, die Gerte fallenlassend, kauerte sich im Halbdunkel hinter einer Säule und wartete erst einmal ab.
Papageno, ebenfalls erschrocken, vorallem vor seiner eigenen Courage, floh in einem ersten Impuls im Schlepptau der anderen in Richtung Ausgang, jedoch plagten ihn sofort Gewissensbisse. Auch die Furcht vor dem schrecklichen Zorn seiner Herrin (schließlich brauchte er seine „Glocken“ noch!) brachte ihn zur Besinnung. Auf Zehenspitzen schlich er zurück, löste Paminas Fesseln und bettete sie vorsichtig auf ein Kanapee. Scheu tätschelte er ihre Wangen und sprach sanft auf sie ein.
Monostatos beobachtete ihn aus seinem Versteck und bekam sogleich wieder Oberwasser. Mit diesem Zausel würde er fertig werden. Pamina erwachte sorgenvoll, erkannte jedoch in Papageno einen Diener ihrer Mutter. Wie nur sollte sie ihrer Mutter die Tatsache beichten, dass sie aus freien Stücken mit in diesen Club gekommen war, weil sie neugierig auf die andere Seite der sinnlichen Lust gewesen war. Diesem schmierigen Typ Monostatos allerdings wollte sie sich weder fügen gar hingeben.
Sogleich berichtete Papageno ihr vom gutaussehenden Tamino und dessen brennender Liebe zu ihr. Auch, dass beide zu ihrer Rettung von ihrer Frau Mama gesandt seien. Eilig verließen sie nun beide den Club auf der Suche nach Tamino.
Bei Männern, welche Liebe fühlen.
Die drei Dragqueens geleiteten Tamino derweil zu Sarastos BDSM-Club. Dabei kam der kleine Trupp nicht gerade schnell vorwärts. Die kaum straßentauglichen Plateau Overknees der drei herben Schönheiten sowie einige spektakuläre Schaufenstereinlagen waren der Hauptgrund für die Verspätung. Tamino war sichtlich genervt, wäre er doch nur Papagenos Schleichweg gefolgt.
Vor der Eingangstür ermahnten die drei ihn noch standhaft, duldsam und verschwiegen zu sein, um seinen Auftrag erfolgreich zu vollenden.
„Zum Ziele führt dich diese Bahn“
Dann entschwanden sie mit wackelnden Hüften in die nächste Bar.
Tamino stand nun einsam auf dem Kopfsteinpflaster vor dem großen Backsteinbau und verschlossener Tür. Er überlegte, wie er ins Innere gelänge. Benötigte er ein Losungswort? Oder gab es irgendwo eine Klingel? Auf zaghaftes Klopfen regte sich im Inneren nichts und so hämmerte er laut mit den Fäusten gegen das Holz.
Ein schwarzgewandeter Insider der bizarren Lüste und offensichtlicher Hüter der Tür öffnete diese einen Spalt und erklärte Tamino mit einem schrägen Blick auf dessen Kleidung:
„Das ist ein Privatclub! Einlass nur für Mitglieder!“, und begann die Türe wieder zu schließen. Doch Tamino rief laut nach Pamina und ließ sich nicht beruhigen. Er sei gekommen, um die Geliebte zu befreien. Von der besorgten Mutter zur Rettung vor dem schurkischen Sarastro entsandt und wild entschlossen, nicht ohne sie fortzugehen.
Die Doorbitch schüttelte verständnislos den Kopf über solch haarsträubenden Aberglauben. Nicht der gütig/gestrenge Gebieter Sarastro sei der Böse hier, erklärte er dem verdutzten Tamino, nein – sondern er, Tamino, sei offensichtlich von dem
„zänkischen Weib“
, der dunklen Domsen-Königin, verblendet worden. Zu Pamina gab er weiters keine Auskunft, sondern sprach nun in Rätseln bevor die Tür endgültig ins Schloss fiel. „
Ein Weib tut wenig, plaudert viel ... dies (man opferte Pamina schon?) dir zu sagen, teurer Sohn, ist jetzt und mir noch nicht erlaubt ... Doch sobald dich führt der Freundschaft Hand ins Heiligtum zum ew'gen Band.
“
Tamino fühlte sich total hilflos und sank mutlos auf die steinerne Stufe, den Kopf verborgen zwischen seinen Armen, zutiefst verzweifelt und ohne Plan. Eine vorbeihuschende Dame mit Cape flüsterte ihm jedoch zu, dass seine Liebste wohlauf sei. Vor lauter Glück und neuer Hoffnung überkam ihn das Verlangen und er begann lustvoll keuchend seine Zauberflöte zu „spielen“.
Die jubilierenden Töne trug die Stille der Nacht zu Papagenos und Paminas Ohren auf ihrer Flucht durch den verwinkelten Fabrikkomplex. Vor Freude pfiff Papageno wie ein Vögelchen. Tamino erkannte den Freund, sprang auf und folgte den Klängen sowohl mit freudig klopfendem Herzen als auch ebensolchem Genital. Vermeintlich eilte er beiden entgegen, doch sie verpassten sich im Gewirr der Innenhöfe und dunkler Ecken.
In der Zwischenzeit suchte Monostatos mit der Club-Security schon wieder nach Pamina und war ziemlich angepisst. Erneut war sie ihm entkommen und der Gedanke, dass sie ihn bei Sarastro anschwärzen würde, ließ ihn vor Angst schwitzen. Ebenfalls folgte er dem Klang des Pfeifens, aber anders als Tamino blieben er und seine Mannen erfolgreich. Sie stellten die Flüchtenden unter einer Straßenlaterne und kreisten sie ein. Hämisch befahl Monostatos seinen Leuten, die beiden in hartes Eisen zu legen. Bevor dies aber geschah, erinnerte sich Papageno an seine magischen „Glöckchen“ unter dem Gladiatorenrock.
Gekonnt brachte er sie zum Klingen, becircte damit sowohl Monostatos als auch dessen Schergen. Mit verträumtem Lächeln, auf wunderbare Art und Weise entrückt, vergaßen sie ihre Befehle und fielen sich einander umarmend und küssend um die Hälse.
Gelegenheit zur Flucht, Pamina und Papageno schöpften neue Hoffnung. Jedoch kündigten schallende Fanfaren Sarastros Erscheinen an. „
Es lebe Sarastro
“
Inmitten seines lobsingenden Hofstaats aus Dominanten und subs stand er fast gottgleich auf seinem güldenen Wagen, der von zwölf entzückenden Ponygirls gezogen wurde.
Richtig wütend wurde sein Blick als er Pamina außerhalb des Clubs sah. Die Erschrockene warf sich ihm sogleich demutsvoll zu Füßen. Drohend schwirrte ein langer dünner Rohrstock durch die Luft, jedoch ohne sie zu treffen. Mit Tränen in ihren Augen und halberstickter Stimme flehte Pamina ihn um Vergebung an. Sie würde jede seiner Strafen klaglos akzeptieren, bekräftigte sie, wenn der Herr sie nur ihr Handeln erklären lasse.
Etwas besänftigt durch ihr demütiges Verhalten, stieg er von seinem Wagen und ergriff Paminas eiskaltes Händchen.
„Nun gut, subbi, du hast mein Ohr. Aber sprich weise, kurz, knapp und präzise!“, entgegnete er.
Erst stockend und dann immer schneller erklärte ihm Pamina ihre erste Flucht zunächst damit, von Angst vor ihrer eigenen Courage ergriffen worden zu sein. Diese neue Seite der Lust habe ihr unvermittelt Unbehagen bereitet und sie überfordert. Mit niemanden habe sie darüber sprechen können. Doch ihre zweite Flucht hinge mit der Ungeheuerlichkeit, die Monostatos ihr hatte antun wollen, zusammen. Dessen Handeln ohne jeglichen Konsens und ohne Absprache mit ihm, ihrem Herrn. Dieser um Haaresbreite erfolgte Tabubruch hätte in ihrer zarten Seele für einen Absturz gesorgt.
Zum Glück sei gerade ein Diener ihrer Mutter vor Ort gewesen, um sie in ihrem Kummer aufzufangen. Außerdem, fügte sie leise hinzu, sei ihre arme Mutter krank vor Sorge um sie und hätte Retter zur ihrer vermeintlichen Befreiung geschickt.
Sarastros Blick wurde immer finsterer und Funken schienen aus seinen Augen zu sprühen. Sein Zorn richtete sich nun gegen Monostatos, der Sarostros Autorität untergraben hatte. Wie sollte Pamina jemals wieder Vertrauen in seine Führung haben? Insubordination schlimmster Art!
Er konnte nun ihre Beweggründe verstehen und das alles, weil er sie wegen eines dringenden geschäftlichen Termins in der wenig erbaulichen Gesellschaft Monostatos zurückgelassen hatte.
„Ich vergebe dir Pamina“, sprach er sehr sanft zu ihr, „ doch „
ein Mann muss eure Herzen leiten, denn ohne ihn pflegt jedes Weib aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten
". Nachhause entlassen könne er sie in diesem Zustand nicht. Beruhigend fügte er hinzu, er akzeptiere ihre starken Gefühle für Tamino. Dieser jedoch müsse sich ihrer erst noch als würdig erweisen und sich verschiedenen Prüfungen unterziehen. Erst dann dürften sie beide den Club verlassen. Bis dahin bliebe Pamina unberührt unter seinem Schutz.
Inzwischen führte Monostatos triumphierend den frisch eingefangenen Tamino zu Sarastro und erwartete eigentlich eine Belohnung für seinen Fang.
Tamino und Pamina erblickten sich, entwanden sich kurzerhand ihren Bewachern und fielen einander freudig in die Arme. Sarastro ließ sie großzügig gewähren und für einen kurzen Moment des Glückes waren die beiden Liebenden vereint. Beide spürten sie dieses Verlangen, diese Lust, sich einander bedingungslos hinzugeben. Doch es war nicht allein Lüsternheit, die sie leitete, sondern getragen von Liebe und Gefühl. Sie hielten einander fest umschlungen, die Lippen zu einem langen tiefen Kuss vereint.
Sarastro sah das Ganze mit hochgezogener Augenbraue. Zu viel Gefühl - für seinen Geschmack. Das würde ein hartes Stück Arbeit werden, die beiden in seinem Sinne auf den rechten Weg zu bringen.
Gegenüber Monostatos erklärte er mit schneidender Stimme und nur mühsam beherrscht:
„DU hast den Bogen gewaltig überspannt, eindeutig nicht in meinem Sinn gehandelt und wirst nun die Konsequenzen für deine Missetaten tragen! Bindet ihn, beugt ihn über die Bank dort und zieht ihm die Schuhe aus!“ donnerte er.
Und gnadenlos züchtigte er Monostatos blanke Fußsohlen mit dem dünnen Rohrstock - vor aller Augen, siebenundsiebzig Mal in einer schmerzhaften Bastonade.
Gedemütigt blieb Monostatos liegen, während Sarastro befahl, Papageno und Tamino sofort in seinen Club zu bringen. Man trennte die beiden Liebenden und trieb Papageno und Tamino zu Fuß vor sich her, während Sarastro mit der schluchzenden Pamina im Arm unter erneutem Lobgesang auf seine Weisheit den Wagen bestieg und sich von den Ponygirls in Richtung Club ziehen ließ.
Hier endet diese Geschichte - das weitere ist Kopfkino.
(c) Nina_de_Wynter