Ist ein multikausales Thema, würde ich sagen.
Als Kind des aufkommenden Internets reflektiere ich da schon seit mehr als einem Jahrzehnt drüber.
Außerdem habe ich u.a. durch meine Tätigkeit als erwachsenen-Contentersteller Erfahrungen als "Frau" im Netz.
Ich würde kurzgefasst sagen:
• Internet - Anonym - Anreiz zur Flappsigkeit/Empathielosigkeit.
• gesamtgesellschaftliche Entwicklung zur "lockereren Art" durch gewissen Verfall konservativer Werte im täglichen Miteinander - Übersehen von Leuten, Egozentriertheit bis hin zur Ausgrenzung
• Frauen sind frustriert von Flut aus lieblosen Nachrichten und Likes, machen aber auch die Erfahrung, dass Männer es nicht wertschätzen, wenn die Damen sie doch mal anschreiben (großer Fehler). Oft habe ich in Foren gelesen, dass sie sehr schnell aufgeben, wenn sie 10 Typen angeschrieben haben und keine Antwort erhielten. (Ja, lol halt.) Sie schließen dann fälschlich daraus, dass Männer allgemein eben doch Jäger seien und nicht zuerst angesprochen werden wollen.
• Männer sind frustriert von Ghosting, unfreundlichen Absagen oder Ignoranz.
Lang gefasst:
Männer sind nach wie vor Simps (also unehrliche Freundlichkeit, Flirtyness und Hilfsbereitschaft gegenüber Frauen, mit dem Ziel, eigentlich nur ins Bett oder eine Beziehung zu wollen): Das heißt, Männer haben sich nicht von Frauen emanzipiert. Die männliche Partnerwahldoktrin ist nach wie vor "Masse statt Klasse" - Willkürliche Komplimente, Anschreiben, zumindest im Internet, zahlloser Frauen. Vielleicht sogar noch mehr, seit es in der realen Welt mehr und mehr Männer sein lassen (aus diversen anderen Gründen).
Frauen werden überhäuft, überwiegend mit lieblosen, immer gleichen und eben willkürlichen Kontaktversuchen - das nervt die. Ergo fallen weibliche Reaktionen sparsam aus, wenn überhaupt. Ergo sind auch Frauen frustriert und schnell überfordert von der Männer-Flut.
Frauen werden andererseits nicht incentiviert, selbst aktiv zu werden, weil sie das Privileg des ersten bis zehnten Schrittes durch den Mann haben. (Und warum sollten sie das auch freiwillig aufgeben, solange Männer ihrer konservativen Rolle nachkommen?)
Daneben haben sie oft alte Rollenmuster von Mutti und Oma verinnerlicht und auch "Slutshaming" ist leider immernoch ein großes Thema. Von Seiten der Männer UND Frauen. Da müssen wir ran.
Das ganze ist ein Kreislauf: Je mehr sich Männer "bemühen" und je mehr und willkürlicher sie Frauen hinterherjagen, desto weniger Anreize haben Frauen, sich ihnen zu öffnen oder selbst aktiv zu werden oder "zurückzuliken". Je weniger Frauen dies aber tun, desto mehr gehen Männer in die Offensive, weil sies müssen, da sonst keine hängen bleibt. Das muss durchbrochen werden.
Meine Lösung und was ich seit locker 15 Jahre predige: Frauen, die auf uns zukommen auch respektvoll würdigen. Und: Echte männliche Emanzipation. Also nicht die "Emanzipation", die Feministinnen von Männern verlangen um bessere Feministen zu werden, sondern sich selbst Ansprüche wachsen lassen, um nicht mehr jedem Rock nachzusteigen, der im Raum ist oder sich anbietet. Auch mal höflich nein sagen. Reflektieren, ob einem die Dame a) wirklich gefällt und b) ob es realistisch ist, dass ich sie wirklich kennenlerne, wenn ich ihr online einen Like gebe. Sich ehrlich fragen: Will ich wirklich nur liken und komplimentieren? Dann bitte - Nur zu. Will ich aber insgeheim das Instagram Model real kennenlernen und wegknallen (entschuldigt den Ausdruck), sollte ich mir vielleicht überlegen, ob ich aus der richtigen und realistischen Motivation handele und das richtige tue. Das könnte dann für Frauen auch den Vorteil haben, dass sie sich langfristig wieder mehr über echte und ehrliche Komplimente freuen können.
Und natürlich Respektlosigkeiten im Anschreiben und bei der Reaktion auf eine höfliche Absage sein lassen.
Mich zum Beispiel triggert es, wenn Frauen Ansprüche haben, die sie selbst nicht erfüllen. Keine frau will einsilbig angeschrieben werden, richtig? Aber ratet mal: wie mich 99,9% der Damen anschreiben? "Hey", "hey wie geht's?", "👍". Genau. Sowas lasse ich abblitzen, egal wie untervögelt ich bin. Auch wenns ne Hübsche ist.
Meinung:
Der Marktwert von Männern liegt in meinen Augen am Boden, weil Männer sich kollektiv unter Wert verkaufen. Preis entsteht immer durch Angebot und Nachfrage. Und wir halten seit Jahrzehnten, seit der Partnermarkt liberalisiert wurde, ein Überangebot aufrecht, bis zu dem Punkt, dass Damen regelrecht genervt sind. Das ist unser Problem als Männer und unsere eigene Verantwortung.
Was meint ihr, warum so viele Frauenprofilie so bissig sind, dass sie erstmal in drei Absätzen erklären, was der Kerl gefälligst sein zu lassen und mitzubringen hat? Dinge haben Gründe. Und extreme Ansprüche muss man sich auch leisten können.
Und für die "Nicht alle Polizei": Ja, nicht alle.