Redselig UND Lesefreudig?
Moin HAL,
Ich hoffe, die Redseligen lesen auch gern. Mein Beitrag ist "etwas" länger geworden ... Vorweg sei gesagt, das wir eher Ds-ler sind. Der Einfachheit halber schreibe ich hier jedoch BDSM.
Wir leben unser BDSM recht offen aus. Dabei nehmen wir allerdings Rücksicht, insbesondere auf Kinder.
Meine Hure trägt ihr Halsband ständig und sichtbar in meiner Begleitung. Sehr oft trägt sie es aber auch alleine.
Ich bin vor einigen Jahren von Hamburg (St. Pauli) aufs Dorf gezogen. Ich habe mir damals gesagt, dass ich mich nicht verstecken möchte. Diese Einstellung hat mir gut getan. Wir werden akzeptiert und respektiert – auch, wenn wir etwas "anders" sind. Denn eins ist in meinen Augen wichtig: Wenn ich mich ausleben möchte, dann muss ich mich öffentlichkeitsfähig dabei bewegen und benehmen. Auch wenn es viele ahnen, manche wissen, so werde ich meine Hure sicher nicht an die Leine nehmen und sie so in das Dorfrestaurant führen. Allerdings kann es vorkommen, dass sie dort eine Backpfeife erhält (ohne, dass andere dies Mitbekommen) oder ich sie am Tisch zärtlich am Hals berühre, in Wirklichkeit würge ich sie dabei.
Es kommt vor, dass ich sie während des Restaurantbesuchs aufgrund eines Vergehens schroff heraus führe, sie auf die Rücksitzbank des Autos schubse und mit ihr, einige hundert Meter weiter, auf einen Feldweg fahre, um sie dort zu bestrafen. Danach kehren wir wieder in das Restaurant zurück, als wäre nichts gewesen. Das geht natürlich auch, um sie zu benutzen, wenn mir danach ist.
Dieses Verhalten mag sicher auffallen, wenige wissen, was da passiert. Aber es zeigt Dritten in dem Sinne kein BDSM- oder sexuellen Handlungen. Unser Verhalten ist also nicht erkennbar.
Wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen, ist ggf für Mitmenschen mit BDSM-Wissen sichtbar, dass wir BDSMler sind. Andere finden unser Verhalten vielleicht einfach nur "SONDERBAR" ... Sie schiebt den Einkaufswagen, während ich sie mit einem Griff in den Nacken von Regal zu Regal führe. Sie legt die Ware auf das Kassenband und ich schaue dabei nur zu und bezahle am Ende.
Mit dem Griff in den Nacken gehen wir aber auch sonst ständig umher. Das tun wir jedoch nicht, um zu zeigen, dass wir BDSMler sind, sondern weil wir es so mögen. Zudem empfinden wir das als recht unverfänglich "Unbeteiligten" gegenüber.
Kleine Vergehen werden auch in der Öffentlichkeit bestraft, dafür findet sich immer ein Weg, der ebenso unverfänglich anderen gegenüber ist. Belohnungen natürlich ebenso.
Anders, wenn wir (abends) auf dem Kiez in Hamburg unterwegs sind. Hier kommt es schon mal vor, dass ich meine Hure an der Leine führe. Warum? Weil ich es mag. Hier kann ich also meinen Fetisch öffentlich ausleben, da es so etwas wie "Dritte" nicht gibt. Weil um die Zeit keine Kinder mehr unterwegs sein sollten – erst recht nicht auf der Reeperbahn. Und falls doch, so sind die Schaufensterauslagen doch sicher eindeutiger, als mein Verhalten. Und die Erwachsenen sind sicher nicht auf der Reeperbahn, weil sie mit Sexualität nichts am Hut haben ...
Dies sind nur einige Beispiele für viele meiner/unserer BDSM-Handlungen in den unterschiedlichen Räumen der Öffentlichkeit. Denn wir leben unser BDSM ständig aus.
Wir haben jedoch kein "Sendungsbewusstsein" und wollen andere missionieren oder erwarten Akzeptanz von Dritten. Es ist "unser Ding". Nicht mehr, nicht weniger.
Die Möglichkeiten der Umfrage sind leider nicht ganz optimal, um "unser BDSM" zu beschreiben. Aber durch die Möglichkeit der Mehrfachnennung, konnte dann doch einiges abgedeckt werden.
SG
Hendrik