Bestimmt das "Womit" das "Was" und "Wie"?
An mir habe ich deutliche Veränderungen bemerkt, als ich vom Handgeschriebenen zum Computer wechselte. Meine Korrespondenz führte ich sehr lange Zeit ausschließlich mit Füllhalter, Tinte und Papier – die Schreibmaschine verwendete ich für Referate usw.In beiden Fällen mussten die Gedanken aber geordnet und in eine gewisse Reihenfolge gebracht werden, ehe die Feder oder der Finger ansetzte. Es wurde ein natürlicher Vorgang während des Schreibens, die nächsten Absätze schon gedanklich vorzubereiten, eine Struktur zu erspüren, an der es sich entlanghangeln ließ. Ausbessern sah einfach hässlich aus, am ehesten funktionierten noch ein Präludium, ein Exkurs oder ein Postskriptum.
Mit dem Computer gab es dann plötzlich vorher undenkbare Möglichkeiten der Textverarbeitung: Ausschneiden, Einfügen, Kopieren, Ersetzen. Ich konnte irgendwo beginnen und vom Leser völlig unbemerkt etwas voranstellen, ergänzen, immer wieder ändern. So richtig habe ich diese Möglichkeiten aber bis heute nie ausgeschöpft, stelle ich fest.
Noch immer schreibe ich in 90 % der Fälle einen Text einfach herunter; tatsächlich funktioniert das befriedigend, da für mich gefühlsmäßig stimmig, eigentlich nur auf diese Art. Selbstverständlich sind auch das gedrechselte Worte, aber es liegt etwas gewisses Organisches darin. Dagegen haftet eine gewisse kalte Künstlichkeit an dem, was am Monitor hin- und hergeschoben wird. Geht das noch jemand so?
Inwiefern beeinflusst das Medium Euch in dem, was und wie Ihr schreibt?