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Regionale Grammatikfehler

*****ess Frau
18.519 Beiträge
Themenersteller 
Regionale Grammatikfehler
Es gibt bestimme Regionen in Deutschland, wo bestimmte grammatikalische Fehler typisch sind. Und mich schüttelt' s dann immer, wenn ich das höre oder lese. Das tut meinen Ohren/Augen weh.
Ich frage mich dann immer, wie es in den Gegenden in der Schule im Deutschunterricht gelehrt wird. Doch bestimmt nicht so falsch, oder?
Und es werden doch bestimmt nicht extra Schulbücher mit anderer Grammatik für diese Regionen gedruckt. Auch im Aufsatz in der Schule wurde so etwas doch bestimmt als Fehler angestrichen. Oder lässt man das dann als regionale Besonderheit bzw. regionale Variante als richtig durchgehen?

Ich frage mich einfach, wie sich solche Grammatikfehler als Standard durchsetzen können.
*****ess Frau
18.519 Beiträge
Themenersteller 
Im Eingangspostings wollte ich mich erst einmal allgemein halten.
Hier gebe ich jetzt mal Beispiele an, was ich meine:

Heute erst wieder las ich
Genau so bin ich auch angefangen!

Ich BIN angefangen.

Ich BIN gestanden.
(Jetzt fallen ihr spontan gar keine weiteren Beispiele ein, aber da gibt es bestimmt einige.)

Autsch!
Das ist wie Zitronensaft pur trinken.
****i2
11.692 Beiträge
JOY-Team 
Das wo als Relativpronomen fällt mir da spontan als weiterer verbreiteter Fehler ein ("der Mann, wo die Pizza gebracht hat"). Oder selber statt selbst.

Diese Fehler sind meiner Auffassung nach einfach Dialektfehler. Sprich: Die Muttersprache ist ein Dialekt und auf Hochdeutsch verwendet man dann Konzepte, die eigentlich gar nicht Hochdeutsch wären.

Finde ich jetzt nicht so tragisch, auch wenn es mich stört.
******_42 Paar
1.073 Beiträge
Also ...
... wir müssen zwischen grammatikalischen Fehlern aus Sicht des Standarddeutschen und ganz normalen Sprachformen aus einem Dialekt unterscheiden. Was du hier als grammatikalischen Fehler markierst sind feste Bestandteile des regionalen Dialekts und damit völlig legitim. Da mag es jemanden, der keinen eigenen Dialekt spricht und nur das Standarddeutsch kennt, schütteln, doch Dialekte sind gewachsene Sprachstrukturen und deutlich älter als unser Standarddeutsch. Sie haben sogar einen Minderheitenstatus.

Ich gebe hier mal einen Link zu einer Plattform, die sich ausschließlich mit solchen Phänomenen auseinandersetzt. Ich bin in meinem Studium auf sie gestoßen und da mich das alles so fasziniert hat, habe ich damals sogar eine daran angelehnte Forschungsarbeit geschrieben. Es ist wirklich faszinierend:

http://www.atlas-alltagssprache.de/

Lieben Gruß
Shania
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.710 Beiträge
Einer meiner ersten Partner stammt aus dem *saarland* und es irritierte mich immer sehr, dass er statt

„Mir ist kalt“

Wie ich es kannte, sagte

„ich habe kalt“
*****yma Frau
699 Beiträge
Interessant finde ich, dass einem Wendungen, deren Gebrauch man so gewohnt (gewöhnt *zwinker* ) ist, nicht auffallen, die, die für einen persönlich aus dem Rahmen fallen, aber schon.
"Ich bin gestanden" ist für mich als Süddeutsche (und auch im Duden) korrekt und normal, während "ich habe kalt" seltsam anmutet. Letzteres ist vermutlich im Saarland vom nahen Französischen beeinflusst.

Mir rollt es auch regelmäßig die Fußnägel hoch, wenn ich den Dialekt höre, in dem jedes "dass" durch "damit" ersetzt ist.
*****ess Frau
18.519 Beiträge
Themenersteller 
****i2:
Das wo als Relativpronomen fällt mir da spontan als weiterer verbreiteter Fehler ein

Ja, das wäre auch das nächste Phänomen gewesen, das ich hier benannt hätte.
Das gruselt mich genauso wie dieses "Ich bin ..." statt "Ich habe ..."

Ich kann verstehen, dass diejenigen, die in diesen Regionen wohnen, wo das so gesprochen wird, es völlig normal finden und vielleicht auch selber so sagen.

Komisch find ich's trotzdem, dass man etwas anders spricht, als man es in Büchern und Zeitungen liest und auch in der Schule gelernt hat.

Das liegt vielleicht daran, dass ich Hochdeutsch spreche und dass ich auch den sächsischen Dialekt ganz grässlich finde.
Bei uns gibt es bestimmt auch grammatikalische Dialektfehler. Ich muss mal nachdenken, ob mir welche einfallen.
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
Muttersprache
*****ess:
Regionale Grammatikfehler
Es gibt bestimme Regionen in Deutschland, wo bestimmte grammatikalische Fehler typisch sind. Und mich schüttelt' s dann immer, wenn ich das höre oder lese. Das tut meinen Ohren/Augen weh.

Kein Grund zu Aufregung! *lach*
Das sind sprachliche Besonderheiten der Dialekte, die keinesfalls als Fehler zu bezeichnen sind. Keiner muss sie mögen. Sie gehören dennoch zum deutschen Kulturgut.

******dia:
Bundesdeutsches Hochdeutsch ist die bundesdeutsche Standardvarietät des Standarddeutsch. Der für die deutsche Standardsprache als Gesamtes, fälschlich gleichsetzende Begriff „Hochdeutsch“ bezeichnet in der germanistischen Sprachwissenschaft eigentlich eine Gruppe von Mundarten in Mittel- und Süddeutschland (Mittel- und Oberdeutsch), die sich durch die Benrather Linie vom Niederdeutschen abgrenzen.

Am morgigen Tag, dem Internationalen Tag der Muttersprache, erinnert die UNESCO zum 19. Mal an die sprachliche Vielfalt, unter anderem auch an deutsche Dialekte wie beispielsweise Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch oder Niedersächsisch.

*omm*
*****ess Frau
18.519 Beiträge
Themenersteller 
****Ffm:
Am morgigen Tag, dem Internationalen Tag der Muttersprache, erinnert die UNESCO zum 19. Mal an die sprachliche Vielfalt, unter anderem auch an deutsche Dialekte wie beispielsweise Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch oder Niedersächsisch.

*danke* für diesen Hinweis.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ein schönes Thema, danke dafür! *g*

Zitat von *****yma:
Interessant finde ich, dass einem Wendungen, deren Gebrauch man so gewohnt (gewöhnt *zwinker* ) ist, nicht auffallen, die, die für einen persönlich aus dem Rahmen fallen, aber schon.
"Ich bin gestanden" ist für mich als Süddeutsche (und auch im Duden) korrekt und normal, während "ich habe kalt" seltsam anmutet. Letzteres ist vermutlich im Saarland vom nahen Französischen beeinflusst.

Ich möchte anmerken, dass die Unterscheidung zwischen "Ich bin gestanden (oder auch gesessen/gelegen" und "Ich habe gestanden (dass ich es war)" durchaus praktisch sein kann. *klugscheisser* *ggg*

*****ess:
Und es werden doch bestimmt nicht extra Schulbücher mit anderer Grammatik für diese Regionen gedruckt. Auch im Aufsatz in der Schule wurde so etwas doch bestimmt als Fehler angestrichen. Oder lässt man das dann als regionale Besonderheit bzw. regionale Variante als richtig durchgehen?

Zum einen wissen die meisten Leute ja durchaus zwischen (gehobenem) schriftlichem Duktus und (umgangssprachlicher) mündlicher Sprache zu unterscheiden. Ich mache beim Sprechen auch allerlei "Fehler", die ich niemals so niederschreiben würde, die aber mündlich einfach Teil des Dialekts sind. Z. B. der Relativanschluss mit "was" (der was des gmacht hat) oder auch die Ersetzung des Dativs im Plural durch den Akkusativ (mit die Kinder statt mit den Kindern). Je nach Gesprächspartner lasse ich mehr oder weniger dieser dialektalen, vom Standard abweichenden Elemente in meine Sprache mit einfließen, allerdings ist die Trennlinie da sehr unscharf.

Zum anderen neigt man natürlich zu einer gewissen Betriebsblindheit bei Dingen, die für einen selbst normal sind. Immerhin gehört ja "Norm" zu "normal", auch wenn es sich um eine präskriptive Norm handelt – die letztlich auf einer deskriptiven Norm basieren muss, um für die Sprecher allgemein akzeptabel zu sein.

Beim Korrigieren stoße ich immer wieder auf Wendungen oder abweichende Verwendungsweisen einzelner Wörter, die ich rein intuitiv zunächst als falsch einordne. Beim Nachschlagen stelle ich aber häufig fest, dass man das in bestimmten Gegenden Deutschlands/in der Schweiz/in einem bestimmten Fachbereich durchaus so zu sagen pflegt. Und irgendwann gewöhne ich mich daran und finde es nicht mehr falsch. Auch die verinnerlichte Norm kann sich ja ändern – anders wäre auch Spracherwerb gar nicht möglich.

*g*
Ich muss gestehen, ich mag die grammatikalischen Eigenheiten meines heimatlichen Dialekts sehr gern und stehe ihnen ausprochen wohlwollend gegenüber, solange es sich nicht um Schriftsprache bzw. einen offiziellen Text handelt.
Mit diesem Wohlwollen für Dialekteigenheiten, die manchmal auch richtige Schönheiten sein können, höre ich immer mit spitzem Ohr hin.

Ein Deutschlehrer hat einmal in die Klasse gefragt: "Sind wir schon angefangen?" Als Süddeutsche bin ich fast vom Stuhl gekippt. Dafür tolerierten meine neuen Mitschüler, wenn ich anfänglich noch die Uhrzeit mit "Viertel auf Zehn" bzw. Dreiviertelzehn angegeben habe oder mir aus Versehen mal wieder ein "Grüß Gott" am Morgen entwich, etwas, wie sie meinten, wofür man mich in einer Hansestadt legitimerweise töten dürfe. *g*

In Wien hörte ich eine ältere Dame, die ich nach dem Weg gefragt hatte, sagen: "Sehn'S da auf der drüberen Seite das Schild?" Ich finde die "drübere Seite" entzückend, sie ist eben viel drüberer als nur drüben, gerade wenn man alt ist, die Augen schlecht sind und man an einer breiten Straße steht. Nie wirklich verstanden habe ich die Hinweisschilder in Wien, auf denen stand, dass etwas (z.B. ein Schalter in der U-Bahn-Haltestelle) "aufgelassen" wurde, wenn er doch de facto mit Brettern zugenagelt war. Das Wort "geschlossen" und "zugemacht" halte ich immer noch für sinnvoller. @******uja: Kannst Du mich erleuchten?

Ein Wiener Apotheker, den ich um eine "Tüte" gebeten hatte, antwortete: "Bitte! Sie [er meinte die Deutschen] sind viel mehr als wir, haben das größere Land und einen Fußball-Weltmeister-Titel, aber hier heißt es immer noch Sackerl!"
****Ffm Frau
4.878 Beiträge
Gude!
Zitat von ****pa:
Ich muss gestehen, ich mag die grammatikalischen Eigenheiten meines heimatlichen Dialekts sehr gern und stehe ihnen ausprochen wohlwollend gegenüber, solange es sich nicht um Schriftsprache bzw. einen offiziellen Text handelt.
Mit diesem Wohlwollen für Dialekteigenheiten, die manchmal auch richtige Schönheiten sein können, höre ich immer mit spitzem Ohr hin.

Arig erfreut!
*kuss3*
****65 Frau
96 Beiträge
Man muss gar nicht so weit schauen oder hören: JEDEN Tag in den Nachrichten kommt dieser Satz mind. einmal vor:.....macht es Sinn, bzw. macht es keinen Sinn.
Sinn in der deutschen Sprache ERGIBT sich, aber MACHT sich nicht, das ist ein typisches falsches Übersetzen oder Übernehmen aus dem Englischen, was wir heute ja alle so gerne machen. DAS nervt mich gewaltig, ebenso wie das Wort: EINZIGSTE....
Aber ich kann drüber schmunzeln, nur nicht, wenn meine Schüler so einen gequirlten Unsinn fabrizieren. Mal ehrlich: Wer von Euch sagt nicht: DAS MACHT SINN? *zwinker*
********nnie Frau
1.101 Beiträge
Ich lehne mich nun wagemutig aus dem Fenster, indem ich behaupte: Ich sage das nicht - weil ich mich auch so gern darüber aufrege. *lol*
********nnie Frau
1.101 Beiträge
Aber mir fällt auch gerade etwas potenziell Regionales ein:
Ein guter Freund benutzt anstelle des Genitivs stets Konstruktionen wie „Peter sein Hund“ oder „Das ist denen ihre Sache“, und ich bekomme jedes Mal Schnappatmung, ich armes Ding.
Er bemüht sich nun redlich, es sich abzugewöhnen (was nach Jahrzehnten natürlich kein leichtes Unterfangen ist), führt zu seiner Verteidigung aber auch an, das sei in seiner thüringischen Heimat nun mal unglaublich weit verbreitet und nicht als „schlechtes Deutsch“ angesehen.
Kann das jemand bestätigen oder widerlegen? (In letzterem Fall werde ich das nicht gegen diesen Freund verwenden, versprochen. *zwinker*)
****65 Frau
96 Beiträge
Unterschiedliche Grammatik in den Bundesländern
lach....also, ich bin in Bayern geboren, hömma, auch wenn die anders ticken, auch die in Thüringen, die haben doch den gleichen DUDEN...lach....und letzenendes habe ich auch Deutsch gelernt, es geht *g*
****aco Frau
150 Beiträge
Hallöchen aus dem Norden erst einmal in die Runde...
Also, diese für norddeutsche Ohren oftmals lustigen süddeutschen ‚Sprachvariationen‘ klingen für mich auch nach Jahrzehnten der versuchten Eingewöhnung nach wie vor etwas befremdlich. Allerdings habe ich mich doch inzwischen zumindest leidlich ‚arrangieren‘ können und zucke zumindest bei solch typischen Stilblüten wie ‚denen ihre‘ oder, noch etwas gesteigert mit den verdrehten Vor-/Nachnamen ‚dem Huber Rudi sein Auto‘, sowie der klassischen wie/als-Schwäche, an der man einen Süddeutschen auch ohne jeglichen sonstigen Dialekt zielsicher erkennen kann, nicht mehr allzu sehr zusammen.😇

Ach, und zu der Frage mit dem ‚aufgelassenen/geschlossenen‘ Schalter... da käme mir als einzige sinnvolle Erklärung in den Sinn, dass der Schalterbetrieb ‚aufgelöst‘ (und dann etwas abgewandelt ‚aufgelassen‘) ist. Etwas misslich ist in diesem Fall natürlich die inhaltliche Ähnlichkeit zu ‚offen gelassen’... obwohl sich dieses ja auch getrennt schriebe und vllt zumindest dadurch der Unterschied erkennbar wäre - naja, zumindest in Schriftform...?!;)

Einen zauberhaften Sonntagabend und liebe Grüße
Kerstin
*****yma Frau
699 Beiträge
"Dem Seppal sei(n) Hund" ist hier in Bayern durchaus auch üblich, also 1:0 für ihn. *zwinker*

An "einzigste" Dinge habe ich mich lustigerweise sehr gut gewöhnt.

Aber dass irgendetwas "Sinn macht" gehört zu den neudeutschen Wendungen, die mich am meisten stören und die ich definitiv nicht gebrauche. Leider vermute ich, dass es inzwischen so weit verbreitet ist, dass es sicher bald Eingang in den Duden finden wird (oder schon gefunden hat?).
Profilbild
**********tlust
21 Beiträge
Zitat von ****65:
Man muss gar nicht so weit schauen oder hören: JEDEN Tag in den Nachrichten kommt dieser Satz mind. einmal vor:.....macht es Sinn, bzw. macht es keinen Sinn.
Sinn in der deutschen Sprache ERGIBT sich, aber MACHT sich nicht, das ist ein typisches falsches Übersetzen oder Übernehmen aus dem Englischen, was wir heute ja alle so gerne machen. DAS nervt mich gewaltig, ebenso wie das Wort: EINZIGSTE....
Aber ich kann drüber schmunzeln, nur nicht, wenn meine Schüler so einen gequirlten Unsinn fabrizieren. Mal ehrlich: Wer von Euch sagt nicht: DAS MACHT SINN? ;)

Ohh, EINZIGSTE:R. Das triggert mich auch. Wenn ich das höre, stellen sich meine Nackenhaare auf *zwinker* In Sachsen-Anhalt sagen viele Leute der älteren Generation: "Zu DIE Kinder gehen" oder "Warst du bei DIE anderen Kinder?" Das ist schlimm.
******uja Frau
6.959 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *****yma:
"Dem Seppal sei(n) Hund" ist hier in Bayern durchaus auch üblich
… und in Tirol sowieso, ebenso wie
Zitat von **********tlust:
In Sachsen-Anhalt sagen viele Leute der älteren Generation: "Zu DIE Kinder gehen" oder "Warst du bei DIE anderen Kinder?"

Zum letzten Beispiel: Wenn ich mir das so erkläre, dass hier der Dativ Plural mit dem Akkusativ zusammenfällt, dann kann ich viel entspannter damit umgehen. Nicht, dass ich das selbst jemals sagen würde … *floet*

Regional fasziniert mich übrigens auch dies:

• Die Endung der 2.Ps.Sg. endet hierzulande nicht auf -t, sondern auf -ts, und zwar sowohl im Präsens als auch im Präteritum und im Imperativ: Ihr gehts; Könnts ihr (oder es – mit langem e:) des machen; Warts ihr/es dort?; Lassts des!

• Nicht nur Verben, sondern auch Konjunktionen werden nebensatzeinleitend konjugiert: Wennst (= wenn du) magst; Weilst jetzt los musst; (der) demstes (= dem du es) geben (= gegeben) hast.
Dasstes weißt ist demnach nicht dass d(u)'es weißt, sondern ebenfalls Opfer der Konjunktionskonjugation. *klugscheisser*
*****yma Frau
699 Beiträge
@******uja
Beeindrucken, wenn das dann auch noch jemand mit Fachbegriffen beschreiben kann!
Aber geht es beim von dir genannten Beispiel nicht um die 2. Ps.Pl.?
******uja Frau
6.959 Beiträge
Gruppen-Mod 
Asche über mein Haupt. Du hast natürlich Recht und ich mich verschrieben. *tuete*
*****ius Mann
1.392 Beiträge
Zitat von ****pa:
Dafür tolerierten meine neuen Mitschüler, wenn ich anfänglich noch die Uhrzeit mit "Viertel auf Zehn" bzw. Dreiviertelzehn angegeben habe [...]

Genau genommen ist es so: es sagt wohl jeder halb zehn, weil es die Hälfte der zehnten Stunde ist. Würde jemand klaren Verstandes auf die Idee kommen zu sagen, es sei halb nach neun oder halb vor zehn?

Somit lässt sich die österreichische Uhrzeit viertel zehn als Viertel der zehnten Stunde und analog dazu drei viertel zehn ganz klar und nachvollziehbar ableiten.

Zitat von ****pa:
In Wien hörte ich eine ältere Dame, die ich nach dem Weg gefragt hatte, sagen: "Sehn'S da auf der drüberen Seite das Schild?" Ich finde die "drübere Seite" entzückend, sie ist eben viel drüberer als nur drüben [...]

Eines vorweg, @******uja als gestandene Tirolerin über die Eigenheiten der Wiener Sprache zu befragen, ist in etwa so wie die Sache mit dem Blinden und der Farbe *liebguck*

Zugegeben, drüben bedeutet bereits auf der anderen Seite. Der Wiener setzt aber den Pleionasmus "auf der drüberen = anderen Seite Seite" als bewusstes rhetorisches Stilmittel ein. Somit ergibt sich auch, dass es sich bei "drüberen" nicht um eine Steigerungsform handelt.

Zitat von ****pa:
Nie wirklich verstanden habe ich die Hinweisschilder in Wien, auf denen stand, dass etwas (z.B. ein Schalter in der U-Bahn-Haltestelle) "aufgelassen" wurde, wenn er doch de facto mit Brettern zugenagelt war. Das Wort "geschlossen" und "zugemacht" halte ich immer noch für sinnvoller. @******uja: Kannst Du mich erleuchten?

Der Wiener verwendet aufgelassen (auch) im Sinne von aufgelöst. Wäre ein Schalter lediglich (vorübergehend) geschlossen, gilt er nicht als aufgelassen. Auch kann mir ein Geschäft vor der Nase zu machen, ohne dass es deswegen gleich aufgelassen wird. Wenn mich der Geschäftsinhaber jedoch heraneilen sieht, obliegt es ihm freilich das Geschäft noch aufzulassen (offen zu halten).

Zitat von ****pa:
Ein Wiener Apotheker, den ich um eine "Tüte" gebeten hatte, antwortete: "Bitte! Sie [er meinte die Deutschen] sind viel mehr als wir, haben das größere Land und einen Fußball-Weltmeister-Titel, aber hier heißt es immer noch Sackerl!"

Die Abgabe von Tüten mit einem THC-Gehalt von über 0,2% fällt in Österreich unter das Suchtmittelgesetz und ist somit auch in Apotheken verschreibungspflichtig.

Die deutsch Tüte kommt von der Tute (Trichterform) - vergleiche auch den Pflanzennamen Efeutute. Somit ergibt die Eistüte Sinn. Warum die 4-eckige Form des Sackerls als Tüte bezeichnet wird, erschließt sich aber nicht.

Die spitze Papiertüte bezeichnet der Wiener übrigens auch gerne als Stanitzel.

Das Sackerl in der vom Wiener geliebten Verkleinerungsform kommt natürlich vom Sack und der ist aus dem Lateinischen (saccus) bzw. Griechischen (sakkos) entlehnt.

Dem Wiener zu unterstellen, er ginge in Sack und Asche, wenn er ein schwarzes Sakko trägt, ist jedoch eine böswillige Verleumdung *fiesgrins*
****65 Frau
96 Beiträge
....ganz besonders schön schräg finde ich in Norddeutschland die "zue" ( für geschlossen) Tür und das "auffe" ( für geöffnet) Fenster...
Profilbild
******rol Mann
936 Beiträge
Zitat von ****65:
....ganz besonders schön schräg finde ich in Norddeutschland die "zue" ( für geschlossen) Tür und das "auffe" ( für geöffnet) Fenster...

Da habe ich jetzt gefühlte fünf Mal lesen müssen, bis ich das "zue" in den richtigen Kontext gebracht hatte *lach*... Für "zu" verwende ich diese Form auch, für "offen" interessanterweise jedoch nie!
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