Dr. Tinas Praxisgeschichten 6
Jonas war spät am Abend von der Uni nach Hause gekommen. Die Bahn hatte mal wieder Verspätung gehabt und er hatte den letzten Bus verpasst. Bis er zu Hause angerufen und eine Abholung arrangiert hatte, war er auf dem zugigen Bahnhofsvorplatz seiner Heimatstadt kräftig durchgeregnet worden. Nachdem sein Vater ihn schließlich eingesammelt und nach Hause gebracht hatte, konnte er sich kaum noch aufrecht halten. Seine Mutter hatte ihm ein Abendessen warm gehalten, aber Jonas wollte eigentlich nur noch ins Bett. Kurz dachte er über eine heiße Dusche nach, aber nachdem er sich in sein altes Kinderzimmerzurückgezogen hatte, war die kuschelige Decke, einladend aufgeschlagen, doch zu verlockend. Er lag in unruhigen Träumen, warf sich den größten Teil der Nacht hin und her. Am Morgen fühlte er sich schlecht erholt und schwindelig. Er hatte Kopfschmerzen. Jonas ging ins Bad. Im Spiegel sah er ein blasses, unrasiertes Wesen mit Augenringen. Als er auf der Toilette saß und zu urinieren versuchte spürte er einen scharfen Schmerz, irgendwo zwischen Po und Penis, einen Namen für die Stelle hatte er aber nicht. Er wusch sich, zog sich langsam an und ging hinunter, seine Mutter hatte schon zu Frühstück gerufen. „Guten Morgen. Wie siehst du denn aus?“ Der fröhliche Gruß seine Mutter wandelte sich zu einer besorgten Inspektion. „Hab‘ nicht so gut geschlafen.“ Murmelte Jonas und ließ sich auf seinen Platz fallen. Das war ein Fehler. Wieder zuckte ein Schmerz von dieser unsäglichen Stelle auf. Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Ich fresse einen Besen, wenn du kein Fieber hast.“ Sie kam um den Tisch herum und legte eine kühle Hand auf seine Stirn. Plötzlich fröstelte ihn. „Dachte ich mir doch.“ Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Wird schon gehen.“ Meinte Jonas und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb. Aber es ging nicht. Neben der Unmöglichkeit, schmerzfrei zu sitzen, konnte Jonas auch nichts essen. Das Brötchen an dem er nur ein wenig herumgeknabbert hatte, schien in seinem Mund immer größer zu werden und war nicht einmal mit dem Kaffee herunterzuspülen. Jonas entschuldigte sich kurze Zeit später und legte sich wieder ins Bett. Vorsichtig fasste er mit der Hand zwischen seine Beine. Unterhalb des Hodens, in der Nähe seines Poloches, spürte er den Schmerz. Er zog die Hand zurück und versuchte eine bequeme Lage zu finden. Es klopfte an seiner Tür. Nachdem Jonas „Herein!“ gerufen hatte, schaute sein Vater etwas betreten um die Ecke. „Deine Mutter hat mich geschickt. Sie meint, du solltest mal Fieber messen.“ Unbeholfen streckte er Jonas das Fieberthermometer entgegen. „Danke.“ Jonas nahm es entgegen und sein Vater flüchtete praktisch aus dem Raum. Das brachte Jonas zum Schmunzeln. Sein Vater hatte sich noch nie gut mit allem Körperlichen auseinandersetzen können. Er legte sich das Thermometer in die Achselhöhle und schaltete es ein. Als es piepte, schaute er auf das Display. Achtunddreißig sieben. Er legte das Thermometer neben sich ab und drehte sich auf die Seite. Wenn nur diese Schmerzen nicht wären. Kurze Zeit später klopfte es wieder an der Tür. „Deine Mutter lässt fragen, ob du zum Arzt möchtest.“ Jonas überlegte. „Nein, geht schon.“ Er konnte unmöglich seinem Vater von dem delikaten Schmerz berichten. Und das würde er wohl tun müssen, alleine um zu begründen, dass er nicht gut sitzen konnte. Sein Vater zog sich wieder zurück. Jonas zog die Decke um sich. Er fühlte sich matt und kalt, immer noch fröstelte ihn, obwohl sein Kopf so heiß war. Wie es schien, war Jonas eingeschlafen, denn das Nächste, was er wahrnahm war, dass seine Mutter im Zimmer stand. „Wie geht es dir?“ fragte sie, als sie sah, dass er wach war. Jonas räusperte sich. „Nicht gut.“ Bekannte er. Seine Mutter betrachtete ihn aufmerksam. „Ich rufe vielleicht doch besser unsere Hausärztin an.“ Überlegte sie. „Vielleicht kann sie dich noch drannehmen, wenn wir gleich in die Praxis fahren.“ Jonas schüttelte den Kopf. „Ich könnte jetzt nicht im Auto sitzen.“ Seine Mutter runzelte die Stirn. „Ich habe starke Schmerzen, ich kann nicht sitzen.“ Fuhr Jonas fort, bevor seine Mutter Fragen konnte. Sie seufzte. „Ich rufe an, aber wahrscheinlich wird es jetzt keinen Hausbesuch mehr geben.“ Jonas dämmerte wieder vor sich hin, als seine Mutter das Zimmer verließ. Tatsächlich kam es ihm so vor, als wäre kaum Zeit vergangen, als es wieder an seine Tür klopfte. „Hier ist es.“ Sein Vater hieß die Ärztin eintreten und schloss die Tür von außen. Jonas drehte sich in seinem Bett vorsichtig auf den Rücken, was wiederum schmerzhaft war. Die junge Frau, die sich seinem Bett näherte, kannte er nicht. „Wegener mein Name.“ Stellte sie sich vor und platzierte ihre Tasche auf dem Stuhl über dem seine Klamotten hingen. „Wir kennen uns noch nicht. Ich bin die Nachfolgerin von Dr. Krawinkel und arbeite seit kurzem in der Praxis mit.“ Jonas nickte. „Gerckens, Jonas.“ Stellte er sich etwas ungelenk vor. Die Ärztin lächelte. „Ich weiß. Ihre Eltern habe ich auch schon in der Praxis kennengelernt. Erzählen Sie mal, was ich für Sie tun kann.“ Jonas wurde rot. Er schämte sich, dieser durchaus nicht unattraktiven Frau, die kaum älter als er zu sein schien von seinen Problemen zu berichten. Als er einige Sekunden nicht geantwortet hatte, drehte sie sich um und öffnete ihre Tasche. „Ihre Mutter sagte mir, sie haben Fieber?“ Erstaunlicherweise fiel es Jonas leichter, zu ihrem Rücken zu sprechen. „Ja, seit heute Nacht. Aber das ist eigentlich nicht das Hauptproblem.“ Sie kramte noch in ihrer Tasche. „Ich habe außerdem Schmerzen. Untenrum.“ Er verstummte. Die Ärztin setzte sich an die Bettkante, das Stethoskop um den Hals. „Am Penis? Hoden? Anus?“ fragte sie. Jedesmal schüttelte Jonas den Kopf. „Irgendwie zwischen Hoden und … Poloch.“ Sie nickte. „Okay. Auch seit gestern?“ Jetzt nickte Jonas. „Ja, ich glaube, es hat eigentlich schon auf der Zugfahrt hierher angefangen.“ Die Ärztin lächelte ihn an. „Wird es schlimmer beim Stuhlgang oder bei Berührung?“ Auch das konnte Jonas bejahen. „Wie hoch war das Fieber, als Sie zuletzt gemessen haben?“
„Achtunddreißig acht. Aber das war heute Morgen. Ich denke, es ist mehr geworden.“ Sie lächelte wieder. „Okay. Sonstige Probleme, wie Halsschmerzen, Husten, Atemnot oder dergleichen?“ fragte sie. „Nein, nichts davon.“ „Gut.“ Sagte sie plötzlich geschäftsmäßig. „Ich höre einmal schnell auf Herz und Lunge, nur der Vollständigkeit halber, und dann schaue ich mir den schmerzenden Bereich genauer an.“ Jonas wollte sein T-Shirt hochziehen, aber sie winkte ab. „Es geht auch so. Bitte durch den geöffneten Mund tief ein- und ausatmen.“ Jonas gehorchte und spürte, wie der Kopf des Stethoskops mehrfach auf seine Brust gedrückt würde. Auf seiner fieberheißen Haut fühlte er das kalte Metall durch den Stoff des Shirts hindurch. „Reicht schon.“ Sagte die Ärztin. „Die Lunge ist frei, das Herz schlägt schnell, aber das ist zu erwarten. Würden Sie bitte den Bauch frei machen?“ Jonas zog die Decke noch weiter herunter und schob das T-Shirt hoch. Dr. Wegener tastete mit kühlen Händen den Bauch ab. „Hier tut Nichts weh?“ Jonas schüttelte wieder den Kopf. „Dann kann das Hemd wieder herunter, und Sie machen bitte den Genitalbereich frei.“ Wieder wurde Jonas rot, während er sein Hemd herunterzog und dann das Becken anhob, um die Boxershorts herunterzuschieben. Dabei verzog er das Gesicht. „Das tut auch weh?“ fragte sie Ärztin, die ich aufmerksam beobachtete. „Ja, immer an der gleichen Stelle.“ Sie nickte. Inzwischen hatte sie sich Einmalhandschuhe übergezogen. „Ich untersuche jetzt das Genital.“ Kündigte sie an. Sie hob Jonas‘ Penis an und betrachtete die Haut auf der Ober- und der Unterseite. Dann zog sie vorsichtig die Vorhaut zurück. Schamrot beobachtete Jonas, wie sie die Eichel und die Harnröhrenöffnung untersuchte. Dann legte sie den Penis auf Jonas Bauch nach oben ab. „Einmal festhalten bitte.“ Forderte sie ihn auf, um gleich darauf mit beiden Händen seine Hoden zu umfassen und gründlich abzutasten. Jonas keuchte, als zugleich Schmerz und Erregung sich in seinem Körper ausbreiteten und er spürte, wie sein Penis unter seiner Hand steif wurde. Dr. Wegener schien nichts zu bemerken, oder jedenfalls ließ sie sich nichts anmerken. „Bitte auf die Seite drehen, mit dem Rücken zu mir.“ Ihre Anweisung war freundlich neutral, ohne jeden Hinweis darauf, dass sie Jonas Erektion gesehen hätte. Jonas legte sich auf die Seite und war froh, der Ärztin nicht mehr ins Gesicht schauen zu müssen. Dann spürte er wie seine Pobacken auseinandergezogen wurden. „Ich inspiziere nur den Anus.“ Erklärte die Ärztin. Dann ließ sie los. „Ist der Schmerz schlimmer, wenn Sie auf der Seite liegen?“ Jonas überlegte. „Ich weiß nicht recht. Eigentlich ist er am schlimmsten, während ich mich bewege.“ Wieder hatte die Ärztin ihre Hände an seinem Po. „Ich werde jetzt einen Finger in den Po einführen.“ Jonas wurde starr vor Schreck. „Muss… muss das wirklich sein?“ stammelte er. „Ja, diese Untersuchung führt vermutlich zu einer definitiven Diagnose. Versuchen Sie, ein bisschen zu pressen.“ „Okay.“ Jonas holte tief Luft, und tat wie verlangt. Der Schmerz nahm sofort zu. Dr. Wegener schob ihren Finger in sein Poloch und drehte ihn. Jonas stöhnte. Das tat vielleicht weh! Dann schrie er auf. „Aaahhh!“ Sofort verschwand der Finger. Jonas atmete heftig, bis der Schmerz wieder nachließ. „Tja, sie haben eine Entzündung der Vorsteherdrüse.“ Erklärte Dr. Wegener, während sie die Handschuhe auszog. „Bleiben Sie noch kurz so liegen. Ich gebe Ihnen eine Spritze gegen die Schmerzen und das Fieber. Haben Sie Allergien?“ „Nein. Woher kommt so eine Entzündung?“ fragte Jonas. „Das lässt sich unmöglich sagen. Meistens sind es Darmbakterien, die über die Harnröhre einwandern. Oder bestimmte Erreger von Geschlechtskrankheiten. Sie sind sexuell aktiv, nehme ich an?“ Jonas räusperte sich. „Ich bin homosexuell und lebe in einer festen Beziehung.“ Es roch nach Alkohol. „Es wird am Po mal kalt.“ Etwas feuchtes wurde über seine Pobacke gewischt. „Jetzt piekt es mal.“ Kalte Finger an der Pobacke, ein kleiner Stich, dann ein Brennen. „Wenn Sie regelmäßig Analverkehr haben steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Prostatitis bekommen. Sie können sich wieder anziehen.“ Dr. Wegener stand auf, um ihre Sachen wieder einzupacken. Jonas richtete seine Kleidung und legte sich wieder auf den Rücken. „Sie benötigen Antibiotika. Normalerweise würde ich gerne Blut abnehmen und im Labor untersuchen lassen, aber das ist ein schlechter Zeitpunkt am letzten Arbeitstag des alten Jahres.“ Jonas nickte. „Ich bin froh, dass Sie noch hergekommen sind.“ Dr. Wegener winkte ab. „Lag praktisch auf meinem Heimweg.“ Sie zog einen Rezeptblock und einen Stift aus der Tasche. „Ich verschreibe Ihnen ein Antibiotikum und das gleiche Schmerzmittel, dass ich gerade gespritzt habe. Das Antibiotikum müssen Sie zehn Tage einnehmen, das Schmerzmittel nach Bedarf, bis zu viermal täglich. Aber wahrscheinlich brauchen Sie es nur in den ersten Tagen.“ Jonas nickte zustimmend. Er bildete sich ein, schon zu merken, wie die Schmerzen nachließen. „Haben Sie noch Fragen?“ erkundigte sich die Ärztin, als sie das fertige Rezept auf den Nachttisch legte. „Nein, vielen Dank.“ Jonas lächelte. „Gut, dann frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Wenn noch etwas Unvorhergesehenes passiert, wenden Sie sich bitte an das städtische Krankenhaus.“ Mit einem letzten Lächeln verließ sie das Zimmer.