Hallo @ all,
Diese Frage war schon immer sehr umstritten und diese Threads wurden doch teilweise recht lang in anderen Foren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es in der WE im Wesentlichen zwei Fraktionen gibt:
1. Fraktion:
Betreiber von professionellen Angeboten und Studios
Hier werden nicht selten Kosten von 200-500 Euro bei 2-4 Stunden schnell erreicht. Die Argumente, hier „nur“ kostendeckend zu arbeiten, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Überwiegend nehmen diese Angebote männliche Patienten an, die dann im Studio entsprechend versorgt werden.
2. Fraktion:
Hobbydocs bieten Ihre Praxisleistungen auf privater Basis an
Durch die doch immer mehr wachsenden Hobbypraxen ist die Abgabe von Praxistributen recht wenig bis gar nicht mehr aufgetreten. Die meisten Hobbydocs bieten für die weiblichen Interessentinnen Ihre Dienste an. Vereinzelt gibt es auch Hobbypraxen, welche männliche Patienten behandeln. Tendenziell sind hier Tributabgaben gelegentlich zu erkennen.
Ich selbst habe eine sehr gut ausgestattete Hobbypraxis, welche durchaus mit normalen FA-Praxen mithalten kann. Neben der Praxiseinrichtung sind Hygiene, Einwegmaterialen, sicheres Auftreten und Fachwissen ebenfalls wichtig.
Trotz der an den Tag gelegten „Professionalität“ wird in meiner Praxis keine Tributabgabe fällig.
Das hat mehrere Gründe: Einerseits bin ich zum Glück nicht finanziell vorbelastet und andererseits kommt eine Tributforderung in etwa einer „Zwangserwartungshaltung“ gleich. D. h. bei Zahlung des Tributs kann der Gedanke aufkommen, das zu tun, was sie möchte. Das schränkt meine Handlung als „freier Doc“ deutlich ein und die Session steht immer unter dem Stern „Ich hab Dich bezahlt“.
Die Meinungen sind hier im Forum alle im gleichen Grundtenor, was ich auch sehr gut finde. Einige Anmerkungen finde ich allerdings doch sehr hart, weil vielleicht die andere Seite noch nicht ganz bewusst war. Auch diesen Aspekt möchte ich mal in kleinen Ansätzen näher beleuchten:
Je nach Ausstattung kann eine Hobbypraxis richtig Geld verzehren. Das wird durch die Patientin oft gar nicht gesehen oder es ist Ihr nicht wirklich bewusst. Ich für meinen Teil kann behaupten, dass hier ein guter 4-stelliger Betrag hinein geflossen ist (und da steht keine 1 am Anfang der Zahl) , der nicht mehr nur als „Hobby“ bezeichnet werden kann. Es besteht vielmehr aus meinen Ansichten zu der Leidenschaft, aber auch der nicht immer heimliche Wunsch der Patientin, sich in möglichst realer Umgebung aufzuhalten. Da möchte ich nur einen professionellen Gyn-Stuhl, OP-Lampe, Instrumente, Schränke, Liege uvm. nennen. Das geht hier schnell in die tausende Euros. Sicherlich nur eine einmalige Anschaffung, aber eben die muss auch getätigt und gewartet werden.
Dann kommen die Instrumentarien. Wer möchte mit einem Plastikspekulum behandelt werden? Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass diese Plastik-Instrumente mehrfach zum Einsatz gekommen sein sollen bei verschiedenen Patientinnen…. Im Privatgebrauch bei der eigenen Partnerin mag das noch gerade tragbar sein, aber wie sieht es aus, wenn Ihr in der Hobbypraxis nun so ein Spekulum seht…? Wurde es schon benutzt? Sicher das nicht?
Das geht sicherlich gar nicht, oder? Ein richtiges Instrument muss also aus chirurgischem Stahl bestehen, schwere Bauart (keine billige Nachbauvariante), muss vernünftig desinfiziert sein und soll sich von Session zu Session ruhig auch mal ein anderes sein (ja und kalt muss es doch auch sein
)
Habt Ihr denn ein Gefühl dafür, was ein Instrument neu kostet? Wenn man zu ebay geht, bekommt man z.b. die „Klassiker“:
Cusco:
Die bekommt Ihr da aber nicht in schwerer Ausführung und richtigem Chirugenstahl, sondern eher als billiger Nachbau
Collin:
Manchmal sogar in besserer Ausführung in ebay zu bekommen
Kristeller:
Auch bei ebay, selten sogar in vernünftiger Qualität zu bekommen
Trelat:
Ja, sogar manchmal in vernünftiger Qualität angeboten, aber das ist nicht immer richtig zu erkennen bei den Bildern
Spätestens bei richtig schönen Spekulums, welche sich toll anfühlen, muss man richtig Geld hinlegen:
Guttmann: Geniales Spekulum, sehr zu empfehlen, selten unter 100 Euro zu bekommen
O Sullivan o Conner: Ebenfalls genial: Da gibt es aber mehrere Versionen: Die billige, die zugleich so gut wie nicht zu verwenden ist weil Frau nicht so gross gebaut ist oder die teure, die es in verschiedenen Größen gibt. Die hab ich auf ebay noch nie gesehen. Ebenfalls nicht unter 300 Euro zu bekommen …
Doch ich will nicht zu weit ausschweifen, nächster Punkt:
Die Verbrauchsmaterialien sind auch wichtig. Sicherlich heutzutage „Centartikel“, doch spätestens bei einem Ballon-Rektalkatheter kommen da mal 40-50 Euronen zusammen. Der ist nicht ewig haltbar. Spritzen, Nadeln sind vernachlässigbar, das ist billiger als ne Schachtel Zigaretten. Mit dazu Infusionsbesteck oder Tupfer, Mundspatel etc. Auch nicht der Rede wert.
Bei Blasenkatheter wird es schon wieder spannender… So nen Ding kostet zwischen 1 Euro und auch 4 Euro im Einkauf (Rüsch). Mit dem billigen hatte ich schon so meine Erfahrungen in der lang zurückliegenden Vergangenheit… Ein Kollege hatte eine wirklich extreme Erfahrung: Sachgemäß verwendet, aber leider ein Produktionsfehler: Der Ballon in der Blase hat sich nicht mehr von selber lösen wollen…. Das lag im Nebenkanal, welcher sich verschlossen hatte. Wie nen Gummiband, welches sich „verklebt hat. Und damit bekommt Ihr den nicht mehr hinaus. Da kommt dann mal ganz schnell Freude auf… Na, zu welchen wollt Ihr denn tendieren?
Aus solchen Erfahrungen lernt man schnell: Nehme nicht die billigen …. Ich selbst setze nur noch hochwertig verarbeitete Katheter ein, die aber eben nicht 2 Euro kosten. Dazu dann steriles Gleitgel, sterile Handschuhe, sterile Katheterstopfen, geeignetes Desinfektionsmittel, steriles Lochtuch, steriler Urinbeutel…. Die Liste ist lang und Ihr seht, dass plötzlich alleine bei Katheteranwendung schon schnell bei 10 Euro ist.
Aufspritzungen sind auch nicht gerade günstig. Sterile Kochsalzlösung, bei jedem Einstich neue Flügelkanüle, Infusionsbesteck…. Auch hier seid Ihr dann mit deutlich mehr als 5 Euro dabei …
Wer wünscht sich nicht mal nen Plug aus chirurgischen Stahl? Ein geiles Gefühl, aber das kostet ab 130 Euro aufwärts … Und davon gibt’s ne Menge toller Dinge….
Vibrator? In einer Praxis ist ein Latex-Vibrator und der Gedanke, dass dies schon vorher an einer Pat verwendet wurde doch eher negativ, oder? Also Edelstahl: Tja, mal eben 100-150 Euro wieder ausgeben, damit er vernünftig gereinigt und desinfiziert werden kann….
Ganz wichtiges Thema ist Hygiene:
Die Patientin möchte sicherlich das Gefühl haben, einen hygienisch reinen Praxisraum zu betreten. Also muss eigentlich alles vorher mit Flächendesinfektion behandelt werden. Dazu braucht es die entsprechenden Mittel. Da sind 1l ganz schnell weg, die dann auch so ca. 15 Euro im Durchschnitt kosten (Frekanol, Mikrozid Liquid etc.). Oder gibt es jemanden, der sich auf den Gyn-Stuhl oder Liege ohne vorherige Flächendesinfektion hinlegen möchte? Ich denke wohl eher nicht…
Die Instrumente müssen auch gereinigt werden. Die einfachste Möglichkeit ist einfach im Wasser reinigen. Dann sind die sichtbaren Spuren sauber entfernt. Hygienisch ist das allerdings nicht. Wer möchte als Patientin denn nun freiwillig als nächstes damit untersucht werden? Keiner?
Also muss ein Ultraschallbad her, die entsprechenden Mittelchen die auch wieder nicht wenig kosten und dann ab in den Sterilisator. Das Ding ist auch nicht billig. Fängt bei 200-300 Euro an und geht ins Uferlose für Hobbydocs. Doch damit nicht genug? Woher weiß der Hobbydoc, ob es wirklich eine keimabtötende Maßnahme war? Also müssen Testindikatoren her (da kosten 10 St. mal locker 30 Euro). Nicht zuletzt müsste eine jährliche Prüfung erfolgen, ob der Steri auch die Werte erreicht, die es für eine vorgeschriebene Instrumentensterilisation erfordert… Ich sag es Euch: 100-400 Euro, je nach Typ und Gerät. Abgesehen davon, dass die neuen sogar ein Protokoll auswerfen müssen nach der Sterilisation… Deswegen werden die alten gerade zwangsweise alle ausgetauscht….
Tja, die Beispiele könnte ich beliebig fortsetzen.
Bitte nicht falsch verstehen. Wer unbeschwert und sicher eine Behandlung erleben will, muss sich im Klaren sein, das eine Session durchaus min. 20-30 Euro kosten kann, wenn alles beachtet wird und die Sicherheit und Hygiene dem Doc am Herzen liegen. Es gibt sicherlich auch Docs, die das eben genau nicht machen, und diesen „Standard“ für sich so definieren, dass es eben mangelnd ist. Das bekommt die Patientin gar nicht mit. Sie muss da dem Doc vertrauen. Dieser „Mangel“ ist auch sicherlich darin begründet, dass hier ein erhöhter Kostenaufwand betrieben werden muss. Und der durchbricht auch schon mal den finanziellen Rahmen des Hobbydocs. Er würde sicherlich mehr machen wollen, wenn der denn könnte.
Man muss also sehr vorsichtig sein, wenn die Patientin sagt, ich will dafür nix ausgeben. Das kann auch schnell zu einem Boomerang werden und sicherlich am FALSCHEN Ende gespart.
Zur Ehrenrettung schätze ich unsere Mitglieder aber hier so ein, dass hier der höchstmögliche Standard angeboten wird und sich keiner darum Sorgen machen muss.
(Es ist mir auch klar, dass ich hier extrem hohen „Standard“ habe. Das liegt aber auch daran, dass die WE nicht mehr nur ein Hobby ist, sondern eine echte Leidenschaft und der Hang zum Perfektionismus).
Zum Schluss möchte ich noch anregen, vielleicht ein Spendensparschwein einzurichten in jeder Praxis, wo die Pat. selbst entscheidet, ob sie etwas zur weiteren Verbesserung des Standards beitragen will. Dabei geht es nicht um die Höhe, sondern um die Anerkennung, welche die Docs durchaus wieder anspornt diesen Standard zu halten oder gar zu erweitern. Ja selbst eine Geste wie z. B. eine Flasche Wein mitzubringen wirkt schon als Anerkennung
Das hat dann auch nicht mehr den Beigeschmack einer Erwartungshaltung, da ja dafür „bezahlt“ wurde
Ich hoffe, Ihr seid mir jetzt nicht allzu böse mit mir, weil ich das doch DEUTLICH mal aufzeigen wollte aus Sicht eines Hobbydocs….
… und ja, die Praxis ist hier weiterhin ohne Praxistribut zu besuchen!!
Liebe Grüße,
ZarterGyn
P.S.: Sorry, dass es so lang geworden ist….