Keiner.
Die Beziehung, die ich mit meinem Exmann geführt habe, hat sich über die Jahre so entwickelt, ohne dass einer von uns wusste, was DD ist, ABER auch ohne das klassische BDSM-Machtgefälle. Mein Mann und ich waren zum Beispiel nie "Herr" und "Sub" und soweit ich weiß kann man DD ganz generell unabhängig von klassischem BDSM leben. Ich mochte zwar BDSM, aber mein Exmann und ich hatten nicht denselben Zugang dazu, weswegen ich unsere Beziehung einfach "altmodisch/konservativ" nennen würde.
Wir lebten also nach und nach immer konservativere Geschlechterrollen und fühlten uns wohl dabei. Er übernahm die Finanzen komplett und viele Jahre befand sich meine Kontokarte nichtmal mehr in meinem Geldbeutel, sondern in seinem und ich fragte immer, ob ich sie haben darf, bzw. eher, ob ich mir was kaufen durfte und er willigte ein oder lehnte ab.
Uns gefiel die konservative Rollenverteilung der Geschlechter, mit dem Mann als VERsorger, der Entscheidungen trifft, und der Frau als UMsorgerin der Familie, die auf Entscheidungen des Mannes hört und ihm diese auch überlässt. Also sehr 50's American Household und eigentlich gar nicht Kink.
Was es bei uns nicht gab, waren körperliche Züchtigungen zur Strafe oder als Maintenance. Es gab für mich Sanktionen, die fielen aber mehr in die Kategorie "Verzicht". Umgekehrt gab es aber auch Belohnungen oder Zugeständnisse.
Was eben fehlte war dasselbe, ausgewiesene Machtgefälle in der Sexualität. Mein Exmann war sexuell aktiv und initiativ, aber im Grunde nicht dominant, zumindest nicht so, wie man sich das jetzt im BDSM üblicherweise vorstellen würde. Er wollte nicht (be)herrschen und ich hatte sexuell ihm gegenüber niemals devote Gefühle, nicht mal im Ansatz so, wie ich sie gegenüber meinen bisherigen Doms hatte. Deswegen würde ich die Beziehung, die ich mit ihm führte, zwar unter DD verorten, aber nicht unter BDSM.
Für mich habe ich gemerkt, dass eine andere Beziehungsform mich nicht glücklich machen würde. Ich bin da unheimlich "altbacken", ich mag den klassischen, maskulinen Mann und die klassische, feminine Frau und ich mag als Frau von einem Mann geführt und geschützt werden und sehe ihn - zumindest in einer Beziehung und nur innerhalb derer - als mir höhergestellt im Sinne der Entscheidungsgewalt.
Eine Philosophin bezeichnete die klassische Maskulinität mal als "heroisch", die Essenz der Femininität als das Begehren, diese heroische Maskulinität zu bewundern. Nicht im Sinne einer Abhängigkeit und nichtmal im Sinne einer Unterordnung als Mensch, da Menschen als Menschen selbst keine "Herren" und "Sklaven" sind. Sondern spezifisch die Bewunderung der heroischen Maskulinität eines Mannes, der dieser Bewunderung auch würdig ist, weil sie ihn liebt und sowohl ihre Liebe, als auch ihre Bewunderung bedürfen eigener Stärke, Selbstwert und Unabhängigkeit bei der Beurteilung von moralischen Werten.
Diese Beschreibung traf auf starke Resonanz in mir, da ich Partner primär nach Spiegel-Werten aussuche - meine moralischen Werte, gespiegelt in der anderen Person, die diese Werte darstellt. Und für die ich sie bewundere, aus ihrer reinen Existenz Glück ziehe, und zu der ich in dieser Beziehung dann auch aufsehen kann.
Deswegen gefällt mir eventuell diese klassische, konservative Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in einer Beziehung, weil diese das Konzept des maskulinen Helden und der femininen Bewunderung stark nach außen sichtbar macht. Ich fühle mich sehr wohl damit.
Die Unterordnung selbst ist vermutlich dann aber schon wieder eher ein Schritt, der darüber hinausgeht und zum einen mit meiner eher reaktiven Persönlichkeitsstruktur, aber auch mit meinen Bedürfnissen innerhalb einer Partnerschaft zu tun hat - ich mag es, wenn man mir Führung und Orientierung gibt.
Eine Partnerschaft, die DD und BDSM vereint, wäre für mich wohl ein Ideal, HoH/TiH und gleichzeitig Top/Bottom. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass ich dabei in ziemliche Extreme gehen könnte. Aus Erfahrung weiß ich, wie "extrem" meine Beziehung zu meinem Exmann schon gewesen ist, ganz ohne klassisches BDSM. Und ich weiß, wie "extrem" meine Verhältnisse mit Doms bisher waren, ganz ohne Liebesbeziehung. Mit beidem zusammen würde ich wohl unweigerlich ins TPE rutschen, das bereitwillig und gerne zulassen und zugegeben fürchte ich mich da ein bisschen vor mir selbst.