Ich halte nichts von einem Safewort, denn in meinen Augen gibt es eine trügerische Sicherheit für beide Seiten.
Agieren mit einem Safewort kann einmal, 25mal, 100mal, ... gut gehen, aber irgendwann geht es mal schief.
Der dominante Part verlässt sich darauf, dass der submissive Part es sagt.
Irgendwie logisch und wenn ich mir bewusst bin, dass ich überfordert bin kann ich es auch nutzen.
Doch was mache ich, wenn ich es nicht wahrnehme oder ich derart blockiert bin, dass ich es nicht sagen kann?
Auch ich habe mich anfangs darauf verlassen, bis ich mich auf eine damalige Flag-Session einließ ...
Wir kannten uns noch nicht gut genug, dass er mich lesen konnte und deshalb verließ er sich auf mich. Ich war allerdings ab einem gewissen Punkt derart blockiert, dass ich nichts mehr sagen konnte.
Das Ende der Geschichte war ein Absturz, der mit ein wenig mehr Achtsamkeit auf beiden Seiten hätte vermieden werden können.
Deshalb kann ich gerade Anfängern nur raten sich nicht darauf zu verlassen.
Auch den traditionellen Ampelcode, der mit rot zu einem Sessionabbruch führt, halte ich für kritisch.
Ein abrupter Abbruch der "Session" führt in den meisten Fällen ebenfalls zu einem Absturz. Außerdem brennt es diese Negativerfahrungen in unser Gedächtnis. Ich bin der Meinung, dass es besser ist die "Session" langsam ausklingen zu lassen und unbedingt die negative Erfahrung mit einer positiven zu überschreiben, damit es keine negativen Langzeitwirkungen hat.
Wichtig ist, dass sich beide ihrer Verantwortung bewusst sind.
Eine alternative Möglichkeit, die ich für mich gefunden habe, ist den Ampelcode als Klassifizierung der derzeitigen Handlung zu nutzen.
Dies hilft dem dominanten Part sein Gegenüber besser einschätzen zu lernen und gibt ihm die Möglichkeit einer langsam Steigerung. Ebenso hilft es dem submissiven Part Vertrauen zu entwickeln, sich seiner Verantwortung bewusst zu werden und bewusst zu reflektieren. Wird der Status häufig abgefragt und der submissive Part antwortet nicht mehr, so weiß der dominante Part, dass es Zeit ist ein positives Ende einzuleiten. Dies gewährleistet, dass der submissive Part langsam aus dem Subspace zurückgeführt wird oder von einer Überforderung in die sicheren Arme. Ein plötzlicher Abbruch wäre in beiden Fällen gefährlich.
Beispiel für einen Ampelcode zur Klassifizierung der Handlung:
grün: Handlung fühlt sich gut an, ist im Rahmen und kann gesteigert werden
gelb: Intensität ist ausreichend, eine weitere Steigerung muss mit mehr Achtsamkeit durchgeführt werden
orange: Handlung ist nah an der Grenze, Intensität sollte zurückgeschraubt werden
rot: Handlung war auf der Grenze bzw. kurz drüber, Intensität unbedingt zurückschrauben bzw. nach positiven Erlebnis in eine andere Handlung wechseln
Diese Möglichkeit hat sich für mich gerade für Flag-Sessions als geeignet und sicher erwiesen, denn ich bin kein Mensch, der eine Handlung abbrechen kann. Ist es nämlich über einem bestimmten Punkt der Überforderung kann ich nicht mehr sprechen und versuche nur noch es irgendwie durchzustehen in der Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Diese Klassifizierung gibt mir die nötige Sicherheit, um mich fallen zu lassen und die Gewissheit, dass dieser Punkt der Überforderung nicht erreicht bzw. durch ein positives Erlebnis überschrieben wird.