„Realität
Guten Abend werte Gemeinschaft
... „ Zu viel lange hin und her schreiben ist mir zu öde, ich will lieber so schnell wie Möglich ein reales Treffen.“ Oder auch den Spruch : „Nur reales, ist wahres“
Aber wer bestimmt, was Realität ist? Sind nicht Gefühle real? Gefühle entstehen ja auch manchmal beim Schreibkontakt. Ist die Wirkung, die man bei einem Herrn virtuell spüren kann, nicht auch schon real?
Für mich persönlich ist es so, das ich beides miteinander verbinde. Wir benutzen den Joy als Brücke ins reale. Dennoch beginnt der Weg für mich virtuell. Ich liebe diesen Weg...auch wenn ich dadurch oft schon verletzt worden bin.
Wie seht ihr das? Ist es für euch naiv, sich virtuell zu öffnen?
Oder ohne öffnen, kein reales Treffen?
Könnt ihr Dominanz/Devotion schon beim schreiben spüren?
Ich bin gespannt auf eure Sichten, Meinungen und Erfahrungen!
Realität ist für mich immer eine durch mich bewertete Information. Derartige Informationen können über den virtuellen Raum zu mir gelangen, jedoch auch über den reellen. Für mich ist der virtuelle Raum in seiner Informationsfülle vergleichsweise beschränkt und eher eindimensional.
Da wo im virtuellen Raum das Wort als einzig wesentliche Information zum Austausch und zur Kommunikation zwischen Menschen steht, steht im reellen Raum zusätzlich beispielsweise eine nonverbale Kommunikation, die ebenfalls auf mich wirkt - und zwar vorrangig unbewusst und auf meine Gefühlswelt zielend. Diese fehlende Kommunikationseben, so scheint es mir, versuchen wir Menschen immer dann in unserem Kopf phantasievoll zu ersetzen, wenn sie fehlt.
Aber in diesem Moment, in dem wir das tun, beginnt die Realität sich zu verändern. Ich bewerte nicht mehr bewusst oder unbewusst die Informationen, die ich von einem Menschen erhalte, sondern manipuliere selbst diese Information im Rahmen meines Kopfkinos, frei nach dem Pipi Langstrumpf Prinzip: „Ich mach mir die Welt, widewide... wie sie mir gefällt!“
Wenn mir also die Worte gefallen, ergänze ich die aus meiner Sicht passenden Informationen zu dem Menschen, der sie geschrieben hat, solange ich ihm noch nicht reell und leibhaftig begegnet bin.
Wer allerdings garantiert mir, dass die Worte für den Menschen stehen, der sie mir schickte? Vielleicht hat - ähnlich wie bei Cyrano de Bergerac - jemand anderes die Worte speziell für ihn verfasst, die dich ansprechen oder sie sind irgendwo abgeschrieben worden. Vielleicht weiß dein Gegenüber nur dir das zu schreiben, was du hören möchtest, ohne für sich selbst davon überzeugt zu sein, weil er bestimmte Absichten verfolgt. Ein Köder muss schließlich dem Fisch schmecken und nicht dem Fischer.
Und nun stell dir vor, du begegnest jemandem in der reellen Realität, den du schon lange aus der virtuellen kennst. Plötzlich findet ein Ableich zwischen deinem virtuellen Bild von dem Menschen, das in teilen phantasievoll von dir selbst passend ergänzt wurde und dem reellen Auftreten INKLUSIVE der nonverbalen Kommunikation dieses Menschen statt.
Das virtuell entstandene Bild eines Menschen kann zwar passen und übereinstimmen, meistens haben wir uns das Gegenüber jedoch idealisiert vorgestellt, so dass der Abgleich eher zu ungunsten des Gegenübers ausfällt.
Und wenn beim Gegenüber zu allem Überfluss dann auch noch das offensichtliche, das bewusst Gesagte und das unbewusste, die nonverbale Kommunikation, völlig auseinanderfallen - weil jemand virtuell ein Bild von sich gezeichnet hat, welches ihm in keiner Weise entspricht -, dann bricht das Bild von diesem Menschen schlagartig in uns zusammen. Das liegt u.a. daran, dass die nonverbalen Informationen (Gestik, Mimik, Stimme, Geruch etc.) etwa 90% der Kommunikation ausmachen, das Gesagte ist quasi der allergeringste Anteil.
Der schriftlich so selbstsicher und dominant wirkende Mann, kann dann reell durchaus wohlüberlegte Worte wählen, die dominant wirken soll, es nützt ihm aber nichts, wenn seine Körpersprache und sein Angstschweiß ihn unbewusst als unsicheren Hänfling entlarven.
Die Idee, möglichst früh ein direktes Treffen durchzuführen, hilft daher sich ein besseres Bild vom ganzen Menschen zu machen und hilft spätere Enttäuschungen zu vermeiden.
Vidarius_seineS