Die Entdeckung der Dominanz
Oft wurde er im späteren Leben gefragt, wann, wie oder wodurch er sich seiner dominanten Ader bewusst wurde. Er hatte oft darüber nachgedacht, auf der Suche nach einer passenden Antwort.
Rückblickend fielen ihm dazu meist jedoch immer nur Gedankensplitter ein, einzelne Erlebnisse und Empfindungen, die zwar in der jeweiligen Situation sehr real waren, aber nicht klar zu deuten, geschweige denn zu benennen.
Dennoch gab es einige, die aus dem Nebel der Vergangenheit immer wieder häufiger auftauchten als andere und daher in der Erinnerung eine besondere Rolle zu spielen schienen.
Er erinnerte sich besonders einer Begebenheit, die er im Alter von ungefähr 23 Jahren erlebte.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren seine sexuellen Erfahrungen dem Alter angemessen. Falls es ein angemessen im Hinblick auf Anzahl und Intensität hierbei überhaupt gibt.
Seine Vergleichsmöglichkeiten bezeichnete er selbst als überschaubar.
Nun hatte er im besagten Alter aber gerade eine neue Freundin. Sie war sogar ein wenig älter als er, sexuell erfahrener und unterschied sich in zwei wesentlichen Eigenschaften ihres Verhaltens von seinen bisher gemachten Erfahrungen.
Wenn er sie fickte, kam sie immer schnell, sehr schnell. Einerseits. Zudem aber auch noch sehr laut. Andererseits. Und sie zappelte dabei auch noch wie wild herum.
Grundsätzlich ja nicht das schlechteste Ergebnis, vielleicht hätte er sich sogar etwas darauf einbilden können.
Bemerkenswerterweise geschah aber das Gegenteil. Es ging ihm auf die Nerven. Fürchterlich. Es brachte ihn aus dem Konzept, lenkte ihn ab.
Während sie sich wimmernd und zitternd unter seinen Stößen wand und in großen Schritten ihrem Orgasmus näherte, verdrehte er oftmals dabei innerlich die Augen, sich wünschend, dass sie ruhig daläge, die Klappe hielte und ihn einfach mal machen ließe.
Eines Abends war es dann endlich soweit.
Während Andrea mal wieder jubelnd kam, platzte ihm der jugendliche Kragen.
Zunächst hielt er abrupt inne, was bei ihr zu nachvollziehbarer Verwunderung und der Frage führte, was denn plötzlich los sei.
Er sah ihr tief in die Augen: „Ich will, dass Du Dich jetzt mal zusammenreißt und stillhältst, während ich Dich ficke. Kein Zappeln, kein Stöhnen, halt mir einfach Deine Fotze hin und gut ist es.
Ich will mich auf mich konzentrieren und mir nicht Dein ständiges Geschrei anhören. Kriegst Du das hin?“
Sie guckte einigermaßen irritiert, wagte es aber nicht zu widersprechen oder ihm seinen mit Nachdruck geäußerten Wunsch abzuschlagen.
Während er sie in einer für ihn bis dahin noch ungewohnten Stille nach Herzenslust fickte, konnte er ihre zunehmende Körperspannung wahrnehmen. Er bemerkte, dass sie kaum zu atmen wagte und gegen den Orgasmus ankämpfte. Herrlich. Es fühlte sich an, als ob sie gleich zerplatzte, trotzdem aber durchhielt und ihren Orgasmus unterdrückte.
Nicht nur, dass er endlich einmal ungestört seinem Vergnügen nachgehen konnte, er fühlte, wie es ihn zusätzlich erregte, dass er durch seine herrische Anweisung zum Herrn der Situation wurde und den Verlauf nach seinem Gusto bestimmte.
Als es ihm endlich gekommen war, er sich kraftvoll in sie entladen und ihren Schoss vollpumpt hatte, blitzt in seinem Hirn kurz die Frage auf, ob die Intensität seines Kommens ihre Ursache in ihrem Stillhalten und -sein oder in der Gewissheit durch seine Anordnung die Macht an sich gerissen zu haben, zu suchen sei.
Er war irritiert und zunächst blieb die Frage für ihn unbeantwortet.
Doch es war passiert, denn was geschehen musste, war geschehen.
Die Tür zur gelebten Dominanz war nun wie von Geisterhand geöffnet und er ging hindurch und kehrte nie zurück, bis heute, auch wenn damals das Erlebte noch keinen Namen trug.