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Strange Love

*******der Mann
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Strange Love
«Es ist wie bei Sinatra», brabbelte er vor sich hin, auch wenn er damit meine Frage beantworten wollte, in seiner gewohnt kryptischen Art. Mitte 80 war er, gemütlich entspannt in seinem geliebten Ohrsessel. Ich kam mir mit meinen doch schon fünfzig Lenzen vor wie Jungspund. Auch wenn ich bei Sinatra sicher an Frank dachte, kamen mir zuerst die Stiefel von Nancy in den Sinn, in ihrem Musikvideo von «These Boots Are Made For Walking.» Warum ist das Video mit den zwar katastrophal asynchron tanzenden, aber äusserst scharfen Mädchen mit schwarzen Stiefeln und Stiefeletten eigentlich damals nicht auf dem Index gelandet?

«Weisst Du, mit «It Was A Very Good Year» hatte er recht. Es ist immer eine Frage der Perspektive, verstehst Du?»

Im Glanz seiner Augen spiegelten sich die letzten Sonnenstrahlen des Abends, in diesem Augenblick sogar ganz besonders stark. Ich konnte förmlich sehen, wie in seinem Innern ein Film ablief, einer aus alten Zeiten. «Das Jahr, das Du gerade erwähnt hast, es hatte aussergewöhnlich begonnen, und am Ende waren es ganze fünf Liebschaften und eine Begegnung mit einer Verflossenen. Wobei, Liebschaften ist nicht ganz das richtige Wort!» kicherte er mit einer für sein stolzes Auftreten unnatürlich hoch wirkende Tonlage. «Aber Bösschaften, das Wort gibt es leider nicht, wenigstens nicht in meiner letzten Duden-Ausgabe im Büchergestell.» Sein Blick wanderte hinüber zu diesem Chaos aus aufgestapelten, von Wollmäusen gesäumten Papieren. «Die ist von 1992, gleich nach der Rechtschreibekorrektur erschienen.»

«Na dann, Ted, erfinden wir es.» Die Offenheit, mit welcher Ted, mein langjähriger Nachbar, zum Alter hin sich über Erotik zu äussern begann, sie war entwaffnend und stupend. Dennoch blieb er in vielen Dingen, dem Expliziten, sehr vage, sicher auch aus Rücksicht auf mich. Dabei, und das musste ihm inzwischen klar sein, war mir das Explizite ja gar nie unangenehm.

Ted war irgendwie ein Meister im Kurieren von seelischen Verletzungen, wenigstens für mich. Der gegenseitige Respekt und das tiefe Verständnis hatte eine wertvolle Freundschaft entstehen lassen.

«Bei Frauen fühlte ich mich wohl» hauchte er zusammen mit dem ersten Rauch seiner Cohiba. «Sie waren immer meine gewohnte Umgebung gewesen. Nicht, dass ich sie, die Frauen im Allgemeinen, je verstanden hätte; nein ich tue es noch immer nicht. Aber ich erwarb mir während der Jahrzehnte ein gewisses Verhaltensmuster, das mir genügend Erotik Leben mit wenig zwischenmenschlichen Reibungsflächen gestattete.»

«Damit kann ich nicht mithalten» lachte ich und steckte nun auch meine Zigarre, eine Bolivar, an. «Aber ich habe ähnliche Neigungen… und auch ich habe ein Defizit darin, Frauen zu verstehen, wie eben Laura.»

Die heissblütige Italienerin mit langen schwarzen Haaren, die bis zu ihrem Apfelpo reichten, wie ein Hologramm stand sie im Raum, vor meinem geistigen Auge. Stechende, stets weit geöffnete Augen, durch ihre prominenten Augenbrauen betont. Ganz offensichtlich hatte sie sich in mich verliebt, auch wenn ich sie davor gewarnt hatte und sie mir immer wieder bestätigte, dass sie nicht mehr von mir wolle als das, was ich geben könne. «Ihre Nachricht über den Messenger, mangels Italienischkenntnisse meinerseits auf Englisch geschrieben, sie war eigentlich klar gewesen» schilderte ich Ted mein Abenteuer und meine Verwirrung über dessen Ausgang. ‚I just want to feel like a slut whose lust makes you feel desired and loved, but also abnormally dirty. And you lose yourself in your dark fantasies, wanting to be pleased like a man should be and treating your dirty girl as if she was just your sexual toy cause that what she is: Someone for you to play around!’»

Ted fixierte mich mit den kugelrunden Augen eines Kindes, welches gebannt einem Kasperl-Theater folgt. «Diese Sätze, Ted, sie sind in mir eingebrannt geblieben. ‚Nobody has ever made me feel this way – I don’t know what you are doing to me. I admit: You are my Dom and you can do anything you want with me.‘

Und ich tat es. Ich spielte mit ihr. Immer wieder begab sie sich in eine missliche Lage, freiwillig… doch stets warf sie mir vor, dass ich gemein sei zu ihr, dass ich sie leiden lasse, in Ketten, Seilen, am Kreuz, auf dem Bock, blind. Sie allein zu lassen im Raum, im Unwissen, ob ich zurückkehre, wann; sie ahnungslos zu lassen, was ich vorhätte, wenn ich es täte: Das sei eine Qual, ein Martern ihrer Seele. Und ja, ich forderte Eingang in ihre Öffnungen, in alle, jederzeit. So etwas Bedingungsloses, diesen Zwang der Bereitschaft, das hatte sie zuvor nie erlebt. In den Sessions sprach sie mir das Recht ab, einen Grund zu finden, sie so mies zu behandeln, denn es gebe schlicht keinen. Sie sei ein Engel, folge immer meinen Anweisungen. Keine Frage, in diesen Momenten hasste Sie mich. ‚Why are you so mean!‘ empörte sie sich, mit grossen Pupillen und zur Gesichtsmitte gezogenen Augenbrauen, als ich sie, wehrlos, durch den Hintereingang penetrierte und dabei lauthals lachte.» Einen kurzen Moment schwelgte ich in dieser Erinnerung. «Und sie liebte mich trotzdem.»

«Deswegen!» merkte Ted an. Mein nachdenkliches Nicken bestätigte seine Analyse. «Ihre Äusserungen, sie waren eigentlich Warnhinweise, aber ich nahm sie als Schmeichelei.»

«Und dann?» fragte Ted, als ich nicht weiter erzählte. Ein Unbehagen breitete sich in mir aus, eines von der Sorte, das man bekommt, wenn man ertappt wurde bei irgendwas. «Und dann,» nahm ich seine Frage auf, «irgendwann, entfuhr mir ein beleidigendes Wort, so eines, wie man es Subs gegenüber immer mal wieder anwendet, aber eines, welches sie offenbar zutiefst verletzte. Es musste ihr wohl vor Augen geführt haben, dass sie tatsächlich meine Sub war, aber nicht die Frau, mit der ich mein Leben teilen würde.» Ich zog an der Bolivar, und liess den Qualm mit einem lauten Seufzer durch meine Lippen entweichen; ich blickte zu Boden. «Es war vorbei. Für mich unverständlich. Keine Entschuldigung der Welt hätte genügt, um sie zurück zu gewinnen. Als hätte sie auf einen guten Grund gewartet, um sich davon zu machen.»

Ich atmete tief und zuckte mit den Schultern. Meine Augen brannten. War es der Zigarrenrauch? «Sie tun es immer wieder, Ted. Sie verlieben sich, und dann trennen sie sich von Dir. Ist das nicht verrückt?»

Der erfahrene Mann stimmte mir zu und legte seine Stirn in Falten. «Weisst Du, diese lange Affäre, die ich hatte… sie hatte es wenigstens verstanden. Die meisten anderen nicht und sind, in Panik vor den Geistern, die sie gerufen hatten, davongerannt.»

«Erzähl mir davon, vielleicht hilft es, mein Unverständnis zu lindern?» Ted prustete los. «Hoffnungslos, Patrick. Aber bitte, ich will Dir die Illusion nicht zerstören. Die Affäre dauerte fast zwei Jahre. Sie führte, für die damalige Zeit wirklich aussergewöhnlich und daher äusserst geheim, eine offene Ehe. Doch ob all den Männern, mit denen sie ihr Kissen regelmässig teilte, fehlte einer, der sie richtig dominierte. «Behandle mich wie den letzten Dreck. Knechte mich. Lass mich auf dem Boden kriechen vor Dir!» flehte sie mich an. Sie wimmerte, als ich sie Dinge tun liess, die sie sich nie hätte ausmalen können. Absätze ihrer hohen Hacken… und ich wollte sehen, wie sie vor mir… aber lassen wir das. Es wurde heftiger. Alsbald weinte sie, der Schmerz war beinahe unerträglich, und es wurde laufend mehr. Und gerade als ich dachte, ich hätte sie nun dort, wo eine anständige Sub zu sein hat: Bumm.» Ich schaute verdutzt.

«Eines Morgens fand ich ein Schreiben ohne Absender in meinem Briefkasten. ‚Zuviel Nähe. Du hast nichts kaputt gemacht – aber ich muss es tun. Das zerstören, was uns ausmachte. Adieu.‘

Ich reagierte nicht darauf. Warum sollte ich? Adieu heisst ‚zu Gott‘ und bedeutet, wir sehen uns bei Gott wieder, im Jenseits, von dem wir beide wussten, dass es nicht existiert. Es war offensichtlich, und unausweichlich, das Ende.»

Ted atmete aus, sein Blick war abwesend, nach innen gerichtet, dort, wo seine Erinnerung wohl wie ein alter Stummfilm flimmerte. «Es dauerte mehr als ein Jahr, bis sie sich dann wieder meldete.» Seine Mimik blieb starr, was mich vermuten liess, dass dieses Aufeinandertreffen nicht glücklich verlief. «Sie hatte ein wohl ein schlechtes Gewissen, und litt mit Bestimmtheit an einem Mangel an verfügbarer Manneskraft.» Jetzt schmunzelte er mitleidig, wie jemand, der retrospektiv über die eigene, naive Liebesmüh lächelt, die umsonst war. «Wir trafen uns in einem Kaffeehaus. Sie spielte mit mir, triezte mit ihrer Attraktivität, die sie wohl getestet haben wollte. Wie Frauen es so oft tun. Die Sätze, alle waren sie voll von Anspielungen, der bewusst geschürten Hoffnung auf eine Fortsetzung. Nein, die Geschichte sei noch lange nicht zu Ende… Wie ich ja wisse, manchmal ziehe man sich aus, wenn man sich anziehe…» Sein Blick senkte sich zu Boden. «Und?» fragte ich. «Ich hätte es besser wissen müssen, aber eben: So sind sie die Frauen. Nichts passierte, der Kontakt versiegte.»

«Ted, das ist eine traurige Geschichte.» Er lachte. «Nein, ist es nicht. Es wäre nicht gut gekommen, hätten wir wieder angeknüpft. Aufgewärmtes ist nur gut, wenn es sich dabei um Sauerkraut handelt. Und all die andere Begegnungen, sie wurden erst möglich. Solche, die ich heute nicht mehr missen möchte.»

«Und die anderen Bösschaften?» fragte ich.

«Ach, mal dies, mal das… da war eine junge Frau, die ihre Zeit nach der Scheidung wild auslebte, und mich daran teilhaben liess. Sie machte wirklich alles…» Ich schmunzelte. «Alles?» Ted rollte mit den Augen, dann zog er den Mundwinkel nach oben, aber lenkte ab und begann leise zu singen: «When I was 35… it was a very good year». Mit vielsagendem Blick liess er mich wissen, dass gewisse Abgründe am besten dort bleiben, wo sie hingehören.

«Ich sagte ja, Sinatra hatte Recht. Und die Muster, Patrick, sie ähneln sich. Dennoch, Du wirst die Ursachen für deren Existenz nie verstehen. Muss was mit dem Mensch-Sein zu tun haben.»

«Wir sind alles Sklaven unserer Hormone, nicht wahr?» konkludierte ich. Beide lachten wir, prosteten uns mit dem Glas, gefüllt mit feinstem Rum, zu. Der erste Schluck benetzte meinen Hals, rann meine Kehle hinunter und entfaltete diese segensreichen Empfindungen des starken Alkohols in mir und spülte die Schwere des Moments weg.

«Strange», sagte ich. «Ja,» sekundierte Ted. «Strange Love.»
Zwei Männer die nicht verstehen das sie schon verliebt waren.....das ist das was ich aus dieser Erzählung lese.
Ihr wollt Subs die alles für Euch machen? Ihr denkt das machen Frauen ohne ein Gefühl für Euch? Ihr wundert Euch dann, das diese Frauen lieber gehen, als weiter versuchen Eure Gefühle zu erwecken?
Die Ihr ja aber eigentlich schon habt aber durch falsch verstandene Dominanz nicht zugeben wollt.
Was für ein Irrsinn......was glaubt Ihr passiert wenn Ihr die Gefühle zeigt?
Ich sage es Euch als Frau " SIE KOMMEN WIE EIN ZUNAMI VON IHR ZU EUCH ZURÜCK"
Und Ihr erlebt eine Frau die alles für Euch macht!
Ach und noch etwas " Männer die Liebe zugeben sind dominant und stark und nicht die Männer die Angst haben es zuzugeben!!
*******der Mann
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Themenersteller 
Wunderbar, dass es der Geschichte gelungen ist, Denkanstösse zu liefern *g*
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