Das schwierigste an dem Ganzen ist die Überschrift...
Hallo Zusammen,auf amorosam’s Hinweis hin das Thema wäre doch recht vielschichtig, eröffne ich mal hier noch einen Thread. Ich hatte im Vorstellungsbereich etwas aus dem Nähkästchen geplaudert, auf welchem Weg es mich hierhin verschlagen hat und gebe hier nochmal einen vielleicht etwas detaillierteren Abriss (entschuldigt Wiederholungen zum Vorstellungsthread).
Ich habe tatsächlich recht frühzeitig (15, 16?) entdeckt, dass mich gewisse Beschreibungen in Büchern reizen. Mit ca. 20 hatte ich die Nase voll von der Theorie und habe mich hier bei Joy angemeldet, sehr schnell meinen darauffolgenden Freund kennengelernt, viele Dinge ausprobiert (ein bisschen Swingen, ein bisschen BDSM), einiges für gut befunden, einiges ad acta gelegt. Das mit dem Swingen hatte sich relativ schnell erledigt, ich bin einfach wenig sozial kompatibel. Nicht, weil ich keine soziale Kompetenz besitze, sondern weil ich Small Talk und Diplomatie einfach nicht gut kann, das macht es etwas…kompliziert, zumindest, solange es ums Reden geht.
BDSM habe ich in dieser Zeit lediglich auf der körperlichen Ebene kennengelernt. Der arme Kerl hat es wirklich versucht, leider wollte ich mich von ihm so gar nicht unterwerfen lassen. Da konnte mein Hintern noch so in Purpur strahlen. Mittlerweile ist mir klar, dass das für mich 1. Die falsche Reihenfolge war und ich 2. Weder ihm, noch mir genug vertraut habe.
Was soll ich sagen, es hat für mich nicht funktioniert und ich habe ziemlich schnell meinen Mittelfinger ausgepackt, das Weite gesucht, ich hatte mir das so anders vorgestellt. Also Schlussstrich unter den Typen und alles, was ich mit ihm verbunden habe.
Vor einigen Monaten habe ich dann (tatsächlich quasi zufällig in einem ganz anderen Kontext) online einen Dom kennengelernt und er hat mir gezeigt, wie sehr ich tatsächlich den devoten Teil in mir vermisst habe. Obwohl mir so gar nicht klar war, dass er überhaupt existiert. Und wie er existiert...
Ich habe es genossen, mich in dieser für mich doch so neuen Welt führen zu lassen. Wenn auch nur in kleinen Bereichen, weil online, Kontrolle abgeben zu dürfen. Es war tatsächlich befreiend, dieser Seite in mir Raum zu geben. Aufgrund verschiedenster Umstände (er furchtbar wichtiger Geschäftsmann, ich auch ziemlich eingespannt, Corona) blieb es tatsächlich bei online.
Er ist…ein interessanter Charakter. Sehr sachlich auf der einen Seite, trotzdem offensichtlich in der Lage, sehr gut einschätzen zu können, was bei mir gerade so passiert. Höchst talentiert darin, sämtliche meiner Knöpfe ohne Erbarmen zu drücken.
Naja…es ging auf jeden Fall alles eine ganze Weile, immer mal wieder mit Pausen, weil er sich zurückzog. Blöderweise stellen 2 meiner empfindlichsten Knöpfe Ignorieren und Unverbindlichkeit dar. Und noch mehr blöderweise neige ich dann als Erstes nicht etwa dazu, mein Gegenüber zum Arschloch zu degradieren, sondern 1. Einen Fehler bei mir zu suchen, und 2. Anschließend zu schauen, was es mich lehrt. Und am End bin ich auch noch dankbar, weil ich ja etwas dazugelernt habe.
Es gipfelte also nun darin, dass ich vor 2 Wochen recht harsch darauf hingewiesen wurde, dass er in seinem Urlaub einfach mal keine Mails checken wollte und ich 2 Wochen ignoriert wurde… ich wieder anfing zu überlegen, was ich falsch gemacht haben könnte, wie ich es richtig machen könnte, was ich daraus lernen könnte…Und verdammt, ich war echt gut in Selbstmitleid.
Und bevor jetzt hier gleich eine Free-L.-Petition unterschrieben wird und die Ritter in der goldenen Rüstung kommen, um die arme Sub zu retten- ich schätze das sehr, aber ich habe es verstanden und mich gestern verabschiedet. Und ich bin okay. Auch mein Selbsterhaltungstrieb setzt irgendwann ein.
Es war nur so schwer, es tatsächlich loszulassen, weil es ein paar extrem intensive Monate waren und weil es mich ja auch durchaus weitergebracht hat. Ich kann das nicht zu 50 % und es ist weitaus mehr als eine Rolle, in die ich hin und wieder mal schlüpfe.
Und wenn ich nun etwas verstanden habe ist es, dass ich mich als Sub nicht jedem unterwerfe. Und dass es, wenn ich es tue, ein Geschenk ist, dass auch als solches behandelt werden sollte.
Ich glaube jedoch nach wie vor, dass er das Ganze an einem Punkt tatsächlich wollte. Mein Gefühl sagt mir, er wollte einfach zu viel auf einmal. Er will den furchtbar wichtigen Job, er will seine Freiheit, er will eine Sub sein Eigen nennen und er wollte der Dom sein, der er sein wollte, aber nicht konnte. Naja, und ich habe halt einfach den Kürzeren gezogen.
Das ist keine Rechtfertigung, so mit mir umzugehen, und nein, es ist nicht okay und ich bin froh, die Entscheidung für mich getroffen zu haben.
Jedoch weigere ich mich nach wie vor, zu sagen: Arschloch. Nennt mich naiv oder gutgläubig, aber das ist mir zu einfach. Und vor allem würde es bedeuten, ich kann meiner eigenen Intuition nicht vertrauen, was gerade nun mal alles ist, auf was ich mich wirklich verlassen kann. Natürlich ist es die schnellste Lösung es so anzugehen, um einen Schlussstrich zu ziehen, aber es ist nicht meine.
Und jetzt habe ich schon wieder geredet und geredet und geredet…und irgendwie fühlt sich das hier auch so ein bisschen nach Goldfisch im Haifisch-Becken an. Aber eigentlich auch ganz gut.
Ich bin mir nicht sicher, was genau amorosam mit vielschichtig gemeint hat, wenn es etwas zu diskutieren gibt oder ihr euren Senf dazu geben wollt- immer her damit.
L.