Dann versuch ich mal an den Thema
BDSM ist eine „Lebensform“, wie so viele andere auch, welche auf einem oder mehreren Gefühlen aufbaut. Und sie im besten Fall verwirklichen kann.
Und ebenso ist es mit dem ganzen Inhalten. Alles ist ein Gefühl was in einem lebt.
Wenn ein devoter Part sagt, es wird Augenhöhe gebraucht, so ist dies ein Teil des Gefühlsverwirklichens. Wird es dagegen eben nicht gebraucht und sich auch noch dagegen ausgesprochen, so ist dies ebenso ein Wille des Gefühlsverwirklichen.
Und sehen wir alle in uns hinein, so wollen wir doch so oft es nur geht, die Gefühle des / der Partners / Partnerin leben lassen. Je mehr ich gebe, je mehr bekomme ich auch.
Und alle mit einander wollen wir doch ganz schön viel. Die devoten Parts, welche immer mal rufen „kannst du nicht ein wenig strenger zu mir sein“ und die dominante Seite es noch ein wenig kleiner und verruchter sucht. Und „verrucht“ ist in diesen Zusammenhang nicht als negativ zu werten.
Gewertet sollte in unsere Szene eigentlich gar nichts. Aber das nur am Rande.
Ein(e) Sub, welche eben ihr Gefühl und ihren „Wert“ darin sieht, eben keine Augenhöhe zu haben, braucht genau dies um ihre Gefühle ausleben zu können, zu dürfen. Es hat nichts mit dem Wunsch oder gar der Pflicht zu tun, dass Gehirn abzugeben. Im Gegenteil. Sie respektiert damit ihren Herrn im vollen Umfang und vertraut darauf, dass sie / er auch ebenso geachtet wird. Es hat im „Normalfall“ nichts mit gänzlicher Willensabgabe zu tun.
Würde es nämlich in solch einer Beziehungsform zu einer Überschreitung oder eben einen Vertrauensbruch kommen, so passiert das was überall passiert.
Es kommt zu einer Korrektor oder es wird brüchig.
Ich höre die „kleinen“ Proteste jetzt schön. Eine Sklavin kann nicht einfach gehen. Ein Sklave, glaube ich, auch nicht. Doch selbst das sind Gefühle, welche wir haben, um unsere Neigung ausleben zu können. Gefühle, welche wir hinein legen und zurückbekommen.
Das lässt sich ausweiten auf, „ich tu alles“, „ich will mit Härte auch gegen meinen Willen genommen werden“; „ich habe keine Tabus“ usw. usw.. Die Liste ist Ellen lang.
Selbst jenes „ich benötige Augenhöhe“ gehört dazu.
Es ist und sind alles Gefühle welche bedient werden oder auch nicht. Werden sie nicht bedient, kommt keine Paarung oder eben ein sich wieder Trennen.
Machen wir uns mal nichts vor. Ein(e) Sub welche Augenhöhe einfordert, möchte ja auch einen möglichst gestandenen Partner(in) haben. Wenn ein so genanntes Machtgefälle nicht spürbar wäre, würde es irgendwann scheitern. Denn Devotion braucht nun mal jenes Spüren von Dominanz. Wäre dem nicht so, wäre es Pseudoverhalten. Sprich Show und rein erfolgsorientiert.
Und ja, selbst die „Kleinsten“ wollen als etwas ganz Großes und Wertvolles gesehen werden.
Sie wachsen an ihrer Unterwerfung und wünschen, dass diese „Größe“ auch gesehen und anerkannt wird. Und eben dies sollten und werden sie auch bekommen. Ob nun mit oder ohne, ob nun auf oder unter Augenhöhe.
Und alles das hat nichts „mit rein den Mensch sehen“ zu tun. Es ist neigungsgebunden. Man sieht Lieschen Müller oder Nachbar Meier als Mensch. Wenn aus einem Mensch ein Partner(in) wird, so kommen sehr wohl die Neigungen und Eigenschaften als „Bälle“ ins Spiel. Und jene Bälle werden aufgenommen und zurück gespielt oder eben auch nicht. Rein nach Gefühl was darin / dabei lebt.
Was ich im Grunde sagen möchte, dass man nichts als abstrakt und gegeben sehen muss, sehen soll. Abstraktes kann sehr begrenzend sein. Die „Passungsformen“ im BDSM sind so schon sehr klein. Weil eben die unterschiedlichen Gefühlsnuancen so verstreut sind.
Und um noch mal ganz kurz auf die Augenhöhe zu kommen. Selbst in einer Stino gibt es die nicht bis zur Gänze. Es wird immer und überall eine(n) kleine(n) Alpha geben.
Stellt euch nur zwei Füße auf dem Gaspedal vor, oder vier Hände am Lenkrad. Es muss in die Hose gehen. Und jenes kleine Alpha, was ich meine, wird ab und an tolerieren oder eben nicht. Ein gemeinsames Reden oder gar diskutieren ist etwas ganz anderes als gemeinsam eine unterschiedliche Meinung zu leben.