Zu den moralischen und ethischen Grenzen des D/s und der mit dem Machtgefälle verbundenen, mit der Zeit wachsenden emotionalen Bindung und etwaigen Hörigkeiten gab es schon mehrere Threads:
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Moral und Perversion - Wie definiert ihr eure Grenzen?
Wie weit reicht die Verantwortung des Doms?
Grenzen von RACK und SSC ?
Grundsätzlich führt jegliche emotionale Beziehung / Partnerschaft, unabhängig von D/s und BDSM, zu einer emotionalen Bindung zwischen den Partnern.
Sehr intensive emotionale Erlebnisse, wie sie eine D/s-Beziehung in besonderer Weise beinhaltet, verstärken die emotionale Verbindung zwischen den Beteiligten.
Wann wird aus dieser starken Verbindung Abhängigkeit, wann wird aus Abhängigkeit Hörigkeit?
Es ist zu bedenken, dass gerade für sehr starke und intensive D/s-Beziehungen - wie 24/7, cnc, TPE, DEBRIS, .... - BEIDE, Dom und Sub, sehr starke Neigungen für D/s haben müssen, denn nur so kann es beide kicken ein sehr starkes Machtgefälle zu leben.
Das heißt aber auch, dass durch diese sehr starken Veranlagungen auch verstärkte Tendenzen zu starken emotionalen Bindungen, Abhängigkeit und Hörigkeit besteht.
Das ist erstmal weder positiv noch negativ, es sollte aber immer im Auge behalten werden.
Sehr starke emotionale Bindung führen über die Zeit immer auch zu einer gewissen „Abhängigkeit“. Die Intensität dieser „Abhängigkeit“ ist immer individuell unterschiedlich, bei den leichtesten Ausprägungen nehmen wir diese Abhängigkeiten erst wahr, wenn die Beziehung beendet wird, nämlich als Liebeskummer.
Abhängigkeit wir erst gefährlich, wenn dadurch die selbstständige Lebensfähigkeit eines Partners, meist die des Sub-Parts, eingeschränkt wird.
Die besondere Gefahr hierbei liegt darin, dass diese Abhängigkeit meist nicht weiter auffällt, solange man nicht weiß auf welche Anzeichen man achten muss. Sie wird meist erst sichtbar, wenn die Beziehung zerbricht und die emotionale Bindung mit einmal wegfällt, dann kommt es zum „Entzug“ und zu „Entzugserscheinungen“ - angefangen vom Liebeskummer bis hin zu starken deprisieven Störung mit zum Teil suizidalen Tendenzen.
Wird die Abhängig in der Beziehung so stark, dass der Sub Part nicht mehr rational seine Selbsschutz wahrnehmen kann, da der Wille und die Wünsche des Dom Parts für ihn alleine Maßgeblich sind, so ist hier klar der Bereich von schädlicher Hörigkeit erreicht.
Letztlich sind die Übergänge zwischen den Bereichen fließend und es entwickeln sich Abhängigkeiten und auch Hörigkeit meist langsam und nicht in allen Lebensbereichen gleichzeitig.
Für mich ist deshalb die kontinuierliche Selbstreflexion von Sub und Dom sehr wichtig.
Ich lasse gerade für das D/s meine Sub grundsätzlich ein Tagebuch für mich führen, dass ein besonderes Augenmerk auf die emotionalen Eindrücke und die Selbstwahrnehmung legt. In Kombination mit ritualisierten, täglichen Berichtsgesprächen lässt sich so die Entwicklung im D/s überwachen und rechtzeitig gegensteuern, wenn sich das D/s in eine falsche Richtung entwickelt.