**********urple:
24/7 ist eine reine Zeitangabe ...
... Begriffe wie EPE oder TPE füllen diese mit Inhalt
So ähnlich habe ich neulich die Begriffe Play und Session auf meiner Webseite erklärt.
Da ging es nicht um TPE, sondern eben um die Definitionen der Begriffe, die ich in meinem Privat-BDSM und meinem Profi-BDSM sehr selbstverständlich verwende.
Bei Play und Session ist es so: Meist verwende ich die Worte synonym, aber eigentlich meine ich damit Play-Session. Nämlich, dass das Play (was für mich alle erotischen, sadomaoschistischen, dominant-devot inszenierten, dominant-devot authentisch empfundenen, fetischistischen, sexuellen Praktiken und mind spaces umschließt) der Inhalt und die Session die Zeitvorgabe ist.
"Session" heißt übersetzt einfach nur Sitzung und ist für mich per definitionem eine zeitlich limitierte Sache, egal ob es 2 Stunden oder 2 Tage sind - aber danach wird die temporäre Intensität wieder aufgehoben, z.B. weil jede/r wieder in die eigene Wohnung geht. Dann bleibt zwar manchmal
(in meinem Fall: nur bei sehr wenigen Personen, mit denen es eben das dominant-devote authentische Empfinden gibt, und mit denen auch nicht immer) sogar der dominant-devot Bezug zueinander (und somit der aufeinander bezogene Mind Space) erhalten, d.h. wenn man an den/die andere denkt oder miteinander telefoniert/chattet etc, dann tut man das auch weiterhin aus dominant/devoter Haltung heraus, aber dennoch ist die Intensität nicht so hoch wie in der Session, in der man sich ganz bewußt auf DAS GEFÜHL (das geistige und/oder das körperliche) einläßt.
Mit "Session" betone ich, dass etwas begrenzte Dauer hat. Genau genommen meine ich zwar
meistens Play-Sessions im o.g. Sinne, aber eine Session ist eigentlich ein umfassenderer Begriff und es könnte auch mal eine "play-freie" Massage-Session oder eine Coaching-Session oder eine Therapie-Session o.ä. gemeint sein.
Als ich die Erläuterungen geschrieben habe, hab ich nicht ansatzweise an TPE gedacht, bzw. Play und TPE klar voneinander abgegrenzt. Weil ich dachte, TPE sei immer 24/7. Aber mit dem Hinweis von blackownspurple und der Zusammenschau mit meiner eigenen Definition komme ich zum Schluß, dass ich auch schon TPE-Sessions hatte. Und zwar bei denen, die über ganze Tage gingen. Wenn "meine Zeit in ihren/seinen Händen" steht. Aber eben die begrenzte, zuvor abgemachte Zeit.
Einige meiner Sessions beziehen sich nur auf gemeinsame erotische (im o.g. umfassenden Sinne) Zeit, aber auch noch mit völligem Überlassen des erotischen Inhalts - das wären dann wohl genau genommen EPE-Sessions. Ich habe mich gerade gefragt, ob EPE und Play identisch sind, mal abgesehen davon, dass die meisten EPE-ler strikt betonen würden, dass sie "nicht spielen". Aber so, wie ich den Begriff "Spielen" kennengelernt habe und noch immer verstehe / für mich fülle, betont das v.a. Leichtigkeit und Freiheit, sich voll auf Lust einzulassen und den Kopf frei von Alltagssorgen zu haben. ("Glücklich wie ein Kind. Vertrauensvoll. Verspielt. Miteinander.) Und das kriege ich mit EPE auf Zeit (!) (also EPE-Sessions, nicht mit EPE-24/7) gut im Kopf zusammen. Nicht jedes Play, das ich aktiv oder passiv habe, ist jedoch EPE, weil nicht immer die volle erotische Entscheidung über das "Was" bei dem/der Top liegt (jedoch sowieso in einer Session nicht über das "Wann") - dann ist es ein (hoffentlich gut) vorverhandeltes Play, aber kein EPE.
Also wieder one-way: "EPE auf Zeit" ist automatisch "Play" (im o.g. Sinn)
"Play" ist aber nicht automatisch "EPE auf Zeit"
Unsicher bin ich noch, ob "TPE auf Zeit" auch Play ist (ich glaube, nach meinem Verständnis ist es das dann, wenn ich mich in besagter Session-Zeit dann wirklich voll und bewußt auch auf die volle Hingabe in ALLEN Punkten einlasse und diese explizit erotisiere; aber nicht mehr, wenn ich mich aus anderen Gründen voll und bewußt einlasse, aber nicht erotisch motiviert - ich bin unsicher, wie ich es mit rein romantischer Motivation begreifen würde....)
und ich würde mutmassen, dass es kein 24/7-Play geben, nicht zugleich auch 24/7-EPE ist
Tatsächlich kommen mir einige eurer Beschreibungen von "Alltags-Devotion" auch normal vor, aber das würde ich dann gar nicht als BDSM oder als TPE auffassen. Haben viele von euch anfangs ja auch nicht.
Wenn Lillislave schreibt:
*******ave:
Für mich selbst ist es einfach nur schön, feste Regeln zu haben, innerhalb dieser Grenzen ein völlig freies, behütetes und beschütztes Leben zu führen, und bei allem Dienen, die Anerkennung und Zufriedenheit meines Herrn zu bekommen, seine tiefe Liebe zu fühlen und sein tiefes Vertrauen zu haben. Gibt es was schöneres?
frage ich mich, ob sie das "Dienen" auch vor dem Kennenlernen der szene-üblichen Begrifflichkeiten als "Dienen" empfunden und bezeichnet hätte?
Normal finde ich es, in einer Beziehung feste Regeln (oder Aufgabenverteilungen) auszuhandeln. Auch normal finde ich, dass ein Part dem anderen gewisse Aufgaben abnimmt, die der zwar alleine kann, aber ungern macht (z.B. Einkaufen in Supermärkten). Und dass im Gegenzug dann was anderes vom anderen übernommen wird. Aber wenn sowas verabredet wird, sehe ich das eher als "Deal" oder "Absprache" außerhalb eines BDSM-Kontexts und außerhalb eines TPE. Mit einer Person, mit der ich solch eine Beziehung führe, würde ich für erotische (im weitesten Sinne) Aktivitäten immer noch "Sessions" verabreden. Und es gibt auch immer Bereiche, wo man sich einfach nur informiert, z.B. am kommenden Samstag keine Zeit zu haben.
Und andere Bereiche, wo man sich drüber verständigt hat, einander zu fragen, ob etwas okay ist (z.B. Freunde am kommenden Samstag in die gemeinsame Wohnung zum Fernsehabend mitzubringen). Oder wo man sich wirklich vom Gegenüber Rat holt, weil er/sie etwas einfach besser weiß (z.B. wenn er/sie die bessere Menschenkenntnis hat drum bitten, eine Situation einzuschätzen).
Ich nehme an, sowas ist dann auch nach eurem Verständnis kein 24/7-TPE. (Ist es bereits ein Powerexchange, aber kein totaler? Ist es auch dann ein partieller Power-Exchange in derselben Begriffsbedeuting wie in TPE, wenn die Erotik weiterhin in Play-Sessions stattfindet? Kann man also in bestimmten BEREICHEN und/oder zu bestimmten ZEITEN die Power total abgeben, in anderen gar nicht? Macht dann die ganze Begrifflichkeit noch Sinn? Kann es TPE geben, der Erotik (in Taten, aber auch in erotisierende Gedanken/Gefühlen) völlig ausschließt, kann man also eine asexuelle TPE-Beziehung führen und was unterscheidet die dann von einer freundschaftlichen Zweckgemeinschaft, liebevollen Wohngemeinschaft, praktikablem Miteinander o.ä.?