Verschiedene Ebenen der Devotion - gibt es Naturdevotion?
Hallo, ich bin jetzt seit 20 Jahren in der BDSM-Community unterwegs. Ich habe immer geswitcht.
Anfangs interessierten mich ausschließlich S/M und Body Sensation Play, also schmerzvolle und sinnliche Körperpraktiken.
D/S lebte ich ausschließlich in Rollenspielen, die für manche S/M-Praktiken auf Wunsch meiner Spielpartner/innen eine "Rahmen-Handlung" bildeten. Mir selbst waren diese Rollenspiele nicht explizit wichtig, aber manche machten dann doch wirklich Spaß.
Die meisten Sessions, die sich um "Herrin und Sklave" (oder "Herr und Sklavin", "Herrin und Sklavin", "Herr und Sklave") drehen, habe ich ebenfalls als Rollenspiele empfunden. Denn ob man nun "Herrin und Sklavin" oder "Ärztin und Patientin" oder "Lehrerin und Schülerin" spielt, machte für mich keinen großen Unterschied. Solche Sessions nenne ich inzwischen "D/S-Inszenierungen".
Einige meiner Playpartner waren jedoch so devot veranlagt, dass mich ihre Devotion in ihren Bann zog. Und auf einmal merkte ich, dass sich meine bis dato gespielte Dominanz zu tatsächlich in den jeweiligen Situationen empfundener Dominanz veränderte. Das war ein ziemliches Aha-Erlebnis. Ich würde ich nicht als "naturdominant" bezeichnen, aber authentisch empfundene Dominanz kann in mir geweckt werden. (Bei vielen Playpartner/inne/n wird sie dies nicht und es bleibt im gegenseitigen Einvernehmen bei D/S-Inszenierungen, was dann auch für alle Beteiligten völlig okay ist, da im Vorfeld so besprochen.)
Devotion empfand ich bislang auch nur wenigen Personen gegenüber, oft war es freiwillige Devotion, die ich zum Beispiel durch unaufgefordertes Hinknien etc. zum Ausdruck brachte - die aber teils so fragil war, dass ich ein Codeword verwendet hätte, hätte der/die Top dasselbe dominant befohlen. Im letzten Jahr jedoch fand ich eine Person, bei der ich so tief in die Devotion gehe (auch hier ohne dominante Anordnungen des Gegenübers), wie ich es mir niemals hätte träumen lassen. Sogar so, dass ich mir die dominanten Anordnungen manchmal wünsche - aber eben nicht generell, sondern von DIESER Person, die neben dieser Devotion sowohl tiefes Vertrauen als auch echte Liebe von mir erfährt. (Ich ahne, dass mindestens einer meiner devoten Playpartner für mich entsprechend empfindet, wobei ich ihm gegenüber dann eben auch authentische Dominanz verspüre - weil er sie in mir hervorruft...)
Authentisch empfundene Dominanz oder Devotion unterscheiden sich sehr von inszenierter Dominanz und Devotion. Ich urteile dennoch nicht in "besser" oder "schlechter", sondern sage nur: "völlig anders".
Alle meine eigenen Erfahrungen beziehen sich jedoch auf Sessions. Ich bin sehr unschlüssig, was ich von TPE-Beziehungen halten soll. Für mich selbst kann ich mir diese nicht vorstellen. Aber kürzlich fragte mich ein Mann aus Wien, der selbst keinen Szene-Kontakt hat, ob ich ihm helfen könnte, eine naturdevote Partnerin für's Leben zu finden. Diese soll zu ihm ziehen, mit ihm monogam ohne Event-Besuche die gemeinsamen Neigungen "nicht nur in der Erotik, sondern auch im Leben" ausleben, idealerweise mit ihm noch ein Kind bekommen und "echte Freude daran haben, ihrem Herrn zu Diensten zu sein, ihm den Streß zu nehmen und ihn glücklich zu machen". - "Das kann es so doch nicht geben, warum sollte eine Frau so etwas wollen?" schoß es mir spontan durch den Kopf.
Doch dann ist mir aufgefallen, dass ich selbst auch inzwischen verschiedenste Entwicklungen im BDSM mitgemacht habe, dass ich in vielerlei Hinsicht wohl auch Extremes praktiziere und andere Mitmenschen damit befremde, dass sicherlich auch so manche/r sagen würde, dass es "sowas wie mich" nicht geben kann.
Nun bin ich also neugierig, ob es tatsächlich eine 24/7-TPE-Naturdevotion gibt, und ob entsprechende Beziehungen auch langfristig glücklich funktionieren können. Dazu hoffe ich nun sehr auf eure Feedbacks.
Herzlich, Sara