Ganz allgemein gesprochen ist Erziehung für mich: Verstärkung von erwünschtem Verhalten, Abschwächung von unerwünschtem.
Das ist per se nichts Schlechtes. Erziehung ging allerdings im Lauf der Geschichte - damit meine ich bloß die letzten Jahrzehnte - durch einige Extreme und alles dazwischen: Von der Abrichtung zu gehorsamen Wesen hin zu Herzens- und Charakterbildung, bei der das "richtige" Verhalten im Anlassfall selbst herausgefunden wird. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte, aber wo, welches Spektrum "erlaubt" ist, da streiten sich Pädagogen, Psychologen, Erziehungswissenschaftler und nicht zuletzt Laien.
Ich möchte jetzt aber nur den Aspekt einer BDSM-, genauer gesagt einer D/s-Beziehung herausgreifen:
Ein/e Dom "erzieht" ihre/seine/n sub zum erwünschten Verhalten hin bzw. erzieht das unerwünschte ab. Das ist in sehr vielen (man könnte jetzt streiten, ob nicht in allen) D/s-Beziehungen der Fall und ein ganz wesentlicher Bestandteil. Selbstverständlich mit Konses von sub, wie in allen Belangen.
Auch hier kann Dom die verschiedensten Methoden anwenden, wobei da sogar ein Vorteil besteht: die sog. "schwarze Pädagogik" ist nicht ausgeschlossen, sondern sogar oft ausdrücklich inkludiert! Das heißt, psychischer Druck, körperliche Strafen bzw. zumindest die Drohung mit diesen können von Dom als Mittel zum Zweck genutzt werden (wiederum, Einverständnis von sub immer vorausgesetzt).
Es gibt nun Doms, die machen es auf die "antiautoritäre Art" bzw. subs, die das so wollen. Es wird nur sanft angedeutet, was sub besser tun sollte und was nicht, und sub bemüht sich von selbst ab sofort nach Kräften ihm/ihr zu Gefallen zu sein. Schließlich ist man ja erwachsen und über kindische Erziehungsspiele hinaus, nicht wahr?
Und bei anderen BDSM-Paaren ist genau das der Witz an der Sache. Aktion - Reaktion. Zuckerbrot und Peitsche. Lohn und Strafe. Der Weg ist das Ziel, und dorthin zu kommen macht mindestens so viel Spaß wie dort zu sein, und zwar beiden. (Wobei Dom aufpassen sollte, allzu leicht wird man zu bestimmten Reaktionen manipuliert, wenn man zu berechenbar ist ...)
Ich sage, alles hat seine Berechtigung. Es sind zwei oder mehr Erwachsene beteiligt, die sich ihr Spiel gemeinsam gestalten. Und man sollte es nicht glauben - auch die hierfreds bereits (negativ) angesprochene "willenlose Dreilochstute" hat ihre Anhänger, und zwar nicht nur bei (Dumm)Doms.
Wir sind nicht in der Schule oder haben Kinder, die wir ins Leben entlassen müssen. Wir können "Erziehung" spielen! Und wenn es noch so unprofessionell oder unzeitgemäß ist - so what? Wer richtet darüber?
Wenn sub nicht einverstanden mit den Methoden oder dem Ziel der Erziehung von Dom ist, dann wird er/sie das ansprechen. Und schimmstenfalls gehen. So viel Eigenverantwortung darf man schon erwarten.
Wenn es aber gefällt ... viel Spaß dabei, sag ich nur!
Er von Drachenliebe schrieb