Toleranz bedeutet nicht nur, Duldung für sich selbst einzufordern und zu verlangen, dass andere die eigenen Werte respektieren sollen. Toleranz bedeutet auch, zumindest rudimentäres Verständnis für die Werte anderer Menschen aufzubringen, auch wenn sie nicht den eigenen entsprechen, und das bedeutet für mich persönlich, dass ich mich nicht gleich empöre, nur weil jemand meine Vorstellungen von Ehre und Mäßigung im BDSM Kontext (zB. Akzeptanz von "Besitztum") nicht teilt.
Es ist in diesem Sinne völlig in Ordnung, wenn jemand eine vergebene Sub angräbt. Nicht jeder hat die Wertvorstellung, dass fremdes "Eigentum" tabu ist, das ist ein "Ehrenkodex", den jeder individuell für sich wählt und gegebenenfalls bei anderen honoriert.
Ich zum Beispiel honoriere diesen "Kodex", weil er mir persönlich gefällt, und sanktioniere seine Missachtung, indem Menschen, die ihn übergehen, für mich uninteressant werden und ich das auch kommuniziere. Aber ich empfinde es nicht per se als respektlos. Ein Mensch, der mich trotz meiner Konstellation angräbt, hat ein anderes Wertesystem als ich. Das ist an sich in Ordnung, aber mit mir eben nicht kompatibel. Was ich teile ist die Meinung, dass ein Nein ausreichen muss. Wer da weiterbohrt, ist tatsächlich respektlos.
Mal ganz davon abgesehen, dass rund die Hälfte aller Doms ihre Subs sexuell teilen (laut einer Umfrage, die ich hier im Forum mal gestartet habe). Ich werde praktisch ständig gefragt, ob mein Herr mich teilt. Das scheint noch zusätzlich einen Hoffnungsschimmer zu kreieren, wenn man eine fremde, vergebene Sub angräbt: Die Aussicht, dass ihr Herr sie eventuell mit einem teilt.
Zusätzlich glaube ich, dass viele sich mehr Chancen erhoffen, wenn sie mit der Sub kommunizieren, anstatt mit ihrem Herrn, in der Hoffnung, Sub legt ein gutes Wort für sie ein.