(Nicht) allein im Wald
Es sollte unser erstes Treffen werden als Dom und Sub, unser zweites überhaupt. Beim unverbindlichen Kennenlern-Spaziergang hatte es bereits so heftig geknistert, wie würde es dann jetzt erst werden? Er mein Herr, ich seine Sklavin, sein Besitz, seine Schlampe. Leider waren auch an diesem Tag die Bedingungen nicht optimal - aufgrund der Umstände musste das Treffen im Freien stattfinden. Doch egal - Ich würde zum ersten Mal vor ihm knien dürfen und das allein war mir Anreiz genug. Als Treffpunkt hatte ich bereits Koordinaten zu einem Parkplatz am Waldrand erhalten - nicht sehr weit entfernt von der Stadt. Das war definitiv kein verlassenes Wäldchen, hier herrschte Publikumsverkehr. Ich hatte die Ansage erhalten, direkt zu Boden zu sinken, sobald wir uns gegenüberstehen und hoffte innig, dass wir den Parkplatz für uns alleine haben würden. In diesem intimen Moment wollte ich keine Gedanken verschwenden an die Blicke unbeteiligter Dritter. Er galt nur mir und ihm.
Was hatte ich mir Gedanken um mein Outfit gemacht - er wollte leichten Zugriff auf meinen Körper haben, aber ganz so sommerlich waren die Temperaturen noch nicht. Also hohe Strümpfe und ein weit ausgeschnittenes Top, dazu eine Jacke mit Reißverschluss. Drunter trug ich einen Spitzen-Tanga und keinen BH. Mein Körper war vorbereitet und rasiert, er sollte an seiner Sub nichts zu beanstanden finden.
Pünktlich sollte ich sein, nicht zu früh und nicht zu spät - doch meinen Plan, einfach früher loszufahren und dann im rechten Moment aufzutauchen, hatte er durchkreuzt, indem er Zugriff auf meinen Live-Standort im Messenger angefordert hatte. Also versuchte ich die Abfahrt möglichst genau zu timen und fluchte unterwegs über die roten Ampeln, die es knapper und knapper werden ließen. Je näher ich dem Wäldchen kam, desto lauter klopfte mein Herz - so dass ich die Motorgeräusche kaum mehr wahrnahm.
Noch während ich auf den Parkplatz einbog, fiel mir siedend heiß ein: Ich hatte die Haare nicht zusammengebunden, wie mein Herr es sich gewünscht hatte. Verflixt, das hatte ich noch machen wollen bevor ich losgefahren war, das Haargummi baumelte anklagend um mein Handgelenk. Doch sein Auto stand schon da - jetzt wollte ich ihn keinen Moment länger warten lassen. Ich würde wohl mit den Konsequenzen leben müssen. Also, nichts wie raus.
Da stand er, mein Herr. Aufrecht und gutaussehend, leger in Jeans und T-Shirt gekleidet und seinen Blick auf mich gerichtet. Hektisch verstaute ich meinen Schlüssel und ging geradewegs auf ihn zu. Der Parkplatz war leer, doch ich hatte ohnehin nur Augen für ihn, bemerkte freudig, dass er lächelte. Knapp vor ihm sank ich auf die Knie. Ich blickte zu ihm auf, mit all der Hingabe und Dankbarkeit, die ich tief in mir fühlte.
Er betrachtete mich einen Moment, begrüßte mich und erlaubte mir dann, mich wieder zu erheben. Mehr als ein "Hi", hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht herausbekommen und das Erste was mir jetzt einfiel war: "Entschuldige bitte, ich habe meine Haare nicht zusammengebunden!" "Das habe ich schon bemerkt", entgegnete er, und ehe ich mich versah, hatte er ausgeholt und mir eine saftige Ohrfeige verpasst. "Das passiert nicht noch einmal, verstanden?", stellte er klar. Ich nickte schuldbewusst und hielt mir die Wange - er war wirklich nicht zimperlich und meine Haut glühte. Und ich glühte ebenfalls, denn insgeheim liebte ich diese Ohrfeigen. Ohrfeigen, so intim und intensiv wie ein Kuss.