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Jeff Loom (1. Der Anruf)

***ro Mann
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Themenersteller 
Jeff Loom (1. Der Anruf)
Es klingelte. Ich schrak hoch. Nicht weil ich geschlafen hatte, noch nicht mal gedöst. Es lag mehr daran, dass ich gerade mit meinen Gedanken woanders war. Priscilla, meine Sekretärin, hatte sich gerade nach Leibeskräften unter meinem Schreibtisch kniend bemüht, meine Kopfschmerzen zu vertreiben, die vermutlich ein Überbleibsel des gestrigen Barbesuchs waren.

Die Kopfschmerzen waren zwar immer noch da, aber sie war geschickt genug mich trotz meines desolaten Zustandes zum Abspritzen zu bringen. Schaffte nicht jede. Ihr verträumt dankbarer Blick, den sie mir im dämmerigen Schreibtischlicht meines Büros nach getaner Arbeit aus dieser Position von unten zuwarf, erinnerte mich daran, dass ich wohl ähnlich verklärt aus der Wäsche sah. Sie war jetzt dabei, mir meinen Schwanz nach dem Blasen ordentlich sauber zu lecken, so wie ich es ihr beigebbracht hatte.

Ich konnte es nicht leiden, wenn ich mein noch triefendes Ding in der Hose verstauen musste, nur weil die Regeln unklar waren oder schlimmer, nicht beachtet wurden. Auf Priscilla war Verlass. Ich hatte ihr das mal eingebläut, kurz nachdem sie bei mir angefangen hatte und sich anfangs damit etwas schwertat.

Mittlerweile hatte sie das Thema im Griff. Umgekehrt hatte es bei mir eine Weile gedauert, bis ich kapierte, dass sie sich nur deshalb manchmal etwas neu anstellte, damit sie für ihre Patzer die angemessene Strafe erhielt.

Es klingelte immer noch. Ich nahm den Hörer von dem schwarzen alten Telefon ab, das ich in irgendeinem Kramladen hier im Viertel gefunden hatte und meldete mich mit leicht mürrischer Stimme beim Namen. „Jeff Loom, Privatdetektiv, wo brennt´s denn?“, lauschte eine Augenblick ins Off und bejahte.

Nachdem ich die Nachrichten verdaut hatte, vergewisserte ich mich, dass Cilla, wie ich sie meist nannte, mittlerweile fertig geleckt hatte. Ich musste los. Sie kroch leise lächelnd, mit diesem devoten Anflug im Gesicht, unter dem Tisch hervor. Ich stand auf, machte mir die Hose zu und mich auf den Weg.

Beim Durchqueren meines Büros fiel mir auf, wie schäbig es war. Nicht, dass das eine neue Erkenntnis gewesen wäre, aber es gab Tage, an denen bemerkte ich den Zustand meiner Behausung schmerzlicher. Die Einrichtung war wohl schon um die 40 Jahre alt. Optimistisch geschätzt. Ich hatte das Büro vor 15 Jahren gemietet und den Großteil der verbogenen Einrichtung erstmal so gelassen.

Die guten Vorsätze der baldigen Renovierung mussten immer wieder auf dem Altar anderer finanzieller Prioritäten geopfert werden. Ich war chronisch knapp bei Kasse und Provisorien halten bekanntlich am längsten. Meine Privatwohnung hatte ich aus den gleichen traurigen finanziellen Gründen vor 5 Jahren gekündigt und war dann ins Hinterzimmer meines Büros gezogen, wo ich mir eine Art Schlafzimmer eingerichtet habe. Shit. Schlafzimmer, na ja. Dafür hatte ich es jetzt nicht mehr weit zur Arbeit. Fünf Schritte, um genau zu sein.

Eine Dusche gab es auch. Kochen konnte ich nicht, also brauchte ich auch keine richtige Küche und ab und an brachte Priscilla irgendwas Essbares von zu Hause mit, was ich dann auf der einsamen Herdplatte aufwärmen konnte.

Damals, vor über 15 Jahren, hatten sie mich rausgeworfen bei der Polizei. Ich konnte es ihnen nicht mal verübeln. Meine Ermittlungsmethoden waren nicht immer stubenrein und passten so gar nicht zu den Saubermannansprüchen meiner damaligen Vorgesetzten. An meiner Aufklärungsquote hatte es sicher nicht gelegen, die war überdurchschnittlich. Aber ich eckte bei meinen Ermittlungen häufiger bei dem einen oder anderen Paragraphen an und als das dann noch in der Presse breitgetreten wurde, zog man die Reißleine.

Seitdem hielt ich mich mit diversen Aufträgen über Wasser. Privatermittlungen, Leibwächterjobs, Beschattungen, es gab weniges, wofür ich mir zu schade war. Als Zuhälter hatte ich mich noch nicht versucht, obwohl es durchaus nahe gelegen hätte, in dem Milieu, in dem ich mich bewegte. Aber meine Stärken lagen eben woanders.

Immerhin hatten es die Verantwortlichen meiner Behörde damals so hingebogen, dass ich trotz einiger Grenzübertritte eine Privatschnüfflerlizenz bekam und somit nicht in der Gosse gelandet war. Ich hatte mehr Dreckskerle dingfest gemacht, als meine Herren Kollegen Kommissare zusammen und deswegen fühlten sich meine Chefs mir wohl verpflichtet. Fein. Im Großen und Ganzen respektieren wir uns bis heute.

In einigen Fällen kann man sogar von alten Freundschaften reden, die mir schon so manches Mal geholfen haben.
Selbst die ehemalige Feindschaft zu dem Schmierfinken, der mir damals im Nacken saß und ständig versuchte mir was anzuhängen, hatte sich im Laufe der Zeit in eine Art symbiotische Freundschaft verwandelt. Der Tintenkleckser kannte Gott und die Welt, hatte viele Kontakte und ich gab ihm manchmal im Gegenzug einen Tipp für eine Story. Eine Hand wäscht die andere und saufen konnte er auch. Das verbindet.

Im Flur hing ein mannshoher Spiegel, der in den Ecken schon blind wurde, aber immer noch genügend Spiegelfläche aufwies, so dass ich mit einem Blick meine Klamotten kontrollieren konnte. Gar nicht mal so schlecht, stellte ich fest. Der Typ, der mir mit geschätzten 108 Kilo und einem schrägen Grinsen entgegenblickte, war trotz, vielleicht sogar wegen seiner mittlerweile 48 Jahre ein halbwegs erfreulicher Anblick.

Auch wenn ich, im Hinblick auf meine Geschäftsräume und meine Wohnqualität, einige Kompromisse einzugehen bereit war, bei der Kleiderwahl hörte der Spaß auf. Kleider machen Leute, dass hatte ich früh gelernt.

Meine Nase war trotz meiner frühen Schwergewichtsamateurboxerkarriere einigermaßen gerade geblieben, nicht, weil ich ein so vortrefflicher Boxer war, sondern weil ich mangels Talents nur wenige Kämpfe bestritten hatte. So war ich auf wundersame Weise um einen Nasenbeinbruch herumgekommen.

Ende Teil 1.

© Pibro 05/22
*****alS
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