Ich finde das ja ein interessantes und vielseitiges Thema... Ganz oben, an der Oberfläche sozusagen, das relativ offensichtliche: Eine gewisse grundlegende Höflichkeit ("Hallo", "Bitte", "Danke", etc.) schadet einem im Leben nicht, sondern macht vieles leichter, das gilt auch für den Kontakt mit anderen BDSMlern.
Natürlich, wenn erst mal eine Beziehung etabliert ist, kann man das so gestalten, wie alle Beteiligten das so wollen und womit sich alle am wohlsten fühlen. Ob da Dom zuerst grüßt, oder nur nickt, ob Dom knurrig-kurz spricht oder betont höflich, etc. - jedem Tierchen sein Pläsierchen, wie man so sagt.
Soweit ist das, meiner unbescheidenen Meinung nach, arg trivial. Unhöflichkeit ist kein Zeichen von Dominanz und mit einem Bitte bricht sich auch der dommste Dom keinen Zacken aus der Krone. Außer vielleicht aus dem Ego, aber dann ist das wohl arg zerbrechlich.
Aber natürlich gibt es da dann auch noch das, was man manchmal "alte Schule" nennt und da scheiden sich nun wirklich die Geister. Während die einen das in den Mantel helfen, Türe aufhalten, etc. als die letzten Todeszuckungen eines sterbenden Patriarchats betrachten und es demnach pflichtgemäß ablehnen, ist es für andere ein durchaus positiv besetztes Verhalten und wird von anderen, die durchaus für die Gleichberechtigung einstehen, sehr geschätzt, auch weil man die Gleichmacherei ablehnt. Und vermutlich gibt es für beides - und alles dazwischen - auch noch eine Million anderer Gründe und ich muss gestehen, ich zweifle nicht, dass da durchaus gute Gründe mit bei sind.
Persönlich bin ich ja, zusammen (und nicht etwa trotz) mit einer männlich dominierten Beziehungsvorliebe, ein Freund des Feminismus. Meine Beziehung ist meines, das mache ich mit meiner Sklavin aus, aber ich sehe darin keine "natürliche" Rolle, das heißt eine weiblich dominierte Beziehung (oder eine auf absoluter Augenhöhe) ist sicherlich für genug andere Leute die deutliche bessere Beziehungsform.
Aber hier streiten sich dann ein wenig zwei Seelen in meiner Brust, ich muss nämlich gestehen, dass ich es sehr bedauerlich finde, wenn Frauen "auch nur Kerle sind", weil jeder sich gleich behandelt. Ich bin absolut dafür, dass jeder sich (menschlich, wenn auch evtl. nicht unbedingt fachlich) erst mal gleich respektiert, jeder den gleichen Wert und, außerhalb von anders ausgehandelten Beziehungsformen, die gleichen Rechte hat. Aber bleibt da nicht trotzdem Raum für ein wenig altmodische Form, wenn man sich soweit vertraut, dass dahinter keine böse Absicht und keine Respektlosigkeit steckt? Wenn mir jemand zu erkennen gibt, dass das nicht gewünscht ist, lasse ich es natürlich, aber generell bin ich pers. durchaus ein Freund des "der Mann hilft der Dame in den Mantel", und zwar, ironischerweise völlig unabhängig davon, wer da nun dominant oder submissiv ist, das klappt toll für beide Kombinationen. Wobei da in meiner Beziehung natürlich ein gewisser Unterschied zwischen dem öffentlichen Restaurant und dem privaten Treffen besteht.