3. Generation
3. Generation„Du kannst doch französisch! Also auf die Knie!“ „Das kannst du auch!“ “Kein Wort!“
Der Narr war übermütig. „Französisch heißt nur, dass das Geschlechtsteil mit dem Mund verwöhnt wird Du HONK!“
„Herrin, jetzt wirst Du böse und gemein!“ Ich grinste. „Wieso? Passt Hirn ohne nennenswerte Kapazität nicht!“ „Du bist sowas von 90er!“ „Ist das schlimm?“ Er verdrehte die Augen. „Was soll aus Dir nur werden?“
„Warum?“ „Quark Quark!“
Ich winkte den Narren mit dem Zeigefinger zu mir. „Hast Du was gesagt?“ Er wiederholte die beiden Laute. „Je tˋaime“ Ich musste schmunzeln: „Ich liebe Dich auch!“
„Quark Quark.“ – Ich lachte. „Froschkönig! Froschkönig! Ich werf Dich gleich an die Wand.“
„Warum diese Anspielung?“ Wir hatten uns über Donatien Alphonse François, Comte de Sade unterhalten und ich hatte erwähnt, dass meine Großmutter Eli das damals in Frankreich im Original gelesen hatte. Sie hatte Medizin studiert, und ihre Ausbildung in der Psychiatrie angefangen, ehe sie Frankreich verlassen musste und zuvor meinem Großvater die Flucht ermöglicht hatte.
In seinem Ehevertrag heißt er de Sade Louis Aldonse Donatien. Ausserdem hieß ja der Sonnenkönig auch so. Da der Narr keine Lust hatte, sich zu merken, wie man Louis schrieb, hatte er sich Lui genannt und ich hatte diesen Namen beibehalten. Lui war der Name eines Magazins, dass dem Playboy nacheiferte, aber eine unverwechselbare pariserische Anmutung hatte.
Ja, er hatte mich in Montreal schon zu necken versucht, als er sich als Lui vorstellte. „de Sade und „Leopold von Sacher-Masoch.“ „Nenn ich, wie Du magst!“ „Dann bist Du mein Affe aus dem Dungelbuch! King Lui.“
„Ich könnte aber auch ein Löwe sein!“, schlug er damals vor. „Du bist nicht der König der Tiere, dass kannst Du vergessen, ein Eselchen!“ „Ich denk Affe!“ Die Domina verdrehte die Augen.
Ich verwirre Euch bestimmt. Wir hatten uns über de Sade unterhalten, den meine Großmutter in den 30er Jahren in Paris gelesen hatte, als sie Medizin studierte.
Die hatte dort ihrem späteren Ehemann bei der Ausreise geholfen, als dieser in Frankreich nicht mehr erwünscht war. In Paris hatte sie Bücher von ihrem Lieblingsschriftsteller verschlungen. „Die 120 Tage von Sodom“, die aus einer Einführung, einer Personenbeschreibung, Anmerkungen und vier Hauptteilen von je 30 Tagen gesteht. Dann war da natürlich Justine, die nach dem Tod der Mutter den tugendhaften Weg wählte, während ihre Schwester Juliette beschließt, ins Bordell zu gehen. Außerdem war das eine Anspielung auf den Namen der Frau des französischen Herrschers zu jener Zeit. Seine Satiren über die Unzucht im Herrscherhaus brachten ihn in die Bastille.
Aber da war meine Großmutter nicht stehen geblieben. Sie hatte sich auch die Satiren des antiken römischen Dichters Juvenal angeschaut, die im dritten Jahrhundert nach Christus entstanden und auch das Kamasutra das bereits vier Schlagarten unterscheidet. Die Bereiche des Körpers, in denen Schläge ungefährlich sind, werden dabei ebenfalls beschrieben, und es wird festgestellt, dass Praktiken wie Beißen, Schlagen und Kratzen nur bei Einverständnis des anderen als lustvoll empfunden werden. Sie befasste sich auch mit Thesen eines Restif de la Bretonne, der als Anti-de Sade in die Geschichte einging. Mistress Theresa Berkley dürfen wir nicht vergessen, der die Erfindung des Berkley Horse nachgesagt wurde, einer Vorrichtung, auf dem Prostituierte ihre Kunden verprügeln. So gab es weitere Literatur, die sie gelesen hatte, lange vor meiner Zeit.
Dann war sie aus Frankreich geflohen und ihr Weg führte schließlich Mitte der 40er Jahre mit ihrem Mann nach Berlin.
Die französische Domina, die fließend russisch sprach, war eine kleine Kuriosität, über die nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen werden durfte, denn zu Zeiten von Walter Ulbricht war sowas in dessen Umfeld natürlich unvorstellbar, hust, aber wir kennen ja, wohin das Ganze einige Jahre später führte, nämlich zu einer anderen Domina namens Marion und der Zeugung von mir, Herrin Jessi, in einer Waldsiedlung namens Wandlitz.
Somit bin ich gewissermaßen Domse in der 3. Generation.
Und damit zog mich der Narr manchmal auf. „Jessi III.“ „Lui, wenn Du mich weiter ärgerst, nenn ich Dich bei Deinem richtigen Namen.“ „Du sollst den Namen Deines Gottes nicht unnütz führen.“ „Lui!“ „Ich werde Dir Deinen heute Nacht ins Ohr flüstern, wenn Du schläfst.“ „Wag es!“ „Ich als Gottkönig Lui, Mittler zwischen Gott und den Menschen.“
Ich schlug nach ihm. „Jen…“ Er krümmte sich vor Schmerz und sprach den zweiten Teil des Namens nicht aus.
„Das ist Blasphemie! Und das weißt Du!“
„Aber wie kann die Wahrheit Bla…“
Er kam nicht weiter, denn am Ohr schleifte ich ihn zum Pranger, wo ich ihm mittels Gerte erläuterte, wer ich war und wer ich nicht war.
„Eigentlich bist Du sogar Nummer 4.“ Das jetzt zu erläutern, geht aber zuweit