Notting Hill
Notting Hill„Schatz?!“ Sie lebten jetzt schon einige Monate zusammen und er kannte sie gut genug, um zu wissen, was die Betonung bedeutete. Die hohe Stimme und der leicht fragende, suchende Unterton. Sie wollte etwas von ihm. Ein Zugeständnis, ohne Frage.
„Jaa ?!“ Auch sie kannte ihn nur allzu gut, vor allem das leicht langgezogene „A“ in seiner Antwort. `Mist`, dachte sie `er weiß schon wieder Bescheid`. Aber nun konnte sie nicht mehr zurück, also Augen zu und durch: „Heute kommt Notting Hill.“
„Notting Hill?“
„Ja.“
„Gut, dann geh ich gleich noch einkaufen.“
„Was? Wieso einkaufen?“
„Na wenn halb London zu Besuch kommt.“ Ein hörbar schelmisches Grinsen.
„Quatsch, ich meine doch den Film.“
„Was für einen Film?“
„Na den mit Julia Roberts.“
„Julia Roberts?“
„Die Schauspielerin, ja.“
„Ach die aus dem Horrorfilm?“
„Horrorfilm?“ Sie zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn entsetzt an.
„Na da wird ihr doch von einer Schmuckschatulle die Hand abgebissen!“
„Mann!!!“ Sie versetzte ihm einen leichten Klaps der Entrüstung an die Schulter, aber er schnappte sich sofort ihren Arm, hielt sie mit festem Griff und zog sie dicht an sich heran. Ihr Übermut wurde von einer Woge aus Scham und Angst aus ihrem Körper gefegt. Mit leicht geneigtem Kopf betrachtete er sie, sein Weib, das ihm Gehorsam schuldete und sie erschauderte und schämte sich unendlich. Wozu hatte sie sich hinreißen lassen? Sie wollte doch nur den Film sehen.
„20 Uhr, Wohnzimmer!“ Mehr sagte er nicht, aber sein Ton reichte aus. Sie musste sich etwas einfallen lassen.
Den Nachmittag verbrachte sie mit Hausarbeiten, immer nachdenkend, was sie heute abend tun würde. Sie musste ihm zeigen, dass ihr seine Regeln bewußt waren. Übe Dich in Geduld! Übe Dich in Demut! Zügle Deine Gier! Das waren die Regeln. Mehr hatte er ihr nicht aufgegeben und alle hatte sie gebrochen, war ungeduldig im Gespräch, begierig den Film zu sehen und verhielt sich aufsässig. Und wieder schämte sie sich für ihr Verhalten, sie hatte ihn enttäuscht. Das war das Schlimmste. Seine Enttäuschung zu sehen war unerträglich. Sie musste ihm zeigen, dass seine Zufriedenheit ihr Glück ist. Also, womit wäre er heute Abend glücklich? Wann ist er zufrieden?
Zuallererst war sie sein Weib, seine Sklavin und er war immer darauf bedacht, dass sie sich entsprechend pflegte und kleidete. Also duschte sie sich und rasierte sich nach seinen Vorstellungen. Er mochte keine nackte Scham, ein kleiner Streifen oder Dreieck kurzer Haare war Pflicht. Sie fönte und bürstete sich die Haare, ließ sie jedoch offen damit er sie besser packen konnte. Dann ging sie ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden. Das war schon schwieriger, er mochte viele Outfits. Heute jedoch würde er vermutlich Offenheit bevorzugen. Deshalb wählte sie nur schwarze halterlose Strümpfe und einen schwarzen Slip mit hohem Beinausschnitt. Jetzt noch die hochhackigen Schuhe, dann wäre sie fertig. Beim Anblick der Schuhe lächelte sie. Sie stellte sich vor den Spiegel und kontrollierte die Strümpfe. Sie mussten gleich hoch sitzen, das war ihm wichtig. Sie schaute sich einen Moment an. Keine Schminke, kein Schmuck – Sein was man Ist – sagte er immer. Sie nickte sich zu und verließ das Schlafzimmer.
Punkt Acht Uhr betrat sie mit grummelndem Magen das Wohnzimmer. In der Mitte zwischen Schrank und Couchtisch blieb sie stehen. Dort konnte er gut um sie herumgehen und hatte die bestmögliche Aktionsfreiheit. Er saß auf der Couch, also wendete sie sich ihm zu spreizte leicht die Beine und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken. Mit gesenktem Blick wartete sie auf seine Reaktion. Er lehnte sich auf der Couch zurück und betrachtete sie, während im Fernsehen die Wetternachrichten liefen. Direkt danach begann der Film, das wusste sie, aber sie wagte nicht, dort hinzusehen. Der Vorspann begann und er beugte sich vor, nahm die Fernbedienung vom Tisch und schaltete das Gerät aus. Wieder wartete er und betrachtete sie, ihren schlanken Körper, die nicht allzugroßen Brüste, ihren sinnlichen Mund, der sich nur allzu leicht von ihm überlisten ließ, so dass es ihr unmöglich schien, ihn geschlossen zu halten.
„Was soll ich nur mit Dir machen?“, es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage. `Was immer Du willst, Herr!` dachte sie, wagte jedoch nicht, es auszusprechen. `Was immer du begehrst!` Sie dachte es so intensiv, dass sich unwillkürlich ihr Körper ein wenig streckte. Es war nur eine kleine Veränderung, aber er spürte, dass etwas entscheidendes in ihr vorging. `Was immer Du begehrst, Herr – für immer!` Sie spürte eine ruhige Wärme in sich aufsteigen. Das was hier gerade geschah, war genau was sie wollte, so wollte sie leben. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Was immer er tat, würde sie ertragen. Es fühlte sich richtig an.
Er verließ das Zimmer und kam kurz darauf mit einer großen Tasche zurück. Sie enthielt vieles, das ihr Herz begehrte, aber auch einiges, das sie fürchtete. Vor ihr stehend musterte er sie erneut, strich ihr Haar aus dem Gesicht und hörte ihren flachen Atem. Dann nahm er ein Seil und fesselte ihre Hände. Er ließ sich Zeit und als er fertig war, waren die Handgelenke im Abstand eines Unterarms aneinandergebunden. Dann trat er hinter sie, zog ihre Arme nach hinten und band sie mit einem Lederriemen fest zusammen. Automatisch wurde ihr Rücken gebogen und ihre Brüste leicht nach vorn geschoben. Er trat einen Schritt zurück und bewunderte sein Werk. Zufrieden murmelte er:“Übe dich in Geduld!“ Sie konnte ihre Arme nicht mehr bewegen, sich nicht mehr schützen und diese Wehrlosigkeit löste eine unbändige Lust in ihr aus. Da er nun die absolute Macht über sie hatte, konnte sie dem Gefühl einfach nachgeben, sie musste nicht auf sich aufpassen, das war nun sein Part. „Übe dich in Demut!“ murmelte er, schob ihr einen Knebel in den Mund und fixierte ihn mit einem Lederriemen. Jetzt konnte sie sich auch verbal nicht mehr wehren. Er trat dicht an sie heran, langsam nahm er eine ihrer Brüste in die Hand und drückte kräftig zu. Mit der gleichen Hand strich er über ihren Hintern schob sie dann nach vorn, bis sie auf ihrer Scham zu liegen kam. Langsam schob er ihren Slip nach unten und drang mit dem Finger in sie ein. Sie stöhnte. Ihre Lust war kaum zu bremsen. „Zügle deine Gier!“ sagte er und ergriff eine Kette, an deren Enden jeweils zwei Klammern befestigt waren. Sie schüttelte den Kopf aber er ließ sich nicht beirren. Zuerst befestigte er die Klammern an ihren Brustwarzen. Diesmal stöhnte sie vor Schmerzen. Sie wusste was folgen würde, aber sie dachte nur:`Was immer du willst Herr!` Er zog seitlich eine Schamlippe aus ihrem Slip und befestigte die nächste Klammer und verfuhr mit der Schamlippe auf der anderen Seite genauso. Sie wand sich vor Schmerz und wusste genau, dass noch schlimmerer folgen würde.
„Steh gerade!“ Sein Befehl holte sie zurück und gehorsam stellte sie sich so gerade wie möglich hin. Er entfernte den Knebel. Dann zog er abwechselnd an den Klammern. Sie presste die Lippen zusammen um nicht aufzuschreien. Er nahm die erste Klammer an ihrer Scham und löste sie. Dumpfer Schmerz durchschoss sie. „Steh gerade!“ Sie hörte ihn kaum, aber sie fühlte ihn. Dreimal noch. Sie wand sich aber sie stand immer wieder gerade. Er brauchte nichts mehr sagen, dreimal befahl sie sich innerlich selbst „Steh gerade, was immer du begehrst Herr, ich liebe dich Herr!“ Langsam löste er den Lederriemen und anschließend die Handfesseln. Er ließ sich Zeit, ließ ihr Zeit, den Atem zu beruhigen den Schmerz wegzuatmen. Er legte alle Utensilien beiseite und schaute sie auffordernd an. Sie begriff nicht gleich, aber dann stellte sie sich wieder in die Ausgangsposition. Er setzte sich auf die Couch und betrachtete sie erneut. Er suchte ihre Augen aber sie hielt den Blick gesenkt. „Geh dich frisch machen und mach mir einen Cappucino!“
Sie eilte ins Badezimmer. Schnell ein wenig Wasser ins Gesicht und weiter. Halt! Sie sah sich im Spiegel und konnte nicht mehr wegsehen. Was sie sah war Stolz. Und ihre Augen strahlten. Ist das Glück? Sieht so Glück aus? Sie wußte es nicht, aber wenn es so war, dann wollte sie mehr davon.
Irritiert ging sie in die Küche. Cappucino. Mit Milch nicht mit Wasser– weiß ich doch:“Was auch immer du begehrst Herr!“ flüsterte sie. Sie stellte die Tasse auf eine Untertasse und ging zurück ins Wohnzimmer. Er saß noch immer auf der Couch, also kniete sie sich vor ihn hin, mit geschlossenen Beinen - Speisen und Getränke serviert man nicht mit ausgebreiteten Schenkeln – mit dem Gesäß auf ihren Hacken sitzend hob sie ihm seinen Cappucino etwas über Kopfhöhe entgegen. Er betrachtete sie zufrieden lächelnd. Dann nahm er sich den Cappucino, genoß ein paar heiße Schlucke und stellte die Tasse beiseite.
Er nahm mit der rechten Hand ihren Kopf und hob ihn zu sich herauf, so dass sie ihn ansehen musste. „Ich werde Dich jetzt zum letzten Mal fragen. Ich stelle die Frage nie wieder, wenn Du wieder ja sagst werde ich danach handeln. Immer! Ich werde mir nehmen, was ich will, wann ich will, wo und auf welche Art ich will und du wirst nichts anderes mehr tun als geben und hast nur zu nehmen, was ich für dich bestimme. Also, das was bis heute war – ist es das, was du willst? Willst Du so leben?“
Sie zögerte einen Moment, dachte an die letzten Monate und wohin sie der Weg geführt hatte. Bis direkt vor den Spiegel, in dem sie sah, was sie kaum glauben konnte. „Ja Herr, das will ich!“
Er nickte und auch wenn sie es versuchte, sie konnte in seinem Gesicht nicht lesen, ob er glücklich war, oder auch nur zufrieden. Er rutschte ans obere Ende der Couch, ganz an die Rückwand gelehnt legte er sich auf die Kissen und klopfte mit der Hand vor sich auf die Liegeflläche.Sie huschte zu ihm kuschelte sich mit dem Rücken an ihn und hoffte, dass er die Nähe möglichst lange zulassen würde. Er nahm die Fernbedienung und während er die ein oder andere Taste drückte sagte er: „Ich hab da gestern eine Aufnahme programmiert, weil ich dachte, das könnte dich interessieren.“ Sie kuschelte sich noch fester an ihn, als wünschte sie, sie könne in ihn hineinkriechen. Ihr Blick trübte sich ein wenig, aber durch ihre Tränen hindurch konnte sie Julia Roberts sehen, wie sie einen kleinen Sachbuchladen in Notting Hill betrat. Sie würde Hugh Grant treffen, der dort nicht auf sie wartete.