Zwei Euro und sechsundvierzig
Zwei Euro und sechsundvierzig (Nach einer wahren Gegebenheit)
Ich war auf dem Weg zum Elektronikmarkt, als mein Handy sich meldete.
Da stand „-2,46 EUR ! Zahlen Sie Geld ein, um ihren ausstehenden Betrag auszugleichen.“, in rotem Fenster mit dem Zusatz „könntest Du mir 2,46 auf Paypal überweisen?“ Dahinter war eine Emailadresse. Sowohl die Nummer als auch die Paypaladresse waren mir bekannt. Sie gehörten Torsten, unserem Nachbarn. Derzeit kursieren ja Nachrichten von Betrügern, aber diese Nachricht schien echt. Ich antwortete, dass ich unterwegs sei und exakt 33 Minuten später mit „Hascht.“ Thorsten fragte, ob ich zuhause sei und ich sandte ein Bild von der Bushaltestelle, bei dem das Einkaufszentrum zu sehen war. „Noch unterwegs?“ „Ich warte auf den Sozialschlauch.“ Dahinter hatte ich ein Smiley gesetzt. Nach der Antwort sandte ich ein Foto von der Fahrerkabine mit der Überschrift: „Der Fahrer ist erstmal pissen gegangen.“, worauf die Frage kam, ob er das am rechten Vorderrad erledigen würde. „Fahr Du doch los!“ Zur ersten Frage gab ich ein „Ich hoffe“ zurück, worauf ich anfügte, er hätte sich einen Kaffee geholt und wir seien jetzt unterwegs.
Torstens Kommentar lautete: „Na hoffentlich hat er sich die Hände gewaschen! Nein nicht mit dem Kaffee.“ Es dauerte eine kleine Weile, bis der Bus über zwei Bahnhöfe bei mir an der Straße hielt und ich zu hause war.
Ich klingelte bei Thorsten. Er öffnete die Tür. „Hi Jessi.“
„Moin, na, große Geschäfte getätigt?“
„Schulden bei jemandem, wo Du keine Schulden haben möchtest.“ Ich grinste. „Das kommt mir bekannt vor.“ „Lui war vorhin hier und hat mir das Geld abgequatscht.“ Gemeint war natürlich die Rückzahlung. Ich schmunzelte: „Und Du hast es ihm gegeben?“ Leicht rollte ich mit den Augen. „Kannst Du dem Narren etwas abschlagen? Mal ganz ehrlich!“ „Ich bin Domina!“, entfuhr es mir. Aber er hatte ja irgendwie recht. „Dann erteilt Dir die Mafiadomina hiermit Absolution.“
Torsten grinste. „Dankeschön!“
Wir hielten noch etwas Smalltalk, ehe ich in die Wohnung ging. Lui fragte mich aus der Küche, ob ich denn einen Kaffee wollte. Etwas überrascht stimmte ich zu. Er reichte mir kurz darauf eine Tasse, die ich mit zu meinem Thron nahm. Lui folgte mir schlendernd.
„Hast Du mir etwas zu gestehen?“ „Ich ivo.“ Ich wärmte meine Finger an der Tasse und meine Augen suchten den Rohrstock. Er überspielte die Tatsache, aber ich wusste, dass er wusste, was ich meinte. Meine Finger griffen das Schlaginstrument.
„Magst Du mir mal bitte Deine Finger zeigen!“ Er verzog das Gesicht. „Falls Du die 2 Eunuchen suchst, die habe ich eben an Freya weitergegeben!“ „Freya ist lesbisch!“, entfuhr es mir. Lui hob die flache Hand und drehte die Handfläche nach außen: „Ja nu. Dann richten sie ja keinen Schaden an.“ Er grinste über seinen Witz.
„Lui, ich möchte von Dir 2,46 EUR. Jetzt!“ „Kannst Du wechseln!“ Ich trat vor ihn und griff ihn am Haar. „Natürlich.“
Ich zog ihn auf jenen Stuhl, auf dem er gestern schon einige Zeit verbracht hatte. Die Finger ließ ich sein. Nein, sein Hintern schrie nach Schlägen.
Ich sag mal, das Hintern aufwärmen war sehr schmerzhaft für ihn.
Schließlich stöhnte er: „Zweihundertvierundvierzig, Zweihundertfünfundvierzig, Zweihundertsechsundvierzig,“ „Siehst Du, so kann man eine Schuld auch begleichen!“
„Hättest Du das so auch von Torsten gefordert?“ „Nur wenn der nicht zahlungsfähig wäre …. .“ Ich zuckte die Achseln.