Der Mond ist aufgegangen.
Der Mond ist aufgegangen.Rot blickt er hinter den leichten, schleiernden Wolken hervor.
Voll ist er.
Voll und mächtig.
Diese Nacht wird Schatten werfen.
Nicht irgendwelche Schatten.
Nein.
Deine Schatten.
Oder besser gesagt: Eure Schatten.
Ein kleiner Hügel.
Die Arme bereits fest an einem Bambusstab gefesselt.
Die Füße zusammengefesselt.
Steht ihr zwei da.
Fuchs und Wolf
Aufrecht.
Nackt in wunderschön weiblicher Pracht.
Im Hintergrund ein Froschkonzert.
Letzte Grillen zirpen.
Mücken, die sich an eure nackten Laiber bedienen.
Hilflos.
Eure Blicke gen Osten gerichtet.
"Blickt immer den Mond an." - so die Order.
Glänzend - die Farbe auf euren Körpern - noch frisch und sprenkelig.
Fast wie im Film, als Carry die Eimer voll über dem Kopf bekommen hat.
Das Stehen fällt schwer.
Doch die dreckigen Stoffknebel lassen nur ein dumpfes Murren zu.
Zwischen euch: ein großes Holzkreuz.
Seitlich von euch:
Der Voyeur - oder besser gesagt, der Architekt der Szenerie -
ausgestattet mit Kamera, Stativ und breitem Grinsen.
Der Mond beginnt, seine lange Schatten zu werfen.
Ein düsteres Schattenspiel.
"Steht ruhig."
Klicken.
Zeitversetzt..
Wieder klicken.
Langzeitbelichtung.
"Ich will mein Golgatha."