Für eine Stunde
Es ist selten genug Zeit da, um ein Gefühl nachwirken und schon gar nicht, um neben den spektakulären Kinkgeschichten die Stille zwischen uns für sich sprechen zu lassen. Wir sind bemüht, große Zeitfenster für uns zu schaffen, es bleiben aber meist eingerahmte, timerkontrollierte Begegnungen. Wir denken viel darüber nach, wie wir uns die notwendige Nähe geben können, es ist aber nicht leicht, verwenden wir einen Großteil unserer Aufmerksamkeit doch einfach nur, um halsbrecherische Arrangements auf Kosten der Alltagserfordernisse zu treffen. Manchmal sehen wir uns eine Woche oder länger nicht. Diese Unausgefülltheit beende ich nun.Bei Kaffee und Rüblikuchen übergibst du mir deinen Dienstkalender und den privaten. Ich sitze auch mit zwei Kalendarien bereit und während du zuhören und verstehen darfst, hin und wieder eine meiner Fragen beantwortest, organisiere ich den neuen Teil unserer liebeswerten Freizeit, rufe eine Dauerbehandlung für dich ins Leben und präsentiere dir somit eine Basisversorgung an zwei Tagen der Woche. Für das Erste probieren wir es mit Montag und Donnerstag. Es tangiert nicht die Schöne Nacht, die wir uns selten genug als Belohnung für alle Entsagungen gönnen, auch nicht die wunderbaren Spaziergänge im Britzer Garten oder auf der Pfaueninsel. Mir geht es um deine und meine Berührungsgrundausstattung und die hat ab sofort stationär in diesem besonderen Keller ein zu Hause, in dem ansonsten die gut gesicherten Druckgussformen, das wahre Kapital meines Betriebes, lagern. Nur ich und unser Fertigungsmeister haben einen Schlüssel.
Der geschaffene Konsens, der kleinste gemeinsame Nenner der Befühlungen, das, was uns nachhaltig die Wirkung des anderen bewusst macht, ist das klassische übers Knie Legen. Wir beide würden niemals auf dieses intime Einwirken in den anderen verzichten wollen. Hier ist die Symbiose zwischen uns so sehr spürbar, wir schweigen oft dabei, höchstens spreche ich leise Ermunterungen für dich aus, mache klar, wie wichtig das Erdulden dieser Bestrafung ist und wie tapfer ich dich dabei erlebe. Die Sache erregt mich sehr, aber ich weiß auch, wie wichtig diese Schmerzgaben und die momentane Demütigung, der nackte Hintern und die ungebührlichen Schläge, für dich sind. Es ist nachhaltig, verbindet uns über Tage, wenn du dich setzt oder in der Dusche dir die Spuren davon besiehst, wie kürzlich, als wir die Option kalendarischer Regelmäßigkeit testeten, während du mich für eine Stunde auf der Arbeit besucht hast, alle Mitarbeiter bereits im Feierabend waren.
„Du meinst, hier kommt keiner herein?“ Ich lächle, „Nein, ist alles abgeschlossen und ich habe derzeit die einzigen Schlüssel, weil der Bertram im Urlaub ist.“ Ich bringe dich die staubige Treppe hinunter in den Keller, suche nach den Lichtschaltern und leite dich durch die verzweigte Aneinanderreihung von mit ausgedienten Maschinen vollgestellten Werk- und Lagerräumen. Mein Film hat vor deinem angefangen, ich suche nach dem körperlichen Einstieg und finde ihn, als ich die schwere Stahltür zum Sicherheitsbereich aufschließe und du die alten Werkbänke dahinter, das verstreute Werkzeug und die diversen Behältnisse mit Schmierstoffen in diesem separaten Trakt auf dich wirken lässt. Produziert wird hier schon lange nicht mehr, wurde alles ausgelagert. Ich schubse dich an die Kante eines der Arbeitstische und du drehst dich blitzschnell zu mir um, weshalb ich meine Hand an deinen Hals lege. Du hast dich schmutzig gemacht, ich blicke auf den Schmierdreck an deinem Arm und schüttele den Kopf dazu. "Oh, du kleines Ferkelchen!" In mir wird es heißer, wir haben uns heute noch nicht wirklich berührt. Spontan fällt es mir ein, dich mit meinem linken Arm nach unten zu beugen und deinen Oberkörper so in die Zange zu nehmen.
In dem Raum für mein Vorhaben, meinem neu geschaffenen „Besprechungszimmer", gibt es nur den großen Tresor mit den Gussformen, einen Bürotisch mit diversen unsortierten Skizzen, einem alten Tastentelefon und dem Stuhl dazu. An die Wände habe ich ein Schwarzweißbild aus unserem Firmenarchiv gehängt, das meinen Großvater in seiner alten Fertigungsstätte in Schlesien zeigt und ein Foto von der Ruine des Gebäudes, das ich vor einigen Jahren dort gemacht habe. Du hast nicht viel Zeit, die nüchterne Atmosphäre des Raumes wirken zu lassen. „Komm her!“ Ich sitze bereits. „Zieh deine Hose herunter, den Slip auch.“ Einen kaum spürbaren Moment lang musst du nachdenken, dann folgst du langsam und ich blicke eindringlich auf deine nackte Scham. Mit der Hand winke ich dich heran. „Leg dich über meine Beine!“ Ganz plötzlich ist meine Erektion da, noch bevor du dich ordentlich abgelegt hast, deine Hände reichen zum Boden, du stützt dich ab. Ich befühle deinen nackten Hintern, fahre mit der Hand an deinen Oberschenkeln hinab und kehre nach oben zurück, um sanft den unteren Rücken zu streicheln. Nach Minuten beginne ich mit kleinen Klapsen, mal von unten nach oben, dann wieder frontal auf eine deiner Gesäßhälften. Meine linke Hand greift nach deinem Haar, sorgt dafür, dass dein Kopf etwas hoch kommt, als ich die Aufwärmung deines Fleisches beende und mit richtigen Schlägen beginne.
Ich zähle nicht mit, es sind sehr viele, deine Haut ist bereits tiefrot. Jedes noch so leise Schmerzgeräusch von dir wird abgespeichert, manchmal messe ich die Wucht meines Schlages an deiner Reaktion, an versuchten Ausweichbewegungen oder nicht komplett zurückgehaltenem Wehklagen und verbessere allmählich die Schmerzausbeute, bis ich dich mit ein paar Worten belohne und das derzeitige Schlaglevel über zwei oder drei Minuten beibehalte. Ich ermuntere dich, noch etwas auszuhalten, um dir so ein baldiges Ende dieser Tortur in Aussicht zu stellen. Hier bin ich irgendwann fertig mit dir, ich streichele die Sache behutsam zu Ende und lasse dich aufstehen, um dich allerdings sofort mit dem Oberkörper auf den Tisch mitten hinein in die vergilbten Skizzenblätter zu schieben. Du siehst gerade noch, wie ich meinen Gürtel aus den Schlaufen ziehe und ich mag diesen Blick des kleinen Nagetiers angesichts der zubeißbereiten Schlange, den du niemals unterschlagen kannst. Dein Kopf ist schon jetzt leer, das weiß ich, blockiert, hypnotisiert, komplett sedierte Gehirnschaltungen in dir, ich liebe deine Erstarrungsmomente.
„Das muss jetzt sein, Kleines. Du weißt, wie ungern ich das tue, aber denk mal über deine soziale Inkompetenz gestern nach.“ Meine Stimme klingt nach Bedauern, doch du starrst mich an, als würde ich Isländisch reden. „Kreuzberg, Parken auf dem Gehweg. Na, dämmert`s?“ Deine Augen werden ganz groß. „Habe ich mitbekommen, hat mich wirklich nicht amüsiert.“ Mehr muss ich nicht sagen, der erste Schlag trifft, der Schmerz verbreitet sich wellenartig auf deiner Haut und auch tiefer und ein paar Hundertstel später sprudelt es aus dir heraus. Verwunderung, Empörung, Unverständnis, denn es tut anders weh als mit der Hand. Mitten hinein setze ich den nächsten Schlag, zähle tonlos bis vier und schlage noch etwas härter zu, im Grunde aber treffe ich nur besser. Ich orientiere mich an den schön geometrischen Spuren, die mein Gürtel hinterlässt. Jetzt jammerst du, schaust mich an und ich bin berührt durch diese Töne. „Hör auf zu heulen“, sage ich mit bemüht kühler Stimme, drücke deinen Kopf wieder hinein in den Papierwust, „... zweimal habe ich dich gewarnt, deinen Wagen auf diese Art abzuparken!“ Ein wenig gebe ich dir noch von meiner zugewandten Strenge mit meinen Gürtel, mache noch mehr breite Streifen, die mittlerweile zu einer großen Fläche geworden sind, dann reicht es und du darfst dich wieder anziehen, bist ganz still dabei.
Eine Viertelstunde später stehen wir in der Tee- und Kaffeeküche des Bürotraktes. Es gibt Cappuccino und Latte Macchiato. Fast hätte ich dir einen Stuhl angeboten. Erst schweigen wir, dann schaue ich auf meine Armbanduhr. „Wow, noch sieben Minuten! Bin ich gut?“ Im Grunde hältst du deine Tasse nur fest, getrunken hast du noch nicht. Du überlegst einige Sekunden lang und betastest vorsichtig deinen Hintern durch den Stoff deiner Hose. „Eine Stunde kann lang sein“, meinst du, lächelst dabei, dann trinkst du den ersten Schluck. Ich merke, wie sehr mich deine Reaktion freut, streichle deinen Arm. Am Donnerstag lasse ich uns mehr Zeit für die Kaffeespezialitäten, vielleicht gibt es auch ein Stück Kuchen dazu und du behältst die Hose erst einmal an. Wir gönnen uns dann einfach noch mehr Augenblicke zum Nachfühlen. Eine Stunde ist wirklich viel Zeit.
m.brody
2018