24/7 Stille
Immer wieder schau ich sie an. Ihre Lippen glänzen etwas im Kerzenlicht. Sue, wo warst du nur so lange? Ohne ein Wort der Klärung ist die damals gegangen, ohne sich zu verabschieden. Als ich nach Hause kam von der Arbeit nur dieser Zettel, wo mir erklären sollte, dass sie sich selbst finden wollte, doch solche Erklärungen bedürfen mehr als nur fünf Worte auf einem Fetzen Papier. Und jetzt? Jetzt steht sie da, in meinem Wohnzimmer, den Blick auf den Boden gerichtet.
„Mein Herr,…“ Sie versucht Worte zu finden, aber ich unterbreche sie schroff.
„Schweig!“ Mit leiser aber bestimmter Stimme stehe ich vom Sessel auf, gehe auf sie zu und lass sie meinen Atem in ihrem Gesicht spüren.
„Mein Herr? Bin ich das noch? Du hast mich verlassen, hast mir mein Herz gebrochen damit. Und du wagst es, mich noch so zu nennen? Nenn mir einen Grund, warum ich dich wieder in mein Leben lassen sollte.“
„Ich tat dir weh, ich weiß, aber ich war verwirrt, konnte nicht mehr klar denken. Noch nie war ich so sehr in jemanden verliebt, dass ich mein ICH aufgab um alles für ihn, für dich zu tun. Ich musste herausfinden, ob das nur deine Anwesenheit war, oder wirklich mein inneres ICH, das dich so sehr braucht. Und jetzt weiß ich es, ich brauche dich an meiner Seite, deine Führung, deine Nähe, deine Härte und deine Weiche Art, die mich auffängt. Bitte verzeih mir.“
Mit immer noch gesenktem Blick lässt sich Sue auf den Boden sinken, kniet vor mir wie damals, als sie zum ersten Mal um meine Herrschaft bat. Ihre Hände nach oben geöffnet auf ihren Schenkeln. Sie weiß genau, wie sie sich verhalten musste, um mir zu gefallen.
“Steh auf und zeige mir, dass du es ernst meinst. Zieh dich aus und geh in deinen Käfig, der immer noch auf dich wartet, so wie ich gewartet habe, bis du wieder kommst.“
In ihrem eisernen Gefängnis kauernd sieht sie wie immer einfach nur geil aus. Ihre schlanke Figur, ihre langen Haare und ihre nackte Haut machen das Bild das Künstlers Perfekt.
„Ich muss nachdenken, und dir rate ich auch, nochmal zu überdenken, ob du es wirklich willst. Sollte ich dir, uns, nochmal die Chance geben ist es das letzte mal.“
Sue ist sichtlich zufrieden damit, dass ich sie nicht gleich rausgeworfen habe und von einer zweiten Chance rede. Ist es das Richtige? Meine Zweifel kämpfen in mir mit der Hoffnung und der Liebe für diese wunderbare Frau.
Zwei Kaffee und eine gefühlte Ewigkeit später gehe ich wieder zu ihr und öffne den Käfig.
Sie steigt heraus und geht sofort wieder auf die Knie.
„Ich habe mich entschieden.“
Stille
Ihre Anspannung steigt ins unendliche.
Diese Stille, die nur einen Moment dauert und dennoch eine unglaubliche Macht ausübt auf jede Zelle in ihrem Körper.
„Du hast mir gehört, hast mir alles gegeben und dann alles genommen.“
Wieder Stille.
Mit Absicht rede ich langsam und mit langen Pausen.
„Ich habe niemand in der Zeit in mein Leben gelassen, hab darauf gehofft, dass du eines Tages zurück kommst. Und jetzt bist du hier und ich zweifle. Mit nur einem Tschüss könnte ich dich hinaus werfen.“
Stille
Deine Atmung wird schneller, nervöser. Ich habe auf diesen Punkt gewartet, um zu sehen wie ernst du es damit meinst.
„Steh auf. Schau mir in die Augen. Ich will dass du mich ansiehst, wenn ich dir meine Entscheidung sage.“
Stille
Sie steht auf und ihr Kopf hebt sich langsam. Grob packe ich ihr Kinn und fixiere ihren Blick.
„Du kannst bleiben. Ich bin froh, dass du wieder hier bist. Aber! Mach das nicht noch einmal.“
Ein rießiger Fels fällt in dem Moment von ihrem Herzen.
„Danke mein Herr, du wirst es nicht bereuen.“
Meine Welt ist wieder in Ordnung, und ihre sichtlich auch.