Träume
Ich gehe durch die mittlerweile dunkle Nacht. Es ist spät und die Sonne bereits vor einiger Zeit untergegangen. Laternen leuchten mir den Weg.Mein Handy habe ich nicht dabei - ich weiß genau, wo ich hingehen muss, habe es mir gut eingeprägt. Mit meinen Gedanken bin ich ganz und gar bei mir, erlebe jeden Moment so unglaublich intensiv.
Aber ich bin froh, dass die anderen, vereinzelt auftauchenden Fußgänger, kaum von ihren Handys aufblicken, kaum Notiz von mir nehmen.
In ihrer eigenen Welt existieren. In ihrer eigenen Welt und in meiner Welt existieren. Die Statisten meines kleinen Abenteuers sind.
Ein leichtes Frösteln durchfährt meinen Körper. Nicht vor Kälte, obwohl ich nicht gerade viel trage... was hingegen tatsächlich einer der Gründe für das Schaudern ist: Es ist die Aufregung, die meinen Körper erzittern und eine Gänsehaut entstehen lässt. Langsam blicke ich an mir herunter.
Zum wievielten Mal, seit ich die Wohnung verlassen habe?
Das Bild, das sich mir bietet, hat sich jedenfalls nicht verändert. Ein schwarzer, kurzer Mantel, der meine Figur betont. Dunkle Overknees, die über das Pflaster klacken. Mehr würde ein ahnungsloser Passant auch nicht sehen. Allerdings trage ich auch nicht wirklich viel mehr, das man selbst mit einem Röntgenblick sehen könnte - bis auf mein Halsband, das wiederum ich nicht sehen kann... dafür jeder andere, denn es ziert meinen Hals gut sichtbar.
Die Anweisungen, die ich heute beim Heimkommen vorgefunden habe, waren eindeutig. Naja, immerhin bis zu einem gewissen Punkt. Was mich an meinem Ziel erwartet, liegt für mich nämlich vollkommen im Ungewissen. Einzig die Informationen - oder sollte ich sagen: Aufforderungen? Befehle? - was ich anziehen, wann ich wohin gehen und dass ich mein Handy zu Hause lassen soll, standen dort gut lesbar, ohne irgendwelchen Interpretationsspielraum. Dazu noch der Hinweis, dass dies eine ganz besondere, eine intensive Nacht für mich werden würde, gefolgt vom Zusatz "Benimm Dich mein Kleines und mach mich stolz."
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich die Unwissenheit nicht nervös machen würde. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich die Unwissenheit nicht geil machen würde.
Ein schmerzhaftes Drücken erinnert mich daran, was ich noch trage, aber nicht sehen kann. Mein Schwanz versucht größer zu werden, doch mein Peniskäfig - nicht schwarz, sondern rosa, wie meine Haare - weiß dies gekonnt zu verhindern. Nun ruft sich auch der Plug in Erinnerung. Ebenfalls rosa, jedenfalls der eingelegte Stein.
Schon wieder läuft jemand an mir vorbei und schon wieder stockt mir der Atem. Hat die Person mir eben wirklich verschmitzt zugelächelt? Oder macht sich meine Fantasie gerade selbstständig? Ich widerstehe, mich umzudrehen. Keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ganz bald bin ich am Ziel angelangt.
Wahrscheinlich wird die Nervosität langsam einfach größer. Falls das überhaupt noch möglich ist. Das kleine Kichern, dass ich meinem Mund entfahren höre, wird wohl auch darauf zurückzuführen sein. Stressbewältigung sagt mein rationaler Teil, von dem ich dachte, dass er sich bereits vor einer halben Stunde, als ich die Wohnung verlassen habe, von mir verabschiedet hätte. Glücklich heiße ich ihn für einen kurzen Moment willkommen, bevor er wieder seiner eigenen Wege geht und mich mit meinem Kopfkino allein lässt.
Die kleine Privatvorstellung in meinem Kopf geht jedoch nicht lange, denn endlich erreiche ich mein Ziel. Ein kleiner Vorgarten, der zu einem Hauseingang führt. Nicht gänzlich unerwartet: Den Standort zu googeln war mir schließlich nicht verboten.
Die Vorhänge sind zugezogen und die Tür lässt nur wenig Licht durch. Genug, um die Augenbinde auf der obersten Stufe zu sehen. Nun blicke ich doch über meine Schulter zurück. Niemand ist auf der Straße zu sehen, aber wenn jemand vorbeikommt, könnte man mich schon sehen. Einen Rückzieher zu machen, kommt an diese Stelle allerdings nicht mehr infrage.
Also gehe ich vorsichtig in die Hocke und setze die Augenbinde auf. Überlege kurz, ob ich wohl knien oder lieber stehen sollte. Entscheide mich dafür, im Stehen zu warten - schließlich bin ich ja immer noch in der Öffentlichkeit und jederzeit könnte jemand hinter mir vorbeigehen. Und selbst so, wäre der Anblick wohl merkwürdig genug.
Nach einiger Zeit fangen meine Beine in den hohen Schuhen zu zittern und ich meine Entscheidung zu bereuen an. Gerade, als ich denke, ich könne nicht mehr stehen, spüre ich, wie sich die Tür öffnet. Zeitgleich höre ich ein Klicken, spüre ein Rucken an meinem Hals - "Ah, eine Leine" schießt es mir geistesgegenwärtig durch den Kopf - und werde nach vorne gezogen. Immer noch blind stolpere ich (mutmaßlich) in den Hausflur, begebe mich nun doch auf meine Knie und Hände, folge dem Zug am Halsband auf allen Vieren. Realisiere, dass es sich anders anfühlt als sonst. Hat sie etwa noch jemand anderen zu unserem Treffen eingeladen?
Während ich noch nachdenke, spüre ich, wie Hände mich berühren.
Hände, die nicht so filigran sind, wie ihre Hände.
Hände, die wesentlich mehr sind, als sie Hände an ihrem Körper hat.
Hände, die meine Haut jetzt dort berühren, wo eben noch der Mantel war.
Überrascht öffnet sich mein Mund.
Eine unkontrollierte Übersprungshandlung: Nach der langen Zeit mit Augenbinde, im Stehen, orientierungslos, nur darauf bedacht, das Gleichgewicht zu halten, ruft die schiere Reizüberflutung diese körperliche Reaktion hervor. Ein "Oh" will meinen Lippen entkommen, stattdessen dringt etwas in meinen Mund ein und beginnt ihn zu ficken. Wie auf Kommando beginne ich zu saugen, ohne nachzudenken, ohne zu zögern. Ich bemerke, wie etwas den Plug in meinem Arsch ersetzt hat und ebenfalls beginnt mich zu ficken. Wenn ich etwas sehen könnte, wäre es egal, ob ich nach vorne oder nach hinten gucken würde. Der Anblick wäre exakt der Gleiche.
Ich denke nicht mehr darüber nach, wer mich wie sehen könnte.
Meine Kleidung ist weg, nur die Geilheit ist noch da.
Ich kichere nicht mehr vor Nervosität, sondern stöhne vor Lust.
Merke, wie ein Schwanz durch den nächsten ersetzt wird. Immer und immer wieder.
Ich schlucke das Sperma, nehme einen neuen Schwanz in mir auf.
Zum wievielten Mal, seit ich die Wohnung betreten habe?
Mein Kopfkino wird durch die Realität überschrieben.
Ich wache auf und blinzle. Das Licht wirkt so viel greller, als das Leuchten der Laternen auf der Straße vor... ja, wann?
Die Augenbinde ist nicht mehr auf meinen Augen. Ich spüre eine Decke auf mir liegen.
Offenbar war das Ganze nur ein Traum. Ein intensiver Traum. Ungewöhnlich, aber nicht unwillkommen.
Ich stocke. Was es nur ein Traum?
Mein Kopf spürt etwas unter sich. Spürt etwas auf sich.
Hände. Beine. Ihr Schoß, in dem ich liege. Ihre Hände, die mich streicheln.
Müde blicke ich nach oben, sehe in ihr lächelndes, glückliches Gesicht. Zufrieden sagt sie:
"Manchmal werden Träume wahr, mein Kleines."
Glücklich schlafe ich ein, und träume Träume, die niemals an die Realität heranreichen könnten. Das Leben selbst kann einfach traumhaft sein.